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W. S. G. E.: Acten-mäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern, Welche sich in diesem und vorigen Jahren, im Königreich Servien herfürgethan. Leipzig, 1732.

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Menschliche Leben allerdings von der Seele, dieweil ein Mensch kein Mensch mehr ist, wenn ihm ein wesentlicher Theil desselben abgehet, sondern er bleibt nur ein Leib. Nun fragt es sich, ob ein Leib der keine unsterbliche Seele mehr in sich hat, dennoch lebhafft seyn könne? Wir tragen, nach unserer Hypothesi, kein Bedencken hierauf mit ja zu antworten. Denn da der Mensch, wie wir bey unserer Relation erinnert, schon, ehe noch die Seele gewesen, geschaffen worden, so hat er, wenn man ihn, an sich betrachtet, nicht anders seyn können, als lebendig. Qualis enim causa talis effectus. GOtt kan nichts todtes schaffen, der das Leben selber ist. Also muste in den Leib schon was lebendes, das ist, ein Geist seyn, sonst wäre derselbe nicht ein Leib, sondern ein Bild, Statue oder dergleichen etwas gewesen. Der Menschliche Leib bestehet also, aus einen Geist, den er mit allen andern Cörpern in der gantzen Natur gemein hat, und der mit den algemeinen Welt-Geist zusammen hanget. Wenn nun gleich der Mensch sein eigentlich so genanntes Leben verliehret, so behält er doch seine vitalität, die er mit andern Cörpern gemein hat. Woher komt demnach die Unverweßlichkeit derer Vampiren?

Menschliche Leben allerdings von der Seele, dieweil ein Mensch kein Mensch mehr ist, wenn ihm ein wesentlicher Theil desselben abgehet, sondern er bleibt nur ein Leib. Nun fragt es sich, ob ein Leib der keine unsterbliche Seele mehr in sich hat, dennoch lebhafft seyn könne? Wir tragen, nach unserer Hypothesi, kein Bedencken hierauf mit ja zu antworten. Denn da der Mensch, wie wir bey unserer Relation erinnert, schon, ehe noch die Seele gewesen, geschaffen worden, so hat er, wenn man ihn, an sich betrachtet, nicht anders seyn können, als lebendig. Qualis enim causa talis effectus. GOtt kan nichts todtes schaffen, der das Leben selber ist. Also muste in den Leib schon was lebendes, das ist, ein Geist seyn, sonst wäre derselbe nicht ein Leib, sondern ein Bild, Statue oder dergleichen etwas gewesen. Der Menschliche Leib bestehet also, aus einen Geist, den er mit allen andern Cörpern in der gantzen Natur gemein hat, und der mit den algemeinen Welt-Geist zusammen hanget. Wenn nun gleich der Mensch sein eigentlich so genanntes Leben verliehret, so behält er doch seine vitalität, die er mit andern Cörpern gemein hat. Woher komt demnach die Unverweßlichkeit derer Vampiren?

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[26/0026] Menschliche Leben allerdings von der Seele, dieweil ein Mensch kein Mensch mehr ist, wenn ihm ein wesentlicher Theil desselben abgehet, sondern er bleibt nur ein Leib. Nun fragt es sich, ob ein Leib der keine unsterbliche Seele mehr in sich hat, dennoch lebhafft seyn könne? Wir tragen, nach unserer Hypothesi, kein Bedencken hierauf mit ja zu antworten. Denn da der Mensch, wie wir bey unserer Relation erinnert, schon, ehe noch die Seele gewesen, geschaffen worden, so hat er, wenn man ihn, an sich betrachtet, nicht anders seyn können, als lebendig. Qualis enim causa talis effectus. GOtt kan nichts todtes schaffen, der das Leben selber ist. Also muste in den Leib schon was lebendes, das ist, ein Geist seyn, sonst wäre derselbe nicht ein Leib, sondern ein Bild, Statue oder dergleichen etwas gewesen. Der Menschliche Leib bestehet also, aus einen Geist, den er mit allen andern Cörpern in der gantzen Natur gemein hat, und der mit den algemeinen Welt-Geist zusammen hanget. Wenn nun gleich der Mensch sein eigentlich so genanntes Leben verliehret, so behält er doch seine vitalität, die er mit andern Cörpern gemein hat. Woher komt demnach die Unverweßlichkeit derer Vampiren?

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Zitationshilfe: W. S. G. E.: Acten-mäßige und Umständliche Relation von denen Vampiren oder Menschen-Saugern, Welche sich in diesem und vorigen Jahren, im Königreich Servien herfürgethan. Leipzig, 1732, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr2_1732/26>, abgerufen am 29.03.2024.