Und 3. meinen Außschlag geben. Weil doch die Sach einige Verwandschafft mit den Vam- pyrs hat, so will ich vorderist die Historie da- von kürtzlich erzehlen mit denen ungeänderten Worten derer, die davon geschrieben: Es ist schon lang, daß sich hin und her in der Welt bis noch auf unsere Zeiten geäußert hat, daß man aus den Gräbern heraus die eingescharr- te Todten hat hören schmatzen, wie die Schwei- ne, wenn sie eßen; oder batschen, klopffen, und ein ander Geräusch machen. Hat man nun sie ausgegraben, so hat man gefunden, daß die Leiche sich entweder die Finger, oder die Hän- de, oder einen Arm, u. d. g. abgenagt, oder die umgeschlagene Leilache und Hembder halb oder gantz verschlungen, oder noch blutig im Rachen stecken gehabt haben. Weil man nun die Anmerckung haben will, daß auf solches Schmatzen entweder die Pest folge, oder doch wenigstens die nächsten Anverwandten nachster- ben müssen, daher diese Schmatzer auch Nach- fresser genennet werden: so pflegt man solchen Todten mit einem Grab-Scheit den Kopf ab- zustossen; andere aber beym Begräbniß einen Wasen unter das Kinn, oder einen Stein in den Mund zu legen, damit ihnen die Näsche- rey vergehen möge.
Und 3. meinen Außschlag geben. Weil doch die Sach einige Verwandschafft mit den Vam- pyrs hat, so will ich vorderist die Historie da- von kuͤrtzlich erzehlen mit denen ungeaͤnderten Worten derer, die davon geschrieben: Es ist schon lang, daß sich hin und her in der Welt bis noch auf unsere Zeiten geaͤußert hat, daß man aus den Graͤbern heraus die eingescharr- te Todten hat hoͤren schmatzen, wie die Schwei- ne, wenn sie eßen; oder batschen, klopffen, und ein ander Geraͤusch machen. Hat man nun sie ausgegraben, so hat man gefunden, daß die Leiche sich entweder die Finger, oder die Haͤn- de, oder einen Arm, u. d. g. abgenagt, oder die umgeschlagene Leilache und Hembder halb oder gantz verschlungen, oder noch blutig im Rachen stecken gehabt haben. Weil man nun die Anmerckung haben will, daß auf solches Schmatzen entweder die Pest folge, oder doch wenigstens die naͤchsten Anverwandten nachster- ben muͤssen, daher diese Schmatzer auch Nach- fresser genennet werden: so pflegt man solchen Todten mit einem Grab-Scheit den Kopf ab- zustossen; andere aber beym Begraͤbniß einen Wasen unter das Kinn, oder einen Stein in den Mund zu legen, damit ihnen die Naͤsche- rey vergehen moͤge.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0032"n="32"/>
Und 3. meinen Außschlag geben. Weil doch<lb/>
die Sach einige Verwandschafft mit den <hirendition="#aq">Vam-<lb/>
pyrs</hi> hat, so will ich vorderist die <hirendition="#aq">Historie</hi> da-<lb/>
von kuͤrtzlich erzehlen mit denen ungeaͤnderten<lb/>
Worten derer, die davon geschrieben: Es ist<lb/>
schon lang, daß sich hin und her in der Welt<lb/>
bis noch auf unsere Zeiten geaͤußert hat, daß<lb/>
man aus den Graͤbern heraus die eingescharr-<lb/>
te Todten hat hoͤren schmatzen, wie die Schwei-<lb/>
ne, wenn sie eßen; oder batschen, klopffen, und<lb/>
ein ander Geraͤusch machen. Hat man nun<lb/>
sie ausgegraben, so hat man gefunden, daß die<lb/>
Leiche sich entweder die Finger, oder die Haͤn-<lb/>
de, oder einen Arm, u. d. g. abgenagt, oder<lb/>
die umgeschlagene Leilache und Hembder halb<lb/>
oder gantz verschlungen, oder noch blutig im<lb/>
Rachen stecken gehabt haben. Weil man nun<lb/>
die Anmerckung haben will, daß auf solches<lb/>
Schmatzen entweder die Pest folge, oder doch<lb/>
wenigstens die naͤchsten Anverwandten nachster-<lb/>
ben muͤssen, daher diese Schmatzer auch Nach-<lb/>
fresser genennet werden: so pflegt man solchen<lb/>
Todten mit einem Grab-Scheit den Kopf ab-<lb/>
zustossen; andere aber beym Begraͤbniß einen<lb/>
Wasen unter das Kinn, oder einen Stein in<lb/>
den Mund zu legen, damit ihnen die Naͤsche-<lb/>
rey vergehen moͤge.</p></div></div></div></body></text></TEI>
[32/0032]
Und 3. meinen Außschlag geben. Weil doch
die Sach einige Verwandschafft mit den Vam-
pyrs hat, so will ich vorderist die Historie da-
von kuͤrtzlich erzehlen mit denen ungeaͤnderten
Worten derer, die davon geschrieben: Es ist
schon lang, daß sich hin und her in der Welt
bis noch auf unsere Zeiten geaͤußert hat, daß
man aus den Graͤbern heraus die eingescharr-
te Todten hat hoͤren schmatzen, wie die Schwei-
ne, wenn sie eßen; oder batschen, klopffen, und
ein ander Geraͤusch machen. Hat man nun
sie ausgegraben, so hat man gefunden, daß die
Leiche sich entweder die Finger, oder die Haͤn-
de, oder einen Arm, u. d. g. abgenagt, oder
die umgeschlagene Leilache und Hembder halb
oder gantz verschlungen, oder noch blutig im
Rachen stecken gehabt haben. Weil man nun
die Anmerckung haben will, daß auf solches
Schmatzen entweder die Pest folge, oder doch
wenigstens die naͤchsten Anverwandten nachster-
ben muͤssen, daher diese Schmatzer auch Nach-
fresser genennet werden: so pflegt man solchen
Todten mit einem Grab-Scheit den Kopf ab-
zustossen; andere aber beym Begraͤbniß einen
Wasen unter das Kinn, oder einen Stein in
den Mund zu legen, damit ihnen die Naͤsche-
rey vergehen moͤge.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/32>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.