Dinge; und wer weiß, wenn einer in Servien käme, ob er sie nicht als würckliche Sachen anträfe! Denn ich weiß nicht, traumt es mir, oder habe ichs wahrhafftig irgendwo ge- lesen, daß die Leute selbiger Revieren von alten Zeiten her glauben, wenn einer un- versöhnlich sterbe, oder es verspreche einer ei- nem Mägden die Ehe, führe sie aber an, und sterbe drüber, so komme er nach seinem Tod, besuche seinen alten Schatz, und sauge ihr das Blut aus, worauf sie in etlichen Tagen sterben müsse. Wenn es diesem so ist, so kan man leicht rechnen, wie manche Fälle entstehen kön- nen, die einem sich übel bewusten zum Schre- cken gereichen müssen. Schrecken aber ver- ursachet nicht nur Kranckheiten und Sterben, sondern auch Seuchen und Pest. Erst jüng- stens hat davon historice & philosophice ge- handelt der accurate Medicus, Herr D. Georg Dethardinus zu Rostock in Scrutinio Medico de morbis a spectrorum apparitione (vel ve- ra vel imaginaria) oriundis An. 1729. & D. Lentilius in Misc. Med. Pr. P. I. p. 130. febris malignae ex mera imaginatione praelu- dia.
§. 4.
Sprichst du: ich sehe noch nicht, wo die- ser Discurs hinaus will? So will ich dir also-
Dinge; und wer weiß, wenn einer in Servien kaͤme, ob er sie nicht als wuͤrckliche Sachen antraͤfe! Denn ich weiß nicht, traumt es mir, oder habe ichs wahrhafftig irgendwo ge- lesen, daß die Leute selbiger Revieren von alten Zeiten her glauben, wenn einer un- versoͤhnlich sterbe, oder es verspreche einer ei- nem Maͤgden die Ehe, fuͤhre sie aber an, und sterbe druͤber, so komme er nach seinem Tod, besuche seinen alten Schatz, und sauge ihr das Blut aus, worauf sie in etlichen Tagen sterben muͤsse. Wenn es diesem so ist, so kan man leicht rechnen, wie manche Faͤlle entstehen koͤn- nen, die einem sich uͤbel bewusten zum Schre- cken gereichen muͤssen. Schrecken aber ver- ursachet nicht nur Kranckheiten und Sterben, sondern auch Seuchen und Pest. Erst juͤng- stens hat davon historice & philosophice ge- handelt der accurate Medicus, Herr D. Georg Dethardinus zu Rostock in Scrutinio Medico de morbis a spectrorum apparitione (vel ve- ra vel imaginaria) oriundis An. 1729. & D. Lentilius in Misc. Med. Pr. P. I. p. 130. febris malignæ ex mera imaginatione prælu- dia.
§. 4.
Sprichst du: ich sehe noch nicht, wo die- ser Discurs hinaus will? So will ich dir also-
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antraͤfe! Denn ich weiß nicht, traumt es
mir, oder habe ichs wahrhafftig irgendwo ge-
lesen, daß die Leute selbiger Revieren von
alten Zeiten her glauben, wenn einer un-
versoͤhnlich sterbe, oder es verspreche einer ei-
nem Maͤgden die Ehe, fuͤhre sie aber an, und
sterbe druͤber, so komme er nach seinem Tod,
besuche seinen alten Schatz, und sauge ihr das
Blut aus, worauf sie in etlichen Tagen sterben
muͤsse. Wenn es diesem so ist, so kan man
leicht rechnen, wie manche Faͤlle entstehen koͤn-
nen, die einem sich uͤbel bewusten zum Schre-
cken gereichen muͤssen. Schrecken aber ver-
ursachet nicht nur Kranckheiten und Sterben,
sondern auch Seuchen und Pest. Erst juͤng-
stens hat davon historice & philosophice ge-
handelt der accurate Medicus, Herr D. Georg
Dethardinus zu Rostock in Scrutinio Medico
de morbis a spectrorum apparitione (vel ve-
ra vel imaginaria) oriundis An. 1729. &
D. Lentilius in Misc. Med. Pr. P. I. p. 130.
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dia.
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W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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