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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Zwölfte Capitel.
jrrdischen grossen Herrn für was besonders/
ob er es schon in allem Unflat getragen hat;
und dem soll eine sonderbare Gnad wider-
fahren seyn/ der etwas davvn an seinem ei-
genen Leib tragen darf: Wie dann? wa-
rum sollen wir da nicht auch so urteihlen?
So/ sprich ich/ soll man urteihlen: Und wann
auch einer/ an der Weltgrossen Hofhaltung
GOttes/ nur wie einer/ so zu reden/ seiner
Schue und Stifel geachtet werden solle/
in niderern/ unsauberern Diensten seine
Dienste tuhn: so sey doch auch die Unehr
eine Ehr; das verachte/ geachtet; das nidere
erhöhet/ und wann ihn einer recht und weiß-
lich betrachtet/ so tuhe er wol mehr/ und ge-
treuere/ und nötigere Dienste: als der Al-
lergröste/ der Allerhöchste tuht; gleich wie
das Leder/ zum Exempel/ an der Solen und
Schuhen mehr nutzet einem Käiser oder
König: als der Sammet und Seiden/ das
Gold und Silber/ das er oben trägt/ und
mehr zur Zierraht gebrauchet/ als zur Noht.

Die reiffliche Betrachtung nächster Er-
innerung/ wird nun bald stillen den Für-
witz/ den das menschliche Herz fo oft ver-
übet/ in dem es/ unbetrachtet ihres eigenen

Ver-

Das Zwoͤlfte Capitel.
jrꝛdiſchen groſſen Herꝛn fuͤr was beſonders/
ob er es ſchon in allem Unflat getragen hat;
und dem ſoll eine ſonderbare Gnad wider-
fahren ſeyn/ der etwas davvn an ſeinem ei-
genen Leib tragen darf: Wie dann? wa-
rum ſollen wir da nicht auch ſo urteihlen?
So/ ſprich ich/ ſoll man urteihlen: Und wañ
auch einer/ an der Weltgroſſen Hofhaltung
GOttes/ nur wie einer/ ſo zu reden/ ſeiner
Schue und Stifel geachtet werden ſolle/
in niderern/ unſauberern Dienſten ſeine
Dienſte tuhn: ſo ſey doch auch die Unehr
eine Ehr; das verachte/ geachtet; das nidere
erhoͤhet/ und wann ihn einer recht und weiß-
lich betrachtet/ ſo tuhe er wol mehr/ und ge-
treuere/ und noͤtigere Dienſte: als der Al-
lergroͤſte/ der Allerhoͤchſte tuht; gleich wie
das Leder/ zum Exempel/ an der Solen und
Schuhen mehr nutzet einem Kaͤiſer oder
Koͤnig: als der Sammet und Seiden/ das
Gold und Silber/ das er oben traͤgt/ und
mehr zur Zierꝛaht gebrauchet/ als zur Noht.

Die reiffliche Betrachtung naͤchſter Er-
innerung/ wird nun bald ſtillen den Fuͤr-
witz/ den das menſchliche Herz fo oft ver-
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[392/0472] Das Zwoͤlfte Capitel. jrꝛdiſchen groſſen Herꝛn fuͤr was beſonders/ ob er es ſchon in allem Unflat getragen hat; und dem ſoll eine ſonderbare Gnad wider- fahren ſeyn/ der etwas davvn an ſeinem ei- genen Leib tragen darf: Wie dann? wa- rum ſollen wir da nicht auch ſo urteihlen? So/ ſprich ich/ ſoll man urteihlen: Und wañ auch einer/ an der Weltgroſſen Hofhaltung GOttes/ nur wie einer/ ſo zu reden/ ſeiner Schue und Stifel geachtet werden ſolle/ in niderern/ unſauberern Dienſten ſeine Dienſte tuhn: ſo ſey doch auch die Unehr eine Ehr; das verachte/ geachtet; das nidere erhoͤhet/ und wann ihn einer recht und weiß- lich betrachtet/ ſo tuhe er wol mehr/ und ge- treuere/ und noͤtigere Dienſte: als der Al- lergroͤſte/ der Allerhoͤchſte tuht; gleich wie das Leder/ zum Exempel/ an der Solen und Schuhen mehr nutzet einem Kaͤiſer oder Koͤnig: als der Sammet und Seiden/ das Gold und Silber/ das er oben traͤgt/ und mehr zur Zierꝛaht gebrauchet/ als zur Noht. Die reiffliche Betrachtung naͤchſter Er- innerung/ wird nun bald ſtillen den Fuͤr- witz/ den das menſchliche Herz fo oft ver- uͤbet/ in dem es/ unbetrachtet ihres eigenen Ver-

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/472>, abgerufen am 24.11.2024.