Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Neunte Capitel.
nisi ex Deo. Et quod ex Deo est, non nisi
bonum est, & quod bonun est, mali causa
non est. Non itaq; recte opinatur, qui pu-
tat, prorogatorem vitae, lapsuris, autoren
esse peccati: cum utiq; non peccatum sit
diu vivere: sed male vivere: quod etiam in
paucorum annorum aetate fieri potest.

Das ist: Wann einer/ so er lang lebet/
etwan von GOtt weichet/ braucht er
das gute/ daß er von Gott hat/ nicht
gut. Dann lang leben kommt von nie-
mand/ als von Gott. Was aber von
Gott ist/ ist nichts als gut/ und was
gut ist/ kan keine Ursach eines bösen
seyn. Darum meynet der nicht recht/
wer also urteihlt: Der/ so jemand lan-
ges Leben gibt/ gibt ihm auch ursach/
daß er sündige;
(verstehe/ weil/ wann er
ihn in der Jugend fluchs hinsterben ließ/ er
die oder die Sünd nicht begehen könte/)
weil lang leben keine Sünd ist: son-
dern übel leben/ welches eben so wol
in einem kurzen leben geschehen kan.

Mit leichtem ist es auf gegenwärtiges zu

deuten.

Das Neunte Capitel.
niſi ex Deo. Et quod ex Deo eſt, non niſi
bonum eſt, & quod bonũ eſt, mali cauſa
non eſt. Non itaq́; rectè opinatur, qui pu-
tat, prorogatorem vitæ, lapſuris, autorẽ
eſſe peccati: cùm utiq́; non peccatum ſit
diu vivere: ſed malè vivere: quod etiam in
paucorum annorum ætate fieri poteſt.

Das iſt: Wann einer/ ſo er lang lebet/
etwan von GOtt weichet/ braucht er
das gute/ daß er von Gott hat/ nicht
gut. Dann lang leben kom̃t von nie-
mand/ als von Gott. Was aber von
Gott iſt/ iſt nichts als gut/ und was
gut iſt/ kan keine Urſach eines boͤſen
ſeyn. Darum meynet der nicht recht/
wer alſo urteihlt: Der/ ſo jemand lan-
ges Leben gibt/ gibt ihm auch urſach/
daß er ſuͤndige;
(verſtehe/ weil/ wann er
ihn in der Jugend fluchs hinſterben ließ/ er
die oder die Suͤnd nicht begehen koͤnte/)
weil lang leben keine Sünd iſt: ſon-
dern uͤbel leben/ welches eben ſo wol
in einem kurzen leben geſchehen kan.

Mit leichtem iſt es auf gegenwaͤrtiges zu

deuten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0338" n="264"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Neunte Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ni&#x017F;i ex Deo. Et quod ex Deo e&#x017F;t, non ni&#x017F;i<lb/>
bonum e&#x017F;t, &amp; quod bonu&#x0303; e&#x017F;t, mali cau&#x017F;a<lb/>
non e&#x017F;t. Non itaq&#x0301;; rectè opinatur, qui pu-<lb/>
tat, prorogatorem vitæ, lap&#x017F;uris, autore&#x0303;<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e peccati: cùm utiq&#x0301;; non peccatum &#x017F;it<lb/>
diu vivere: &#x017F;ed malè vivere: quod etiam in<lb/>
paucorum annorum ætate fieri pote&#x017F;t.</hi><lb/>
Das i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">Wann einer/ &#x017F;o er lang lebet/<lb/>
etwan von GOtt weichet/ braucht er<lb/>
das gute/ daß er von Gott hat/ nicht<lb/>
gut. Dann lang leben kom&#x0303;t von nie-<lb/>
mand/ als von Gott. Was aber von<lb/>
Gott i&#x017F;t/ i&#x017F;t nichts als gut/ und was<lb/>
gut i&#x017F;t/ kan keine Ur&#x017F;ach eines bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn. Darum meynet der nicht recht/<lb/>
wer al&#x017F;o urteihlt: Der/ &#x017F;o jemand lan-<lb/>
ges Leben gibt/ gibt ihm auch ur&#x017F;ach/<lb/>
daß er &#x017F;u&#x0364;ndige;</hi> (ver&#x017F;tehe/ weil/ wann er<lb/>
ihn in der Jugend fluchs hin&#x017F;terben ließ/ er<lb/>
die oder die Su&#x0364;nd nicht begehen ko&#x0364;nte/)<lb/><hi rendition="#fr">weil lang leben keine Sünd i&#x017F;t: &#x017F;on-<lb/>
dern u&#x0364;bel leben/ welches eben &#x017F;o wol<lb/>
in einem kurzen leben ge&#x017F;chehen kan.</hi><lb/>
Mit leichtem i&#x017F;t es auf gegenwa&#x0364;rtiges zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deuten.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0338] Das Neunte Capitel. niſi ex Deo. Et quod ex Deo eſt, non niſi bonum eſt, & quod bonũ eſt, mali cauſa non eſt. Non itaq́; rectè opinatur, qui pu- tat, prorogatorem vitæ, lapſuris, autorẽ eſſe peccati: cùm utiq́; non peccatum ſit diu vivere: ſed malè vivere: quod etiam in paucorum annorum ætate fieri poteſt. Das iſt: Wann einer/ ſo er lang lebet/ etwan von GOtt weichet/ braucht er das gute/ daß er von Gott hat/ nicht gut. Dann lang leben kom̃t von nie- mand/ als von Gott. Was aber von Gott iſt/ iſt nichts als gut/ und was gut iſt/ kan keine Urſach eines boͤſen ſeyn. Darum meynet der nicht recht/ wer alſo urteihlt: Der/ ſo jemand lan- ges Leben gibt/ gibt ihm auch urſach/ daß er ſuͤndige; (verſtehe/ weil/ wann er ihn in der Jugend fluchs hinſterben ließ/ er die oder die Suͤnd nicht begehen koͤnte/) weil lang leben keine Sünd iſt: ſon- dern uͤbel leben/ welches eben ſo wol in einem kurzen leben geſchehen kan. Mit leichtem iſt es auf gegenwaͤrtiges zu deuten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/338
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/338>, abgerufen am 22.12.2024.