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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Zwölfte Capitel.
Gütern umgehest/ wann dir deren eines nit
genug seyn will. Täglich wirft er gleichsam
solche Schaupfenninge vom Himmel un-
ter die Menschen/ unter denen du viel ver-
gnügte Gemüter findest/ die von Hertzen zu-
frieden sind/ wann sie nur ein kleines An-
denken seiner Gnaden bekommen haben.
Du aber wilst brummen/ wann du etwan
ein güldenes erlangt hast/ und doch nicht
eben in der Grösse/ in der Schweere/ wie es
jenem zugeworfen worden ist. O Unbeson-
nenheit!

Noch eines; Du lobst den Münzmei-
ster/ der allerley Präg drücket. Dn bist oft
unwillig/ wann du keine Scheidmünze
haben kanst; Du schickest hin/ biß du zu
wechseln erlanget hast; Du gibst noch wol
aufwechsel/ und hältest es für einen sonder-
baren Dienst/ wann man nur die groben
Sorten mit kleinerer vertauschen mag. Be-
sinne dich abermal/ mit wem du zu tuhn
hast/ wann du über deinen Stand murrest!
Was der Munzmeister in seiner Münz:
das ist Gott in der Welt. Hat er dich zum
Heller gemünzet/ so gedenke; So wenig die
Welt deß Hellers entbehren kan: so wenig

könne
R iij

Das Zwoͤlfte Capitel.
Guͤtern umgeheſt/ wann dir deren eines nit
genug ſeyn will. Taͤglich wirft er gleichſam
ſolche Schaupfenninge vom Himmel un-
ter die Menſchen/ unter denen du viel ver-
gnuͤgte Gemuͤter findeſt/ die von Hertzen zu-
frieden ſind/ wann ſie nur ein kleines An-
denken ſeiner Gnaden bekommen haben.
Du aber wilſt brummen/ wann du etwan
ein guͤldenes erlangt haſt/ und doch nicht
eben in der Groͤſſe/ in der Schweere/ wie es
jenem zugeworfen worden iſt. O Unbeſon-
nenheit!

Noch eines; Du lobſt den Muͤnzmei-
ſter/ der allerley Praͤg drücket. Dn biſt oft
unwillig/ wann du keine Scheidmuͤnze
haben kanſt; Du ſchickeſt hin/ biß du zu
wechſeln erlanget haſt; Du gibſt noch wol
aufwechſel/ und haͤlteſt es fuͤr einen ſonder-
baren Dienſt/ wann man nur die groben
Sorten mit kleinerer vertauſchen mag. Be-
ſinne dich abermal/ mit wem du zu tuhn
haſt/ wann du uͤber deinen Stand murꝛeſt!
Was der Munzmeiſter in ſeiner Muͤnz:
das iſt Gott in der Welt. Hat er dich zum
Heller gemuͤnzet/ ſo gedenke; So wenig die
Welt deß Hellers entbehren kan: ſo wenig

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[389/0469] Das Zwoͤlfte Capitel. Guͤtern umgeheſt/ wann dir deren eines nit genug ſeyn will. Taͤglich wirft er gleichſam ſolche Schaupfenninge vom Himmel un- ter die Menſchen/ unter denen du viel ver- gnuͤgte Gemuͤter findeſt/ die von Hertzen zu- frieden ſind/ wann ſie nur ein kleines An- denken ſeiner Gnaden bekommen haben. Du aber wilſt brummen/ wann du etwan ein guͤldenes erlangt haſt/ und doch nicht eben in der Groͤſſe/ in der Schweere/ wie es jenem zugeworfen worden iſt. O Unbeſon- nenheit! Noch eines; Du lobſt den Muͤnzmei- ſter/ der allerley Praͤg drücket. Dn biſt oft unwillig/ wann du keine Scheidmuͤnze haben kanſt; Du ſchickeſt hin/ biß du zu wechſeln erlanget haſt; Du gibſt noch wol aufwechſel/ und haͤlteſt es fuͤr einen ſonder- baren Dienſt/ wann man nur die groben Sorten mit kleinerer vertauſchen mag. Be- ſinne dich abermal/ mit wem du zu tuhn haſt/ wann du uͤber deinen Stand murꝛeſt! Was der Munzmeiſter in ſeiner Muͤnz: das iſt Gott in der Welt. Hat er dich zum Heller gemuͤnzet/ ſo gedenke; So wenig die Welt deß Hellers entbehren kan: ſo wenig koͤnne R iij

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/469>, abgerufen am 24.11.2024.