W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.mehr, was wir im I. Punct anmerckten, wie aus vielerley natürlichen Ursachen geschehen könne, daß die Cörper offt lange Zeit nicht in die Verwesung gehen. Gleichwie es gewisses Erdreich gibt, so auch die im Sarg verschlossene Cörper schnell verzehret: Also gibt es hingegen anderes Erdreich, so dieselbe lange Zeit erhält. Dergleichen auch von der Lufft gesagt werden kan. Bey unsern Vampyrischen Cörpern kommt das Haupt-Werck auf das frische und flüßige Geblüt an. Daß corrumpirtes Geblüt sich lang halten könne, ist so wunderlich nicht. Hie aber soll es gutes und balsamisches Geblüt seyn, so etwas mehrers sagen will. Gleichwol hat man auch davon Exempel, daß ein oder mehrere Tage nach dem Tod in den Hertz-Cammern oder in der Höle der Brust, sich noch dermassen frisches Blut gefunden, daß wenn solches durch die oder jene Veranlassung in Jährung gebracht wurde, es durch Mund, Nasen etc. heraus gedrungen. Bleibt aber das Blut noch frisch und flüßig, so bleiben auch die übrigen und festen Theile verwahret vor der Fäulniß, als welche von denen flüßigen Theilen anfänget. Die gröste Schwierigkeit bey den Vampyrs machet die lange und sonst unerhörte Zeit. Nun kan man endlich auf allerhand Ursachen rathen, die dieses möglich machen können. mehr, was wir im I. Punct anmerckten, wie aus vielerley natuͤrlichen Ursachen geschehen koͤnne, daß die Coͤrper offt lange Zeit nicht in die Verwesung gehen. Gleichwie es gewisses Erdreich gibt, so auch die im Sarg verschlossene Coͤrper schnell verzehret: Also gibt es hingegen anderes Erdreich, so dieselbe lange Zeit erhaͤlt. Dergleichen auch von der Lufft gesagt werden kan. Bey unsern Vampyrischen Coͤrpern kommt das Haupt-Werck auf das frische und fluͤßige Gebluͤt an. Daß corrumpirtes Gebluͤt sich lang halten koͤnne, ist so wunderlich nicht. Hie aber soll es gutes und balsamisches Gebluͤt seyn, so etwas mehrers sagen will. Gleichwol hat man auch davon Exempel, daß ein oder mehrere Tage nach dem Tod in den Hertz-Cammern oder in der Hoͤle der Brust, sich noch dermassen frisches Blut gefunden, daß wenn solches durch die oder jene Veranlassung in Jaͤhrung gebracht wurde, es durch Mund, Nasen ꝛc. heraus gedrungen. Bleibt aber das Blut noch frisch und fluͤßig, so bleiben auch die uͤbrigen und festen Theile verwahret vor der Faͤulniß, als welche von denen fluͤßigen Theilen anfaͤnget. Die groͤste Schwierigkeit bey den Vampyrs machet die lange und sonst unerhoͤrte Zeit. Nun kan man endlich auf allerhand Ursachen rathen, die dieses moͤglich machen koͤnnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="108"/> mehr, was wir im <hi rendition="#aq">I. Punct</hi> anmerckten, wie aus vielerley natuͤrlichen Ursachen geschehen koͤnne, daß die Coͤrper offt lange Zeit nicht in die Verwesung gehen. Gleichwie es gewisses Erdreich gibt, so auch die im Sarg verschlossene Coͤrper schnell verzehret: Also gibt es hingegen anderes Erdreich, so dieselbe lange Zeit erhaͤlt. Dergleichen auch von der Lufft gesagt werden kan. Bey unsern <hi rendition="#aq">Vampyri</hi>schen Coͤrpern kommt das Haupt-Werck auf das frische und fluͤßige Gebluͤt an. Daß <hi rendition="#aq">corrumpi</hi>rtes Gebluͤt sich lang halten koͤnne, ist so wunderlich nicht. Hie aber soll es gutes und balsamisches Gebluͤt seyn, so etwas mehrers sagen will. Gleichwol hat man auch davon Exempel, daß ein oder mehrere Tage nach dem Tod in den Hertz-Cammern oder in der Hoͤle der Brust, sich noch dermassen frisches Blut gefunden, daß wenn solches durch die oder jene Veranlassung in Jaͤhrung gebracht wurde, es durch Mund, Nasen ꝛc. heraus gedrungen. Bleibt aber das Blut noch frisch und fluͤßig, so bleiben auch die uͤbrigen und festen Theile verwahret vor der Faͤulniß, als welche von denen fluͤßigen Theilen anfaͤnget. Die groͤste Schwierigkeit bey den <hi rendition="#aq">Vampyrs</hi> machet die lange und sonst unerhoͤrte Zeit. Nun kan man endlich auf allerhand Ursachen rathen, die dieses moͤglich machen koͤnnen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0108]
mehr, was wir im I. Punct anmerckten, wie aus vielerley natuͤrlichen Ursachen geschehen koͤnne, daß die Coͤrper offt lange Zeit nicht in die Verwesung gehen. Gleichwie es gewisses Erdreich gibt, so auch die im Sarg verschlossene Coͤrper schnell verzehret: Also gibt es hingegen anderes Erdreich, so dieselbe lange Zeit erhaͤlt. Dergleichen auch von der Lufft gesagt werden kan. Bey unsern Vampyrischen Coͤrpern kommt das Haupt-Werck auf das frische und fluͤßige Gebluͤt an. Daß corrumpirtes Gebluͤt sich lang halten koͤnne, ist so wunderlich nicht. Hie aber soll es gutes und balsamisches Gebluͤt seyn, so etwas mehrers sagen will. Gleichwol hat man auch davon Exempel, daß ein oder mehrere Tage nach dem Tod in den Hertz-Cammern oder in der Hoͤle der Brust, sich noch dermassen frisches Blut gefunden, daß wenn solches durch die oder jene Veranlassung in Jaͤhrung gebracht wurde, es durch Mund, Nasen ꝛc. heraus gedrungen. Bleibt aber das Blut noch frisch und fluͤßig, so bleiben auch die uͤbrigen und festen Theile verwahret vor der Faͤulniß, als welche von denen fluͤßigen Theilen anfaͤnget. Die groͤste Schwierigkeit bey den Vampyrs machet die lange und sonst unerhoͤrte Zeit. Nun kan man endlich auf allerhand Ursachen rathen, die dieses moͤglich machen koͤnnen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/108 |
Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/108>, abgerufen am 06.07.2024. |