Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Sechste Capitel.
Meine (wie dort/ Josefs) Brüder wurden über
mich entbrandt
von deß gelben Neides Kerzen:
Daß der Schäferstab ein Zepter werden solt in
meiner Hand/
dieses schmerzte sie im Herzen;
Sich verworffen/ mich erwehlet/ mich/ Jsai
jünngsten Sohn/
Mich gesalbt vor ihnen Siebenn/
Mich hoch über sie erhaben/ mir versprochen sehn
die Kronn:
diß wolt ihnen nicht belieben.
Doch/ der Neid kont mir nicht nehmen/ was Gott
gab und günte mir.
Jch hab König werden müssen.
Dachte schon/ mich aufzuopfern/ dachte Saul
schon für und für
mich an eine Wand zuspissen.
Reichsnachfolger man verfolgen/ aber nicht er-
würgen kan:
Gott schützt Götter dieser Erden. (an;
Wem der Zepter ist versehen: stehet er schon unten
Was er soll/ das muß er/ werden.
Wer war David? wer ist David? Gott erhebt
die Nidrigkeit;
stürzet stolzgesinnte Sinnen.
Menschen sehen auf das Aussen: aber sein' Allse-
schauet auf das Herze Jnnen. (henheit
Ob du würdig/ ob du tüchtig/ Bauer oder Fürst zu
steht nit an der Stirn geschrieben. (seyn/
Laß Gott wählen/ walten schalten! dann er siht
in dich hinein:
Sein Versorgen ist ein Lieben.
Das
Das Sechſte Capitel.
Meine (wie dort/ Joſefs) Bruͤder wurden uͤber
mich entbrandt
von deß gelben Neides Kerzen:
Daß der Schaͤferſtab ein Zepter werden ſolt in
meiner Hand/
dieſes ſchmerzte ſie im Herzen;
Sich verworffen/ mich erwehlet/ mich/ Jſai
juͤn̄gſten Sohn/
Mich geſalbt vor ihnen Sieben̄/
Mich hoch uͤber ſie erhaben/ mir verſprochen ſehn
die Kron̄:
diß wolt ihnen nicht belieben.
Doch/ der Neid kont mir nicht nehmen/ was Gott
gab und günte mir.
Jch hab Koͤnig werden muͤſſen.
Dachte ſchon/ mich aufzuopfern/ dachte Saul
ſchon fuͤr und fuͤr
mich an eine Wand zuſpiſſen.
Reichsnachfolger man verfolgen/ aber nicht er-
wuͤrgen kan:
Gott ſchuͤtzt Goͤtter dieſer Erden. (an;
Wem der Zepter iſt verſehen: ſtehet er ſchon unten
Was er ſoll/ das muß er/ werden.
Wer war David? wer iſt David? Gott erhebt
die Nidrigkeit;
ſtürzet ſtolzgeſinnte Sinnen.
Menſchen ſehen auf das Auſſen: aber ſein’ Allſe-
ſchauet auf das Herze Jnnen. (henheit
Ob du wuͤrdig/ ob du tuͤchtig/ Bauer oder Fürſt zu
ſteht nit an der Stirn geſchrieben. (ſeyn/
Laß Gott waͤhlen/ walten ſchalten! dann er ſiht
in dich hinein:
Sein Verſorgen iſt ein Lieben.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0192" n="124"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Sech&#x017F;te Capitel.</hi> </fw><lb/>
          <l>Meine (wie dort/ Jo&#x017F;efs) Bru&#x0364;der wurden u&#x0364;ber</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mich entbrandt</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">von deß gelben Neides Kerzen:</hi> </l><lb/>
          <l>Daß der Scha&#x0364;fer&#x017F;tab ein Zepter werden &#x017F;olt in</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">meiner Hand/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">die&#x017F;es &#x017F;chmerzte &#x017F;ie im Herzen;</hi> </l><lb/>
          <l>Sich verworffen/ mich erwehlet/ mich/ J&#x017F;ai</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">ju&#x0364;n&#x0304;g&#x017F;ten Sohn/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Mich ge&#x017F;albt <hi rendition="#fr">vor</hi> ihnen <hi rendition="#fr">Sieben&#x0304;/</hi></hi> </l><lb/>
          <l>Mich hoch u&#x0364;ber &#x017F;ie erhaben/ mir ver&#x017F;prochen &#x017F;ehn</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">die Kron&#x0304;:</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">diß wolt ihnen nicht belieben.</hi> </l><lb/>
          <l>Doch/ der Neid kont mir nicht nehmen/ was Gott</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">gab und günte mir.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Jch hab Ko&#x0364;nig werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
          <l>Dachte &#x017F;chon/ mich aufzuopfern/ dachte Saul</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chon fu&#x0364;r und fu&#x0364;r</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mich an eine Wand zu&#x017F;pi&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
          <l>Reichsnachfolger man verfolgen/ aber nicht er-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">wu&#x0364;rgen kan:</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Gott &#x017F;chu&#x0364;tzt Go&#x0364;tter die&#x017F;er Erden. (an;</hi> </l><lb/>
          <l>Wem der Zepter i&#x017F;t ver&#x017F;ehen: &#x017F;tehet er &#x017F;chon unten</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Was er &#x017F;oll/ das muß er/ werden.</hi> </l><lb/>
          <l>Wer war David? wer i&#x017F;t David? Gott erhebt</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">die Nidrigkeit;</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;türzet &#x017F;tolzge&#x017F;innte Sinnen.</hi> </l><lb/>
          <l>Men&#x017F;chen &#x017F;ehen auf das Au&#x017F;&#x017F;en: aber &#x017F;ein&#x2019; All&#x017F;e-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chauet auf das Herze Jnnen. (henheit</hi> </l><lb/>
          <l>Ob du wu&#x0364;rdig/ ob du tu&#x0364;chtig/ Bauer oder Für&#x017F;t zu</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;teht nit an der Stirn ge&#x017F;chrieben. (&#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
          <l>Laß Gott wa&#x0364;hlen/ walten &#x017F;chalten! dann er &#x017F;iht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">in dich hinein:</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Sein Ver&#x017F;orgen i&#x017F;t ein Lieben.</hi> </l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0192] Das Sechſte Capitel. Meine (wie dort/ Joſefs) Bruͤder wurden uͤber mich entbrandt von deß gelben Neides Kerzen: Daß der Schaͤferſtab ein Zepter werden ſolt in meiner Hand/ dieſes ſchmerzte ſie im Herzen; Sich verworffen/ mich erwehlet/ mich/ Jſai juͤn̄gſten Sohn/ Mich geſalbt vor ihnen Sieben̄/ Mich hoch uͤber ſie erhaben/ mir verſprochen ſehn die Kron̄: diß wolt ihnen nicht belieben. Doch/ der Neid kont mir nicht nehmen/ was Gott gab und günte mir. Jch hab Koͤnig werden muͤſſen. Dachte ſchon/ mich aufzuopfern/ dachte Saul ſchon fuͤr und fuͤr mich an eine Wand zuſpiſſen. Reichsnachfolger man verfolgen/ aber nicht er- wuͤrgen kan: Gott ſchuͤtzt Goͤtter dieſer Erden. (an; Wem der Zepter iſt verſehen: ſtehet er ſchon unten Was er ſoll/ das muß er/ werden. Wer war David? wer iſt David? Gott erhebt die Nidrigkeit; ſtürzet ſtolzgeſinnte Sinnen. Menſchen ſehen auf das Auſſen: aber ſein’ Allſe- ſchauet auf das Herze Jnnen. (henheit Ob du wuͤrdig/ ob du tuͤchtig/ Bauer oder Fürſt zu ſteht nit an der Stirn geſchrieben. (ſeyn/ Laß Gott waͤhlen/ walten ſchalten! dann er ſiht in dich hinein: Sein Verſorgen iſt ein Lieben. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/192
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/192>, abgerufen am 19.04.2024.