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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Zwölfte Capitel.
sie sich zuvor gekümmert haben/ wie sie es
erlangen möchten.

In dem ich das schreibe/ kömmt mir noch
etwas in die Feder/ das ich mit anfügen
will. Meine eigene Kinder hatten eben da-
mals von der Mutter etliche Nüsse mit in
die Schul empfangen; und weiln eine oder
zwo darunter ziemlich groß/ und grösser als
die andern/ waren fieng sich ein weinen an/
ein Stutzen/ daß ein es so kleine/ das andere
so grosse Nüsse bekommen hätte. Damit
nun jenem sein Will erfullet/ und seinem
Weinen abgeholfen würde/ mußte es mit
diesem tauschen; da dann bald lauter guter
Will wurde. Kaum aber/ daß es zur Tühr
kömmt/ und aufbeisset/ findet es/ daß sie leer
und nichts nutz sind; Hätte demnach seine
vorige kleinere gern widergenommen. La-
chen mußte ich selbst darob/ und weil ich im
Schreiben war/ dachte ich eben bey mir:
Rechtschaffen so Kindisch ist manchmal
unser/ der Alten/ Begehren auch. Wir nei-
den/ wir streiten/ wir feinden einander an/
darum/ daß der und der/ dem Ansehen nach/
ein grössers Ansehen/ ein paar Diener mehr
hat/ ein Buchstaben zehen zwölf mehr in

seinem
Q iij

Das Zwoͤlfte Capitel.
ſie ſich zuvor gekuͤmmert haben/ wie ſie es
erlangen moͤchten.

In dem ich das ſchreibe/ koͤmmt mir noch
etwas in die Feder/ das ich mit anfuͤgen
will. Meine eigene Kinder hatten eben da-
mals von der Mutter etliche Nüſſe mit in
die Schul empfangen; und weiln eine oder
zwo darunter ziemlich groß/ und groͤſſer als
die andern/ waren fieng ſich ein weinen an/
ein Stutzen/ daß ein es ſo kleine/ das andere
ſo groſſe Nuͤſſe bekommen haͤtte. Damit
nun jenem ſein Will erfůllet/ und ſeinem
Weinen abgeholfen wuͤrde/ mußte es mit
dieſem tauſchen; da dann bald lauter guter
Will wurde. Kaum aber/ daß es zur Tuͤhr
koͤmmt/ und aufbeiſſet/ findet es/ daß ſie leer
und nichts nutz ſind; Haͤtte demnach ſeine
vorige kleinere gern widergenommen. La-
chen mußte ich ſelbſt darob/ und weil ich im
Schreiben war/ dachte ich eben bey mir:
Rechtſchaffen ſo Kindiſch iſt manchmal
unſer/ der Alten/ Begehren auch. Wir nei-
den/ wir ſtreiten/ wir feinden einander an/
darum/ daß der und der/ dem Anſehen nach/
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[365/0445] Das Zwoͤlfte Capitel. ſie ſich zuvor gekuͤmmert haben/ wie ſie es erlangen moͤchten. In dem ich das ſchreibe/ koͤmmt mir noch etwas in die Feder/ das ich mit anfuͤgen will. Meine eigene Kinder hatten eben da- mals von der Mutter etliche Nüſſe mit in die Schul empfangen; und weiln eine oder zwo darunter ziemlich groß/ und groͤſſer als die andern/ waren fieng ſich ein weinen an/ ein Stutzen/ daß ein es ſo kleine/ das andere ſo groſſe Nuͤſſe bekommen haͤtte. Damit nun jenem ſein Will erfůllet/ und ſeinem Weinen abgeholfen wuͤrde/ mußte es mit dieſem tauſchen; da dann bald lauter guter Will wurde. Kaum aber/ daß es zur Tuͤhr koͤmmt/ und aufbeiſſet/ findet es/ daß ſie leer und nichts nutz ſind; Haͤtte demnach ſeine vorige kleinere gern widergenommen. La- chen mußte ich ſelbſt darob/ und weil ich im Schreiben war/ dachte ich eben bey mir: Rechtſchaffen ſo Kindiſch iſt manchmal unſer/ der Alten/ Begehren auch. Wir nei- den/ wir ſtreiten/ wir feinden einander an/ darum/ daß der und der/ dem Anſehen nach/ ein groͤſſers Anſehen/ ein paar Diener mehr hat/ ein Buchſtaben zehen zwoͤlf mehr in ſeinem Q iij

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/445>, abgerufen am 25.11.2024.