W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.auf eine so ausser-ordentliche und erstaunliche Weise zu exerciren suchte. §. 10. Indem wir aber algemach darauf gekommen sind, unter diesem Trauer-Spiel den verkapten Teufel zu suchen, und aber nur die erste Anregung davon der heutigen Welt so verächtlich und widrig ist: so müssen wir uns hierüber ein wenig deutlicher erklären. Man siehet verhoffentlich aus dieser meiner bißherigen gantzen Aufführung, daß ich keiner von denen seye, die sub quocunque lapide scorpium, und unter einem jeden phaenomeno den Teufel mit ihren clair voianten Augen erblicken. Aber ich mag auch kein Mitglied der grossen Gesellschafft seyn, in deren Statutis die erste Regel ist, keinen Geist und Teufel zu glauben. Beede Theile gefallen mir so wenig, als die zwey andere Secten unter uns, deren die eine gar keinen Pabst sehen wollen, ob er schon hie und da in Lebens-Grösse sich praesentirt, die andere hingegen, wie Thomasius und seine Jünger, sehen nichts als lauter Päbste. Es ist aber dem sonst wolverdienten Mann ergangen, wie jenem Menschen, dessen Lockius de Intell. Hum. gedencket, weiß nicht wo. Den hatte ein Medicus zwar curirt, aber durch ein scharffes und beschwerliches Mittel. So offt nun dieser hernach auf eine so ausser-ordentliche und erstaunliche Weise zu exerciren suchte. §. 10. Indem wir aber algemach darauf gekommen sind, unter diesem Trauer-Spiel den verkapten Teufel zu suchen, und aber nur die erste Anregung davon der heutigen Welt so veraͤchtlich und widrig ist: so muͤssen wir uns hieruͤber ein wenig deutlicher erklaͤren. Man siehet verhoffentlich aus dieser meiner bißherigen gantzen Auffuͤhrung, daß ich keiner von denen seye, die sub quocunque lapide scorpium, und unter einem jeden phænomeno den Teufel mit ihren clair voianten Augen erblicken. Aber ich mag auch kein Mitglied der grossen Gesellschafft seyn, in deren Statutis die erste Regel ist, keinen Geist und Teufel zu glauben. Beede Theile gefallen mir so wenig, als die zwey andere Secten unter uns, deren die eine gar keinen Pabst sehen wollen, ob er schon hie und da in Lebens-Groͤsse sich præsentirt, die andere hingegen, wie Thomasius und seine Juͤnger, sehen nichts als lauter Paͤbste. Es ist aber dem sonst wolverdienten Mann ergangen, wie jenem Menschen, dessen Lockius de Intell. Hum. gedencket, weiß nicht wo. Den hatte ein Medicus zwar curirt, aber durch ein scharffes und beschwerliches Mittel. So offt nun dieser hernach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0071" n="71"/> auf eine so ausser-ordentliche und erstaunliche Weise zu <hi rendition="#aq">exerci</hi>ren suchte.</p> </div> <div n="3"> <head>§. 10.</head> <p>Indem wir aber algemach darauf gekommen sind, unter diesem Trauer-Spiel den verkapten Teufel zu suchen, und aber nur die erste Anregung davon der heutigen Welt so veraͤchtlich und widrig ist: so muͤssen wir uns hieruͤber ein wenig deutlicher erklaͤren. Man siehet verhoffentlich aus dieser meiner bißherigen gantzen Auffuͤhrung, daß ich keiner von denen seye, die <hi rendition="#aq">sub quocunque lapide scorpium</hi>, und unter einem jeden <hi rendition="#aq">phænomeno</hi> den Teufel mit ihren <hi rendition="#aq">clair voiant</hi>en Augen erblicken. Aber ich mag auch kein Mitglied der grossen Gesellschafft seyn, in deren <hi rendition="#aq">Statutis</hi> die erste Regel ist, keinen Geist und Teufel zu glauben. Beede Theile gefallen mir so wenig, als die zwey andere <hi rendition="#aq">Secten</hi> unter uns, deren die eine gar keinen Pabst sehen wollen, ob er schon hie und da in Lebens-Groͤsse sich <hi rendition="#aq">præsenti</hi>rt, die andere hingegen, wie <hi rendition="#aq">Thomasius</hi> und seine Juͤnger, sehen nichts als lauter Paͤbste. Es ist aber dem sonst wolverdienten Mann ergangen, wie jenem Menschen, dessen <hi rendition="#aq">Lockius de Intell. Hum.</hi> gedencket, weiß nicht wo. Den hatte ein <hi rendition="#aq">Medicus</hi> zwar <hi rendition="#aq">curi</hi>rt, aber durch ein scharffes und beschwerliches Mittel. So offt nun dieser hernach </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0071]
auf eine so ausser-ordentliche und erstaunliche Weise zu exerciren suchte.
§. 10. Indem wir aber algemach darauf gekommen sind, unter diesem Trauer-Spiel den verkapten Teufel zu suchen, und aber nur die erste Anregung davon der heutigen Welt so veraͤchtlich und widrig ist: so muͤssen wir uns hieruͤber ein wenig deutlicher erklaͤren. Man siehet verhoffentlich aus dieser meiner bißherigen gantzen Auffuͤhrung, daß ich keiner von denen seye, die sub quocunque lapide scorpium, und unter einem jeden phænomeno den Teufel mit ihren clair voianten Augen erblicken. Aber ich mag auch kein Mitglied der grossen Gesellschafft seyn, in deren Statutis die erste Regel ist, keinen Geist und Teufel zu glauben. Beede Theile gefallen mir so wenig, als die zwey andere Secten unter uns, deren die eine gar keinen Pabst sehen wollen, ob er schon hie und da in Lebens-Groͤsse sich præsentirt, die andere hingegen, wie Thomasius und seine Juͤnger, sehen nichts als lauter Paͤbste. Es ist aber dem sonst wolverdienten Mann ergangen, wie jenem Menschen, dessen Lockius de Intell. Hum. gedencket, weiß nicht wo. Den hatte ein Medicus zwar curirt, aber durch ein scharffes und beschwerliches Mittel. So offt nun dieser hernach
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Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/71>, abgerufen am 16.02.2025. |