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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Argentum fugitivum und Mercurius vivus bedeutet einerley.

Argentum in musculis, Muschel-Silber, bestehet aus den Schnitz-
lein des geschlagenen Silbers, welches mit Gummi gerieben und angema-
chet wird, dienet zum Schreiben und zur Mahlerey.

Argentum musicum, hat mit dem vorigen nichts zu thun, indem es
nur aus Zinn, Wißmuth und Quecksilber gemachet, und zur Mahlerey
gebrauchet wird.

Argentum vivum, Quecksilber, ist ein sehr schwerer, flüßig und
flüchtiger metallischer Safft, gleich als ein gläntzender silberner Fluß an-
zusehen, weßwegen es auch Griechisch Hydrargyrum, wegen seiner Unbe-
standigkeit im aber Mercurius genennet wird: kommt heut zu Tage
meist aus Oesterreich, Hungarn und Holland, in ledernen Säcken von
Schaaf-Fellen, welche in höltzerne Stäucher geschlagen, und das übrige
Spatium mit Säg-Spänen oder Hexel ausgefüllet wird. Es findet sich aber
das Ouecksilber entweder also pur und fliessend in den Bergwercken, wel-
ches Mercurius Virgineus genennet, und für das reineste gehalten wird;
wiewol auch derjenige , welcher entweder aus dem Cinnabari artisiciali
oder andern chymischen Praeparatis resuscitiret, und Mercurius resuscita-
tus
geheissen wird, ihm an Gütigkeit sehr nahe kommt; oder wird aus seinen
eigenen Ertzen und Mineren gebracht, welche insgemein röthlich, oder et-
was graulicht mit gläntzenden Streiffen, wie das anzusehen sind. Eine
solche Art soll sich fast nur in zweyen Ländern in gantz Europa finden, nem-
lich in Spanien und Hungarn; in Spanien zwar wird das beste Queck-
silber gefunden, welches das Silber vergülden soll, und deßwegen von den
Alchymisten sehr aestimiret wird, ist aber sehr rar und übel zu haben, muß
also fast alle das Quecksilber aus Hungarn und Siebenbürgen geholet
werden. Die ausgegrabenen Ertze thun sie in grosse eiserne Retorten, und
destilliren daraus den in andere mit angefüllte Excipienten, oder auch
in zwey auf einander gesetzte Töpffe per descensum; und wenn sie das
Quecksilber empfangen, so wird solches hernach durch ein Leder gedrucket,
und also von seinen Unreinigkeiten befreyet. Das also verfertigte Queck-
silber muß schön weiß, sauber, recht lebendig und fliessend, wie ein helles
seyn, dasjenige aber, so in einer kupfernen Schale, gleichsam wie Bley
und dunckel anzusehen ist, sich auch, als ob es fett wäre, ziehet, oder an den
Händen hangen bleibet, und sich daran in runde Kügelein formiret, ist zu
verwerffen, weiln es entweder durch Betrug, oder von ohngefehr mit Bley
vermischet ist. Jn der Medicin thut es grossen Nutzen, indem es sowol

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Argentum fugitivum und Mercurius vivus bedeutet einerley.

Argentum in muſculis, Muſchel-Silber, beſtehet aus den Schnitz-
lein des geſchlagenen Silbers, welches mit Gummi gerieben und angema-
chet wird, dienet zum Schreiben und zur Mahlerey.

Argentum muſicum, hat mit dem vorigen nichts zu thun, indem es
nur aus Zinn, Wißmuth und Queckſilber gemachet, und zur Mahlerey
gebrauchet wird.

Argentum vivum, Queckſilber, iſt ein ſehr ſchwerer, fluͤßig und
fluͤchtiger metalliſcher Safft, gleich als ein glaͤntzender ſilberner Fluß an-
zuſehen, weßwegen es auch Griechiſch Hydrargyrum, wegen ſeiner Unbe-
ſtandigkeit im 🜂 aber Mercurius genennet wird: kommt heut zu Tage
meiſt aus Oeſterreich, Hungarn und Holland, in ledernen Saͤcken von
Schaaf-Fellen, welche in hoͤltzerne Staͤucher geſchlagen, und das uͤbrige
Spatium mit Saͤg-Spaͤnen oder Hexel ausgefuͤllet wird. Es findet ſich aber
das Oueckſilber entweder alſo pur und flieſſend in den Bergwercken, wel-
ches Mercurius Virgineus genennet, und fuͤr das reineſte gehalten wird;
wiewol auch derjenige ☿, welcher entweder aus dem Cinnabari artiſiciali
oder andern chymiſchen Præparatis reſuſcitiret, und Mercurius reſuſcita-
tus
geheiſſen wird, ihm an Guͤtigkeit ſehr nahe kommt; oder wird aus ſeinen
eigenen Ertzen und Mineren gebracht, welche insgemein roͤthlich, oder et-
was graulicht mit glaͤntzenden Streiffen, wie das ♁ anzuſehen ſind. Eine
ſolche Art ſoll ſich faſt nur in zweyen Laͤndern in gantz Europa finden, nem-
lich in Spanien und Hungarn; in Spanien zwar wird das beſte Queck-
ſilber gefunden, welches das Silber verguͤlden ſoll, und deßwegen von den
Alchymiſten ſehr æſtimiret wird, iſt aber ſehr rar und uͤbel zu haben, muß
alſo faſt alle das Queckſilber aus Hungarn und Siebenbuͤrgen geholet
werden. Die ausgegrabenen Ertze thun ſie in groſſe eiſerne Retorten, und
deſtilliren daraus den ☿ in andere mit 🜄 angefuͤllte Excipienten, oder auch
in zwey auf einander geſetzte Toͤpffe per deſcenſum; und wenn ſie das
Queckſilber empfangen, ſo wird ſolches hernach durch ein Leder gedrucket,
und alſo von ſeinen Unreinigkeiten befreyet. Das alſo verfertigte Queck-
ſilber muß ſchoͤn weiß, ſauber, recht lebendig und flieſſend, wie ein helles 🜄
ſeyn, dasjenige aber, ſo in einer kupfernen Schale, gleichſam wie Bley
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[82/0094] AR Argentum fugitivum und Mercurius vivus bedeutet einerley. Argentum in muſculis, Muſchel-Silber, beſtehet aus den Schnitz- lein des geſchlagenen Silbers, welches mit Gummi gerieben und angema- chet wird, dienet zum Schreiben und zur Mahlerey. Argentum muſicum, hat mit dem vorigen nichts zu thun, indem es nur aus Zinn, Wißmuth und Queckſilber gemachet, und zur Mahlerey gebrauchet wird. Argentum vivum, Queckſilber, iſt ein ſehr ſchwerer, fluͤßig und fluͤchtiger metalliſcher Safft, gleich als ein glaͤntzender ſilberner Fluß an- zuſehen, weßwegen es auch Griechiſch Hydrargyrum, wegen ſeiner Unbe- ſtandigkeit im 🜂 aber Mercurius genennet wird: kommt heut zu Tage meiſt aus Oeſterreich, Hungarn und Holland, in ledernen Saͤcken von Schaaf-Fellen, welche in hoͤltzerne Staͤucher geſchlagen, und das uͤbrige Spatium mit Saͤg-Spaͤnen oder Hexel ausgefuͤllet wird. Es findet ſich aber das Oueckſilber entweder alſo pur und flieſſend in den Bergwercken, wel- ches Mercurius Virgineus genennet, und fuͤr das reineſte gehalten wird; wiewol auch derjenige ☿, welcher entweder aus dem Cinnabari artiſiciali oder andern chymiſchen Præparatis reſuſcitiret, und Mercurius reſuſcita- tus geheiſſen wird, ihm an Guͤtigkeit ſehr nahe kommt; oder wird aus ſeinen eigenen Ertzen und Mineren gebracht, welche insgemein roͤthlich, oder et- was graulicht mit glaͤntzenden Streiffen, wie das ♁ anzuſehen ſind. Eine ſolche Art ſoll ſich faſt nur in zweyen Laͤndern in gantz Europa finden, nem- lich in Spanien und Hungarn; in Spanien zwar wird das beſte Queck- ſilber gefunden, welches das Silber verguͤlden ſoll, und deßwegen von den Alchymiſten ſehr æſtimiret wird, iſt aber ſehr rar und uͤbel zu haben, muß alſo faſt alle das Queckſilber aus Hungarn und Siebenbuͤrgen geholet werden. Die ausgegrabenen Ertze thun ſie in groſſe eiſerne Retorten, und deſtilliren daraus den ☿ in andere mit 🜄 angefuͤllte Excipienten, oder auch in zwey auf einander geſetzte Toͤpffe per deſcenſum; und wenn ſie das Queckſilber empfangen, ſo wird ſolches hernach durch ein Leder gedrucket, und alſo von ſeinen Unreinigkeiten befreyet. Das alſo verfertigte Queck- ſilber muß ſchoͤn weiß, ſauber, recht lebendig und flieſſend, wie ein helles 🜄 ſeyn, dasjenige aber, ſo in einer kupfernen Schale, gleichſam wie Bley und dunckel anzuſehen iſt, ſich auch, als ob es fett waͤre, ziehet, oder an den Haͤnden hangen bleibet, und ſich daran in runde Kuͤgelein formiret, iſt zu verwerffen, weiln es entweder durch Betrug, oder von ohngefehr mit Bley vermiſchet iſt. Jn der Medicin thut es groſſen Nutzen, indem es ſowol præpa-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/94>, abgerufen am 23.11.2024.