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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Eilfte Capitel.
sene töhrichte Rede setzt der Poet: Er ha-
be der Göttin
Minervae Zorn auf
sich geladen/ weil er sich mehr eynge-
bildet als ein Mensch tuhn soll/
wie er
sich dann im Ende selbst/ um seines ver-
lohrnen Siegs willen/ entleibt hätte.

Solches Innhalts/ wäre noch die Meng
zu geben/ so man ausschweiffen solte. Nur
der bescheidenen Antwort Orestis wollen
wir noch gedenken. Als ihn Electra seines
Siegs wider AEgysthun wegen/ mächtig lob-
te/ schreibt Euripides: (*) Er habe die statt-
liche Antwort gegeben: Sie solte die Göt-
ter
(wir Christen sagten: Gott) dafur hal-
ten/ als
tukhes arkhege[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]s, dieses seines
Glucks Oberste Führer: ihn aber
anders nit/ als
ton Theon (toun Th eoud) te
tukhes upereten, der Götter (GOttes)
und deß Glücks Diener einen.

Belangend den Ehstand/ und daß der
oder der so einen tugendhaften Ehgatten
erlangt/ wiewol Clytemnestra zu ihrem
Man Agamemnon sprach: (+) Selten

gesche-
(*) Eurip. in Electra Act. IV.
(+) Iphig. in aul. a. V.

Das Eilfte Capitel.
ſene toͤhrichte Rede ſetzt der Poet: Er ha-
be der Goͤttin
Minervæ Zorn auf
ſich geladen/ weil er ſich mehr eynge-
bildet als ein Menſch tuhn ſoll/
wie er
ſich dann im Ende ſelbſt/ um ſeines ver-
lohrnen Siegs willen/ entleibt haͤtte.

Solches Innhalts/ waͤre noch die Meng
zu geben/ ſo man ausſchweiffen ſolte. Nur
der beſcheidenen Antwort Oreſtis wollen
wir noch gedenken. Als ihn Electra ſeines
Siegs wider Ægyſthũ wegen/ maͤchtig lob-
te/ ſchreibt Euripides: (*) Er habe die ſtatt-
liche Antwort gegeben: Sie ſolte die Goͤt-
ter
(wir Chriſten ſagten: Gott) dafůr hal-
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Glůcks Oberſte Führer: ihn aber
anders nit/ als
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τύχης ὑϖηρέτην, der Goͤtter (GOttes)
und deß Glücks Diener einen.

Belangend den Ehſtand/ und daß der
oder der ſo einen tugendhaften Ehgatten
erlangt/ wiewol Clytemneſtra zu ihrem
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(*) Eurip. in Electra Act. IV.
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[348/0426] Das Eilfte Capitel. ſene toͤhrichte Rede ſetzt der Poet: Er ha- be der Goͤttin Minervæ Zorn auf ſich geladen/ weil er ſich mehr eynge- bildet als ein Menſch tuhn ſoll/ wie er ſich dann im Ende ſelbſt/ um ſeines ver- lohrnen Siegs willen/ entleibt haͤtte. Solches Innhalts/ waͤre noch die Meng zu geben/ ſo man ausſchweiffen ſolte. Nur der beſcheidenen Antwort Oreſtis wollen wir noch gedenken. Als ihn Electra ſeines Siegs wider Ægyſthũ wegen/ maͤchtig lob- te/ ſchreibt Euripides: (*) Er habe die ſtatt- liche Antwort gegeben: Sie ſolte die Goͤt- ter (wir Chriſten ſagten: Gott) dafůr hal- ten/ als τύχης ἀρχηγέ_ς, dieſes ſeines Glůcks Oberſte Führer: ihn aber anders nit/ als τῶν Θεῶν (του̃ Θ εουđ) τε τύχης ὑϖηρέτην, der Goͤtter (GOttes) und deß Glücks Diener einen. Belangend den Ehſtand/ und daß der oder der ſo einen tugendhaften Ehgatten erlangt/ wiewol Clytemneſtra zu ihrem Man Agamemnon ſprach: (†) Selten geſche- (*) Eurip. in Electra Act. IV. (†) Iphig. in aul. a. V.

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/426>, abgerufen am 06.05.2024.