Sisarum, Siser, Rapunculus hortensis,Zucker-Wurtz, Zucker- Rüben, Garten-Rapuntzel, wird in Gärten erzogen, die Wurtzeln sind mehr in der Küchen als Officin bekannt, sind leicht zu verdauen, näh- ren wohl, machen Lust zum essen, sind wider den Durchlauff gut, und werden wider das Quecksilber als ein Gegen-Gifft gelobet.
Siser montanum, siehe Ninsing radix.
Sitis, der Durst, ist eine traurige Empfindlichkeit im Munde, wenn derselbe vom Mangel des Speichels trocken worden, und darauf folgende Begierde und Verlangen solchen Mangel zu ersetzen. Hierbey mercke des Dursts (1) Ursach; solche ist ein Mangel des Speichels; diese be- haupten alle consumtiones Seri unseres Leibes, wohin auch vieles Schreyen, Käuen und Unterschlucken trockner Speisen etc. gehören. (2) Das Subje- ctum, das vom Durst angegriffen wird, ist die in dem Munde ausgebrei- tete Membran; solches bezeuget die an dem Ort befindliche Verdrüßlichkeit, und wenn man nur Wasser, oder eine bleyerne Kugel oder Steinlein im Munde hält, so kan man den Durst auf eine Zeit verzögern, bis daß der Speichel häuffiger zufleust. (3) Der Endzweck ist die Anfeuchtung des Mundes und Wiederersetzung des mangelnden Seri. Es wird der Durst zuweilen widernatürlich so vermehret, daß er unerträglich zu seyn scheinet, und dann kommt er in Praxi unter dem Namen
Sitis aucta, der vermehrte Durst, vor. Die Ursach dieses Affects ist entweder ein Mangel des Speichels, oder dessen Zähigkeit, oder ein wi- dernatürliches Saltz desselben, oder auch eine gehemmete oder turbirte Ab- sonderung desselben, welche von einer spasmodischen Contraction dieser Organorum herrühret. Die Cur aller dieser Ursachen wird durch einen Trunck Wassers verrichtet; ferner sind noch die Dulcia dienlich, als Gly- cyrrhiza, Passulae, Ficus &c. item die oleosa und pinguia, als Milch, emul- siones aus semin. 4. Frigid. maj. Amygdal. dulc. gelatin. C. C. Eboris &c. Weil die im Sommer Reisenden öffters vom grossen Durst geplaget wer- den, und selten ein recht Labsal finden, so wird ihnen dieses nachgesetzte Pulver sehr recommandiret, von welchem sie sich ex tempore einen ange- nehmen Julep und Lösch-Trunck machen können, wenn sie nur dessen einen oder zwey Löffel voll in einen Becher voll Brunn- oder Spring-Wassers thun, und solches darinnen zergehen lassen:
Aceti Vini Lbß.
Succ. Berber.
Granator. ana ß.
Ro-
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SI
Siſarum, Siſer, Rapunculus hortenſis,Zucker-Wurtz, Zucker- Ruͤben, Garten-Rapuntzel, wird in Gaͤrten erzogen, die Wurtzeln ſind mehr in der Kuͤchen als Officin bekannt, ſind leicht zu verdauen, naͤh- ren wohl, machen Luſt zum eſſen, ſind wider den Durchlauff gut, und werden wider das Queckſilber als ein Gegen-Gifft gelobet.
Siſer montanum, ſiehe Ninſing radix.
Sitis, der Durſt, iſt eine traurige Empfindlichkeit im Munde, wenn derſelbe vom Mangel des Speichels trocken worden, und darauf folgende Begierde und Verlangen ſolchen Mangel zu erſetzen. Hierbey mercke des Durſts (1) Urſach; ſolche iſt ein Mangel des Speichels; dieſe be- haupten alle conſumtiones Seri unſeres Leibes, wohin auch vieles Schreyen, Kaͤuen und Unterſchlucken trockner Speiſen ꝛc. gehoͤren. (2) Das Subje- ctum, das vom Durſt angegriffen wird, iſt die in dem Munde ausgebrei- tete Membran; ſolches bezeuget die an dem Ort befindliche Verdruͤßlichkeit, und wenn man nur Waſſer, oder eine bleyerne Kugel oder Steinlein im Munde haͤlt, ſo kan man den Durſt auf eine Zeit verzoͤgern, bis daß der Speichel haͤuffiger zufleuſt. (3) Der Endzweck iſt die Anfeuchtung des Mundes und Wiedererſetzung des mangelnden Seri. Es wird der Durſt zuweilen widernatuͤrlich ſo vermehret, daß er unertraͤglich zu ſeyn ſcheinet, und dann kommt er in Praxi unter dem Namen
Sitis aucta, der vermehrte Durſt, vor. Die Urſach dieſes Affects iſt entweder ein Mangel des Speichels, oder deſſen Zaͤhigkeit, oder ein wi- dernatuͤrliches Saltz deſſelben, oder auch eine gehemmete oder turbirte Ab- ſonderung deſſelben, welche von einer ſpaſmodiſchen Contraction dieſer Organorum herruͤhret. Die Cur aller dieſer Urſachen wird durch einen Trunck Waſſers verrichtet; ferner ſind noch die Dulcia dienlich, als Gly- cyrrhiza, Paſſulæ, Ficus &c. item die oleoſa und pinguia, als Milch, emul- ſiones aus ſemin. 4. Frigid. maj. Amygdal. dulc. gelatin. C. C. Eboris &c. Weil die im Sommer Reiſenden oͤffters vom groſſen Durſt geplaget wer- den, und ſelten ein recht Labſal finden, ſo wird ihnen dieſes nachgeſetzte Pulver ſehr recommandiret, von welchem ſie ſich ex tempore einen ange- nehmen Julep und Loͤſch-Trunck machen koͤnnen, wenn ſie nur deſſen einen oder zwey Loͤffel voll in einen Becher voll Brunn- oder Spring-Waſſers thun, und ſolches darinnen zergehen laſſen:
℞ Aceti Vini ℔ß.
Succ. Berber.
Granator. ana ℥ß.
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Siſarum, Siſer, Rapunculus hortenſis, Zucker-Wurtz, Zucker-
Ruͤben, Garten-Rapuntzel, wird in Gaͤrten erzogen, die Wurtzeln
ſind mehr in der Kuͤchen als Officin bekannt, ſind leicht zu verdauen, naͤh-
ren wohl, machen Luſt zum eſſen, ſind wider den Durchlauff gut, und
werden wider das Queckſilber als ein Gegen-Gifft gelobet.
Siſer montanum, ſiehe Ninſing radix.
Sitis, der Durſt, iſt eine traurige Empfindlichkeit im Munde, wenn
derſelbe vom Mangel des Speichels trocken worden, und darauf folgende
Begierde und Verlangen ſolchen Mangel zu erſetzen. Hierbey mercke
des Durſts (1) Urſach; ſolche iſt ein Mangel des Speichels; dieſe be-
haupten alle conſumtiones Seri unſeres Leibes, wohin auch vieles Schreyen,
Kaͤuen und Unterſchlucken trockner Speiſen ꝛc. gehoͤren. (2) Das Subje-
ctum, das vom Durſt angegriffen wird, iſt die in dem Munde ausgebrei-
tete Membran; ſolches bezeuget die an dem Ort befindliche Verdruͤßlichkeit,
und wenn man nur Waſſer, oder eine bleyerne Kugel oder Steinlein im
Munde haͤlt, ſo kan man den Durſt auf eine Zeit verzoͤgern, bis daß der
Speichel haͤuffiger zufleuſt. (3) Der Endzweck iſt die Anfeuchtung des
Mundes und Wiedererſetzung des mangelnden Seri. Es wird der Durſt
zuweilen widernatuͤrlich ſo vermehret, daß er unertraͤglich zu ſeyn ſcheinet,
und dann kommt er in Praxi unter dem Namen
Sitis aucta, der vermehrte Durſt, vor. Die Urſach dieſes Affects
iſt entweder ein Mangel des Speichels, oder deſſen Zaͤhigkeit, oder ein wi-
dernatuͤrliches Saltz deſſelben, oder auch eine gehemmete oder turbirte Ab-
ſonderung deſſelben, welche von einer ſpaſmodiſchen Contraction dieſer
Organorum herruͤhret. Die Cur aller dieſer Urſachen wird durch einen
Trunck Waſſers verrichtet; ferner ſind noch die Dulcia dienlich, als Gly-
cyrrhiza, Paſſulæ, Ficus &c. item die oleoſa und pinguia, als Milch, emul-
ſiones aus ſemin. 4. Frigid. maj. Amygdal. dulc. gelatin. C. C. Eboris &c.
Weil die im Sommer Reiſenden oͤffters vom groſſen Durſt geplaget wer-
den, und ſelten ein recht Labſal finden, ſo wird ihnen dieſes nachgeſetzte
Pulver ſehr recommandiret, von welchem ſie ſich ex tempore einen ange-
nehmen Julep und Loͤſch-Trunck machen koͤnnen, wenn ſie nur deſſen einen
oder zwey Loͤffel voll in einen Becher voll Brunn- oder Spring-Waſſers
thun, und ſolches darinnen zergehen laſſen:
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/881>, abgerufen am 22.11.2024.
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