Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Zwölfte Capitel. teihl weiset das die Erfahrung/ daß man-cher alles versucht/ und zu unterschiedlichen mahlen/ zu unterschiedlicher Zeit/ mit un- terschiedlichen Mitteln; und doch mit aller seiner Arbeit nichts erarbeiten mögen. Wann es sich dann je nicht ändern lassen will/ so ist die Kümmerniß darüber eben so viel/ als wann sich ein Zwerg in den Tod le- gen wolte/ und sein kleines Herz abfressen/ weil er nicht eines Risen Stärk/ eines Ri- sen Grösse/ eines Risen Ansehen hab. Ich frage dich aber/ mein lieber Leser/ ob du nicht selbst lachen würdest/ wann du einen sol- chen Zwerg sehen soltest/ und heulen/ und also schreyen hören: Ach! Ach! Ach! ich muß so klein bleiben! ich muß so schwach bleiben! ich muß so unansehnlich bleiben; Da der/ so groß/ so stark/ so ansehnlich ist! Seiner Tohrheit würdestu fürwahr lachen/ und/ wann dir Christi Wort einfiele/ spre- chen: Wer ist unter uns/ der seiner Länge ein Ellen zusetzen könne/ ob er gleich darum sorget/ Matth. VI. . 27. Wende nun die Rede um/ auf deinen Zu- stand/ den du etwan auch so beweinest/ so be- klagest;
Das Zwoͤlfte Capitel. teihl weiſet das die Erfahrung/ daß man-cher alles verſucht/ und zu unterſchiedlichen mahlen/ zu unterſchiedlicher Zeit/ mit un- terſchiedlichen Mitteln; und doch mit aller ſeiner Arbeit nichts erarbeiten moͤgen. Wann es ſich dann je nicht aͤndern laſſen will/ ſo iſt die Kuͤmmerniß daruͤber eben ſo viel/ als wann ſich ein Zwerg in den Tod le- gen wolte/ und ſein kleines Herz abfreſſen/ weil er nicht eines Riſen Staͤrk/ eines Ri- ſen Groͤſſe/ eines Riſen Anſehen hab. Ich frage dich aber/ mein lieber Leſer/ ob du nicht ſelbſt lachen wuͤrdeſt/ wann du einen ſol- chen Zwerg ſehen ſolteſt/ und heulen/ und alſo ſchreyen hoͤren: Ach! Ach! Ach! ich muß ſo klein bleiben! ich muß ſo ſchwach bleiben! ich muß ſo unanſehnlich bleiben; Da der/ ſo groß/ ſo ſtark/ ſo anſehnlich iſt! Seiner Tohrheit wuͤrdeſtu fuͤrwahr lachen/ und/ wann dir Chriſti Wort einfiele/ ſpre- chen: Wer iſt unter uns/ der ſeiner Laͤnge ein Ellen zuſetzen koͤnne/ ob er gleich darum ſorget/ Matth. VI. ꝟ. 27. Wende nun die Rede um/ auf deinen Zu- ſtand/ den du etwan auch ſo beweineſt/ ſo be- klageſt;
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Das Zwoͤlfte Capitel.
teihl weiſet das die Erfahrung/ daß man-
cher alles verſucht/ und zu unterſchiedlichen
mahlen/ zu unterſchiedlicher Zeit/ mit un-
terſchiedlichen Mitteln; und doch mit aller
ſeiner Arbeit nichts erarbeiten moͤgen.
Wann es ſich dann je nicht aͤndern laſſen
will/ ſo iſt die Kuͤmmerniß daruͤber eben ſo
viel/ als wann ſich ein Zwerg in den Tod le-
gen wolte/ und ſein kleines Herz abfreſſen/
weil er nicht eines Riſen Staͤrk/ eines Ri-
ſen Groͤſſe/ eines Riſen Anſehen hab. Ich
frage dich aber/ mein lieber Leſer/ ob du nicht
ſelbſt lachen wuͤrdeſt/ wann du einen ſol-
chen Zwerg ſehen ſolteſt/ und heulen/ und
alſo ſchreyen hoͤren: Ach! Ach! Ach! ich
muß ſo klein bleiben! ich muß ſo ſchwach
bleiben! ich muß ſo unanſehnlich bleiben;
Da der/ ſo groß/ ſo ſtark/ ſo anſehnlich iſt!
Seiner Tohrheit wuͤrdeſtu fuͤrwahr lachen/
und/ wann dir Chriſti Wort einfiele/ ſpre-
chen: Wer iſt unter uns/ der ſeiner
Laͤnge ein Ellen zuſetzen koͤnne/ ob er
gleich darum ſorget/ Matth. VI. ꝟ. 27.
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ſtand/ den du etwan auch ſo beweineſt/ ſo be-
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Zitationshilfe: | Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/438>, abgerufen am 30.07.2024. |