Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Zehende Capitel. würde zu besorgen seyn/ daß keiner sei-ne Nohtdurft haben möchte. Daß aber unmüglich sey/ daß einer alle menschliche Künste lerne/ darf keines Beweises/ weil es die Erfahrung au- genscheinlich lehret. Dann wann ei- ner nur zwo zugleich lernen will/ ver- derbt er eine mit der andern; weil eine die ander hindert. Dann wann das Gemüht auf unterschiedliche Ding denken soll; also alles zugleich nicht fassen kan; wird es zwar etwas von beyden Künsten aufklauben: zur Vollkommenheit aber/ wird er nit in einer gelangen. Also folgt das ander. Wann alle gleich in Reichtum (so ist es eben auch mit andern) und Gütern wä- ren/ wurde solches einen Weg zum Untergang machen/ und gieng uns wie denen/ die den Lust zum essen ver- lieren/ wann sie sich überessen: Dann wie diese mit vielem essen den appe- tit schwächen; Also wollen jene den Man- O
Das Zehende Capitel. wuͤrde zu beſorgen ſeyn/ daß keiner ſei-ne Nohtdurft haben moͤchte. Daß aber unmuͤglich ſey/ daß einer alle menſchliche Kuͤnſte lerne/ darf keines Beweiſes/ weil es die Erfahrung au- genſcheinlich lehret. Dann wann ei- ner nur zwo zugleich lernen will/ ver- derbt er eine mit der andern; weil eine die ander hindert. Dann wann das Gemüht auf unterſchiedliche Ding denken ſoll; alſo alles zugleich nicht faſſen kan; wird es zwar etwas von beyden Kuͤnſten aufklauben: zur Vollkommenheit aber/ wird er nit in einer gelangen. Alſo folgt das ander. Wañ alle gleich in Reichtum (ſo iſt es eben auch mit andern) und Guͤtern waͤ- ren/ wurde ſolches einen Weg zum Untergang machen/ und gieng uns wie denen/ die den Luſt zum eſſen ver- lieren/ wann ſie ſich uͤbereſſen: Dann wie dieſe mit vielem eſſen den appe- tit ſchwaͤchen; Alſo wollen jene den Man- O
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Das Zehende Capitel.
wuͤrde zu beſorgen ſeyn/ daß keiner ſei-
ne Nohtdurft haben moͤchte. Daß
aber unmuͤglich ſey/ daß einer alle
menſchliche Kuͤnſte lerne/ darf keines
Beweiſes/ weil es die Erfahrung au-
genſcheinlich lehret. Dann wann ei-
ner nur zwo zugleich lernen will/ ver-
derbt er eine mit der andern; weil eine
die ander hindert. Dann wann das
Gemüht auf unterſchiedliche Ding
denken ſoll; alſo alles zugleich nicht
faſſen kan; wird es zwar etwas von
beyden Kuͤnſten aufklauben: zur
Vollkommenheit aber/ wird er nit in
einer gelangen. Alſo folgt das ander.
Wañ alle gleich in Reichtum (ſo iſt es
eben auch mit andern) und Guͤtern waͤ-
ren/ wurde ſolches einen Weg zum
Untergang machen/ und gieng uns
wie denen/ die den Luſt zum eſſen ver-
lieren/ wann ſie ſich uͤbereſſen: Dann
wie dieſe mit vielem eſſen den appe-
tit ſchwaͤchen; Alſo wollen jene den
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