W. S. G. E.: Acten-mäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern, Welche sich in diesem und vorigen Jahren, im Königreich Servien herfürgethan. Leipzig, 1732.ist, so kan er auch wohl dasjenige Tröpfflein, welches von diesen geistlichen Welt Meer, in einen lebendigen Menschen ist, an sich ziehen. Wie demnach eine feindseelige Hexe, den Strahl ihrer Augen auf ein Kind richtet, mit der festen Intention selbiges zu behexen, und das Kind dadurch gleich behexet, oder beschrien wird, also ist es auch mit andern Magischen Operationen des Geistes. Also sagt man von der Eltern Fluch, daß er insgemein begleibe. Warum? Er gehet von Hertzen, i.e. er geschieht durch eine hefftige Bewegung des Geistes. Wenn ein Geist seine Ideen auf gewisse Menschen richtet, vel ad bene dicendum vel ad maledicendum aut agendum fangen selbige gleich an, verborgen in ihnen zu operiren. Gleich wie aber dieses unter den lebendigen Menschen geschiehet: so kan der Geist eines Menschen auch nach dessen Tod, seine schädliche Intention und impression die er in Articulo Mortis gehabt, in eines lebenden Menschen Geist exerciren. Denn der Geist ist ein Wesen so da lebet, und nach ideen agiret, als worinnen er von den Cörper Wesentlich unterschieden, und weilen ihm also die ideen essential sind, werden sie auch durch den Tod nicht extirpiret, sondern ist, so kan er auch wohl dasjenige Tröpfflein, welches von diesen geistlichen Welt Meer, in einen lebendigen Menschen ist, an sich ziehen. Wie demnach eine feindseelige Hexe, den Strahl ihrer Augen auf ein Kind richtet, mit der festen Intention selbiges zu behexen, und das Kind dadurch gleich behexet, oder beschrien wird, also ist es auch mit andern Magischen Operationen des Geistes. Also sagt man von der Eltern Fluch, daß er insgemein begleibe. Warum? Er gehet von Hertzen, i.e. er geschieht durch eine hefftige Bewegung des Geistes. Wenn ein Geist seine Ideen auf gewisse Menschen richtet, vel ad bene dicendum vel ad maledicendum aut agendum fangen selbige gleich an, verborgen in ihnen zu operiren. Gleich wie aber dieses unter den lebendigen Menschen geschiehet: so kan der Geist eines Menschen auch nach dessen Tod, seine schädliche Intention und impression die er in Articulo Mortis gehabt, in eines lebenden Menschen Geist exerciren. Denn der Geist ist ein Wesen so da lebet, und nach ideen agiret, als worinnen er von den Cörper Wesentlich unterschieden, und weilen ihm also die ideen essential sind, werden sie auch durch den Tod nicht extirpiret, sondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0034" n="34"/> ist, so kan er auch wohl dasjenige Tröpfflein, welches von diesen geistlichen Welt Meer, in einen lebendigen Menschen ist, an sich ziehen. Wie demnach eine feindseelige Hexe, den Strahl ihrer Augen auf ein Kind richtet, mit der festen <hi rendition="#aq">Intention</hi> selbiges zu behexen, und das Kind dadurch gleich behexet, oder beschrien wird, also ist es auch mit andern Magischen <hi rendition="#aq">Operationen</hi> des Geistes. Also sagt man von der Eltern Fluch, daß er insgemein begleibe. Warum? Er gehet von Hertzen, <hi rendition="#aq">i.e.</hi> er geschieht durch eine hefftige Bewegung des Geistes. Wenn ein Geist seine <hi rendition="#aq">Ideen</hi> auf gewisse Menschen richtet, <hi rendition="#aq">vel ad bene dicendum vel ad maledicendum aut agendum</hi> fangen selbige gleich an, verborgen in ihnen zu <hi rendition="#aq">operi</hi>ren. Gleich wie aber dieses unter den lebendigen Menschen geschiehet: so kan der Geist eines Menschen auch nach dessen Tod, seine schädliche <hi rendition="#aq">Intention</hi> und <hi rendition="#aq">impression</hi> die er in <hi rendition="#aq">Articulo Mortis</hi> gehabt, in eines lebenden Menschen Geist <hi rendition="#aq">exerci</hi>ren. Denn der Geist ist ein Wesen so da lebet, und nach <hi rendition="#aq">ideen agiret</hi>, als worinnen er von den Cörper Wesentlich unterschieden, und weilen ihm also die <hi rendition="#aq">ideen essential</hi> sind, werden sie auch durch den Tod nicht <hi rendition="#aq">extirpiret</hi>, sondern </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0034]
ist, so kan er auch wohl dasjenige Tröpfflein, welches von diesen geistlichen Welt Meer, in einen lebendigen Menschen ist, an sich ziehen. Wie demnach eine feindseelige Hexe, den Strahl ihrer Augen auf ein Kind richtet, mit der festen Intention selbiges zu behexen, und das Kind dadurch gleich behexet, oder beschrien wird, also ist es auch mit andern Magischen Operationen des Geistes. Also sagt man von der Eltern Fluch, daß er insgemein begleibe. Warum? Er gehet von Hertzen, i.e. er geschieht durch eine hefftige Bewegung des Geistes. Wenn ein Geist seine Ideen auf gewisse Menschen richtet, vel ad bene dicendum vel ad maledicendum aut agendum fangen selbige gleich an, verborgen in ihnen zu operiren. Gleich wie aber dieses unter den lebendigen Menschen geschiehet: so kan der Geist eines Menschen auch nach dessen Tod, seine schädliche Intention und impression die er in Articulo Mortis gehabt, in eines lebenden Menschen Geist exerciren. Denn der Geist ist ein Wesen so da lebet, und nach ideen agiret, als worinnen er von den Cörper Wesentlich unterschieden, und weilen ihm also die ideen essential sind, werden sie auch durch den Tod nicht extirpiret, sondern
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Zitationshilfe: | W. S. G. E.: Acten-mäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern, Welche sich in diesem und vorigen Jahren, im Königreich Servien herfürgethan. Leipzig, 1732, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr2_1732/34>, abgerufen am 06.07.2024. |