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Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

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Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
zu haben. Wer sich eine durchaus korrekt zusammengestellte
Mail-Phaeton-Equipage leisten will, muss tief in den Beutel greifen.

Da ist zunächst der in jeder kleinen Einzelheit das Bild
solider, kunstverständiger Arbeit bietende Wagen, der nur von
einer berühmten, nicht für kleine Preise arbeitenden Wagenbau-
firma allerersten Ranges bezogen werden kann. Weniger wie
3000--3500 Mark wird derselbe nicht kosten. Dann kommen
die Pferde. Diese stehen dem Carrossiertypus sehr nahe, müssen
also eine Grösse von mindestens 162 cm Stockmass haben, sehr
egal sein und sich nicht nur durch einen hohen Grad von Adel,
sondern auch durch raumgreifende Aktion auszeichnen. Wenn
wir in Anbetracht dessen die Anschaffungskosten für Wagen
und Pferde mit rund 10000 Mark beziffern, so ist dies sicher
eher zu niedrig als zu hoch gegriffen.

Nun fehlen aber noch die Geschirre (mittelschweres plattier-
tes Modell) und vollständige englische Livree für zwei Leute, denn
auf den Rücksitz eines Mail-Phaeton gehören stets Kutscher und
Groom in vollkommen gleicher Adjustierung. Unter 12000 Mark
ist daher die vollständige Equipage gar nicht zu beschaffen,
wenn sie den höchsten Anforderungen entsprechen soll.

Was die bei der Zusammenstellung derselben zu beobachten-
den Detailvorschriften anbelangt, so wollen wir in erster Reihe
erwähnen, dass der Mail-Phaeton dunkel lackiert werden muss.
Dunkelgrün, fein schwarz beschnitten, dazu grünes oder helldrap-
farbiges Tuch als Garnierung sieht sehr vornehm aus. Für das
Geschirr gelten dieselben Bestimmungen, wie für das Stangenpferde-
geschirr eines eleganten Drags. Es wird also auch mit Buxton-
kandare, Aufsatzzügeln, Rückenriemen und plattierten Aufhalter-
ketten versehen sein müssen. Mit Bezug auf letztere sei bei dieser
Gelegenheit auch bemerkt, dass Kettenaufhalter nur benützt werden
dürfen, wenn der Besitzer selbst die Zügel führt. Auf einer vom
Kutscher gefahrenen Equipage, gleichviel welcher Art, dürfen sie
also nie vorkommen. Es wäre dies ein böser Verstoss gegen
die von der ganzen eleganten Welt acceptierte Fahretikette.


Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
zu haben. Wer sich eine durchaus korrekt zusammengestellte
Mail-Phaëton-Equipage leisten will, muss tief in den Beutel greifen.

Da ist zunächst der in jeder kleinen Einzelheit das Bild
solider, kunstverständiger Arbeit bietende Wagen, der nur von
einer berühmten, nicht für kleine Preise arbeitenden Wagenbau-
firma allerersten Ranges bezogen werden kann. Weniger wie
3000—3500 Mark wird derselbe nicht kosten. Dann kommen
die Pferde. Diese stehen dem Carrossiertypus sehr nahe, müssen
also eine Grösse von mindestens 162 cm Stockmass haben, sehr
egal sein und sich nicht nur durch einen hohen Grad von Adel,
sondern auch durch raumgreifende Aktion auszeichnen. Wenn
wir in Anbetracht dessen die Anschaffungskosten für Wagen
und Pferde mit rund 10000 Mark beziffern, so ist dies sicher
eher zu niedrig als zu hoch gegriffen.

Nun fehlen aber noch die Geschirre (mittelschweres plattier-
tes Modell) und vollständige englische Livree für zwei Leute, denn
auf den Rücksitz eines Mail-Phaëton gehören stets Kutscher und
Groom in vollkommen gleicher Adjustierung. Unter 12000 Mark
ist daher die vollständige Equipage gar nicht zu beschaffen,
wenn sie den höchsten Anforderungen entsprechen soll.

Was die bei der Zusammenstellung derselben zu beobachten-
den Detailvorschriften anbelangt, so wollen wir in erster Reihe
erwähnen, dass der Mail-Phaëton dunkel lackiert werden muss.
Dunkelgrün, fein schwarz beschnitten, dazu grünes oder helldrap-
farbiges Tuch als Garnierung sieht sehr vornehm aus. Für das
Geschirr gelten dieselben Bestimmungen, wie für das Stangenpferde-
geschirr eines eleganten Drags. Es wird also auch mit Buxton-
kandare, Aufsatzzügeln, Rückenriemen und plattierten Aufhalter-
ketten versehen sein müssen. Mit Bezug auf letztere sei bei dieser
Gelegenheit auch bemerkt, dass Kettenaufhalter nur benützt werden
dürfen, wenn der Besitzer selbst die Zügel führt. Auf einer vom
Kutscher gefahrenen Equipage, gleichviel welcher Art, dürfen sie
also nie vorkommen. Es wäre dies ein böser Verstoss gegen
die von der ganzen eleganten Welt acceptierte Fahretikette.


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[100/0114] Die zweispännigen Luxus-Equipagen. zu haben. Wer sich eine durchaus korrekt zusammengestellte Mail-Phaëton-Equipage leisten will, muss tief in den Beutel greifen. Da ist zunächst der in jeder kleinen Einzelheit das Bild solider, kunstverständiger Arbeit bietende Wagen, der nur von einer berühmten, nicht für kleine Preise arbeitenden Wagenbau- firma allerersten Ranges bezogen werden kann. Weniger wie 3000—3500 Mark wird derselbe nicht kosten. Dann kommen die Pferde. Diese stehen dem Carrossiertypus sehr nahe, müssen also eine Grösse von mindestens 162 cm Stockmass haben, sehr egal sein und sich nicht nur durch einen hohen Grad von Adel, sondern auch durch raumgreifende Aktion auszeichnen. Wenn wir in Anbetracht dessen die Anschaffungskosten für Wagen und Pferde mit rund 10000 Mark beziffern, so ist dies sicher eher zu niedrig als zu hoch gegriffen. Nun fehlen aber noch die Geschirre (mittelschweres plattier- tes Modell) und vollständige englische Livree für zwei Leute, denn auf den Rücksitz eines Mail-Phaëton gehören stets Kutscher und Groom in vollkommen gleicher Adjustierung. Unter 12000 Mark ist daher die vollständige Equipage gar nicht zu beschaffen, wenn sie den höchsten Anforderungen entsprechen soll. Was die bei der Zusammenstellung derselben zu beobachten- den Detailvorschriften anbelangt, so wollen wir in erster Reihe erwähnen, dass der Mail-Phaëton dunkel lackiert werden muss. Dunkelgrün, fein schwarz beschnitten, dazu grünes oder helldrap- farbiges Tuch als Garnierung sieht sehr vornehm aus. Für das Geschirr gelten dieselben Bestimmungen, wie für das Stangenpferde- geschirr eines eleganten Drags. Es wird also auch mit Buxton- kandare, Aufsatzzügeln, Rückenriemen und plattierten Aufhalter- ketten versehen sein müssen. Mit Bezug auf letztere sei bei dieser Gelegenheit auch bemerkt, dass Kettenaufhalter nur benützt werden dürfen, wenn der Besitzer selbst die Zügel führt. Auf einer vom Kutscher gefahrenen Equipage, gleichviel welcher Art, dürfen sie also nie vorkommen. Es wäre dies ein böser Verstoss gegen die von der ganzen eleganten Welt acceptierte Fahretikette.

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Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/114>, abgerufen am 23.11.2024.