Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite
RE

Reverberatio, eine Durch-Flammung: hierunter wird von den
Chymicis das Feuern und die Calcination der Cörper verstanden, wenn
die Flamme also gezwungen wird, daß sie nicht nur, wie es von Natur
zu seyn pfleget, in die Höhe steiget, sondern auch an den obern gewölbten
Theil des Ofens zurück stösset, und die untergesetzte Materie beschlägt.
Diese Operation ist zwiefach, eine offene und verschlossene. Beguin
nennet diese verschlossen, welche in einem allenthalben vermachten Ofen;
offen aber, welche in einem Ofen, dessen Wind- und Zug-Löcher offen ste-
hen, geschiehet. Charas aber verstehet durch die verschlossene eine De-
stillation
aus dem Kolben im Reverberir-Ofen; durch die offene eine
Calcination in einem offenen Gefäß. Der Nutzen ist, daß die harten
Corpora auf das äusserste calciniret und resolviret werden.

Reverberium, ein Reverberir-Ofen, ist ein Chymischer Ofen, in
welchem die Corpora also calciniret werden, daß die Flamme rund um
schlägt.

Revivificatio, heist bey den Chymisten, wenn ein mixtum, das man
durch Saltz oder Schwefel in eine andere Form gebracht, wieder in sei-
nen alten Stand gesetzet wird: also revivificiret man den Zinnober und
andere Praeparationes des Mercurii in einen (doch aber schönern und rei-
nern) wieder fliessenden Mercurium.

Revulsio, wird eine Zurückziehung oder Ableitung zum Gegen-
theil des fliessenden Humoris genannt. Dieser sind vier Gattungen; denn
die Revulsion geschiehet entweder vom untern zum obern, oder vom rechten
zum lincken Theil, oder von vorne hinterwärts, oder von innen und aussen.

Rha, ist ein allgemeines Wort, welches vielen Pflantzen zugeei-
gnet wird: hauptsächlich aber ist das rechte Rhaponticum also genennet
worden, nach dem Flusse Rha, bey dem es gewachsen.

Rhabarbarum, die Rhabarbar-Wurtzel, ist eine grosse länglicht-
und knollichte Wurtzel, etwas schwammicht, doch ziemlich schwer dabey,
äusserlich gelb, inwendig aber wie eine Muscat-Nuß anzusehen, eines
scharffen, bittern und eckelhafften Geschmacks, so eine anziehende Herbigkeit
zurück lässet, und einen starcken fast aromatischen Geruch von sich giebet: sie
wird in grossen Stücken, welche mitten durchbohret sind, eingesädelt, und
aus Sina nach Venedig gebracht und von da in alle Länder verführet.
Alle Botanici sind eins, daß dieser Wurtzel Kraut eine Art Grind-Wurtz,
oder Lapathi sey. Morison nennet es auch Lapathum per excellentiam;
Munting.
aber Lapathum Chinense longifolium. Man hat verschiedene

Sorten
RE

Reverberatio, eine Durch-Flammung: hierunter wird von den
Chymicis das Feuern und die Calcination der Coͤrper verſtanden, wenn
die Flamme alſo gezwungen wird, daß ſie nicht nur, wie es von Natur
zu ſeyn pfleget, in die Hoͤhe ſteiget, ſondern auch an den obern gewoͤlbten
Theil des Ofens zuruͤck ſtoͤſſet, und die untergeſetzte Materie beſchlaͤgt.
Dieſe Operation iſt zwiefach, eine offene und verſchloſſene. Beguin
nennet dieſe verſchloſſen, welche in einem allenthalben vermachten Ofen;
offen aber, welche in einem Ofen, deſſen Wind- und Zug-Loͤcher offen ſte-
hen, geſchiehet. Charas aber verſtehet durch die verſchloſſene eine De-
ſtillation
aus dem Kolben im Reverberir-Ofen; durch die offene eine
Calcination in einem offenen Gefaͤß. Der Nutzen iſt, daß die harten
Corpora auf das aͤuſſerſte calciniret und reſolviret werden.

Reverberium, ein Reverberir-Ofen, iſt ein Chymiſcher Ofen, in
welchem die Corpora alſo calciniret werden, daß die Flamme rund um
ſchlaͤgt.

Revivificatio, heiſt bey den Chymiſten, wenn ein mixtum, das man
durch Saltz oder Schwefel in eine andere Form gebracht, wieder in ſei-
nen alten Stand geſetzet wird: alſo revivificiret man den Zinnober und
andere Præparationes des Mercurii in einen (doch aber ſchoͤnern und rei-
nern) wieder flieſſenden Mercurium.

Revulſio, wird eine Zuruͤckziehung oder Ableitung zum Gegen-
theil des flieſſenden Humoris genannt. Dieſer ſind vier Gattungen; denn
die Revulſion geſchiehet entweder vom untern zum obern, oder vom rechten
zum lincken Theil, oder von vorne hinterwaͤrts, oder von innen und auſſen.

Rha, iſt ein allgemeines Wort, welches vielen Pflantzen zugeei-
gnet wird: hauptſaͤchlich aber iſt das rechte Rhaponticum alſo genennet
worden, nach dem Fluſſe Rha, bey dem es gewachſen.

Rhabarbarum, die Rhabarbar-Wurtzel, iſt eine groſſe laͤnglicht-
und knollichte Wurtzel, etwas ſchwammicht, doch ziemlich ſchwer dabey,
aͤuſſerlich gelb, inwendig aber wie eine Muſcat-Nuß anzuſehen, eines
ſcharffen, bittern und eckelhafften Geſchmacks, ſo eine anziehende Herbigkeit
zuruͤck laͤſſet, und einen ſtarcken faſt aromatiſchen Geruch von ſich giebet: ſie
wird in groſſen Stuͤcken, welche mitten durchbohret ſind, eingeſaͤdelt, und
aus Sina nach Venedig gebracht und von da in alle Laͤnder verfuͤhret.
Alle Botanici ſind eins, daß dieſer Wurtzel Kraut eine Art Grind-Wurtz,
oder Lapathi ſey. Moriſon nennet es auch Lapathum per excellentiam;
Munting.
aber Lapathum Chinenſe longifolium. Man hat verſchiedene

Sorten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0811" n="799"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">RE</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Reverberatio,</hi> eine <hi rendition="#fr">Durch-Flammung:</hi> hierunter wird von den<lb/><hi rendition="#aq">Chymicis</hi> das Feuern und die <hi rendition="#aq">Calcination</hi> der Co&#x0364;rper ver&#x017F;tanden, wenn<lb/>
die Flamme al&#x017F;o gezwungen wird, daß &#x017F;ie nicht nur, wie es von Natur<lb/>
zu &#x017F;eyn pfleget, in die Ho&#x0364;he &#x017F;teiget, &#x017F;ondern auch an den obern gewo&#x0364;lbten<lb/>
Theil des Ofens zuru&#x0364;ck &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, und die unterge&#x017F;etzte Materie be&#x017F;chla&#x0364;gt.<lb/>
Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Operation</hi> i&#x017F;t zwiefach, eine <hi rendition="#fr">offene</hi> und <hi rendition="#fr">ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene.</hi> <hi rendition="#aq">Beguin</hi><lb/>
nennet die&#x017F;e <hi rendition="#fr">ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</hi> welche in einem allenthalben vermachten Ofen;<lb/><hi rendition="#fr">offen</hi> aber, welche in einem Ofen, de&#x017F;&#x017F;en Wind- und Zug-Lo&#x0364;cher offen &#x017F;te-<lb/>
hen, ge&#x017F;chiehet. <hi rendition="#aq">Charas</hi> aber ver&#x017F;tehet durch die <hi rendition="#fr">ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene</hi> eine <hi rendition="#aq">De-<lb/>
&#x017F;tillation</hi> aus dem Kolben im <hi rendition="#aq">Reverberi</hi>r-Ofen; durch die <hi rendition="#fr">offene</hi> eine<lb/><hi rendition="#aq">Calcination</hi> in einem offenen Gefa&#x0364;ß. Der Nutzen i&#x017F;t, daß die harten<lb/><hi rendition="#aq">Corpora</hi> auf das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te <hi rendition="#aq">calcini</hi>ret und <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ret werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Reverberium,</hi> ein <hi rendition="#aq">Reverberi</hi>r-Ofen, i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Chymi</hi>&#x017F;cher Ofen, in<lb/>
welchem die <hi rendition="#aq">Corpora</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#aq">calcini</hi>ret werden, daß die Flamme rund um<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Revivificatio,</hi> hei&#x017F;t bey den <hi rendition="#aq">Chymi&#x017F;t</hi>en, wenn ein <hi rendition="#aq">mixtum,</hi> das man<lb/>
durch Saltz oder Schwefel in eine andere Form gebracht, wieder in &#x017F;ei-<lb/>
nen alten Stand ge&#x017F;etzet wird: al&#x017F;o <hi rendition="#aq">revivifici</hi>ret man den Zinnober und<lb/>
andere <hi rendition="#aq">Præparationes</hi> des <hi rendition="#aq">Mercurii</hi> in einen (doch aber &#x017F;cho&#x0364;nern und rei-<lb/>
nern) wieder flie&#x017F;&#x017F;enden <hi rendition="#aq">Mercurium.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Revul&#x017F;io,</hi> wird eine <hi rendition="#fr">Zuru&#x0364;ckziehung</hi> oder <hi rendition="#fr">Ableitung</hi> zum Gegen-<lb/>
theil des flie&#x017F;&#x017F;enden <hi rendition="#aq">Humoris</hi> genannt. Die&#x017F;er &#x017F;ind vier Gattungen; denn<lb/>
die <hi rendition="#aq">Revul&#x017F;ion</hi> ge&#x017F;chiehet entweder vom untern zum obern, oder vom rechten<lb/>
zum lincken Theil, oder von vorne hinterwa&#x0364;rts, oder von innen und au&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Rha,</hi> i&#x017F;t ein allgemeines Wort, welches vielen Pflantzen zugeei-<lb/>
gnet wird: haupt&#x017F;a&#x0364;chlich aber i&#x017F;t das rechte <hi rendition="#aq">Rhaponticum</hi> al&#x017F;o genennet<lb/>
worden, nach dem Flu&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Rha,</hi> bey dem es gewach&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Rhabarbarum,</hi> die <hi rendition="#fr">Rhabarbar-Wurtzel,</hi> i&#x017F;t eine gro&#x017F;&#x017F;e la&#x0364;nglicht-<lb/>
und knollichte Wurtzel, etwas &#x017F;chwammicht, doch ziemlich &#x017F;chwer dabey,<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich gelb, inwendig aber wie eine Mu&#x017F;cat-Nuß anzu&#x017F;ehen, eines<lb/>
&#x017F;charffen, bittern und eckelhafften Ge&#x017F;chmacks, &#x017F;o eine anziehende Herbigkeit<lb/>
zuru&#x0364;ck la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, und einen &#x017F;tarcken fa&#x017F;t <hi rendition="#aq">aromati</hi>&#x017F;chen Geruch von &#x017F;ich giebet: &#x017F;ie<lb/>
wird in gro&#x017F;&#x017F;en Stu&#x0364;cken, welche mitten durchbohret &#x017F;ind, einge&#x017F;a&#x0364;delt, und<lb/>
aus <hi rendition="#aq">Sina</hi> nach Venedig gebracht und von da in alle La&#x0364;nder verfu&#x0364;hret.<lb/>
Alle <hi rendition="#aq">Botanici</hi> &#x017F;ind eins, daß die&#x017F;er Wurtzel Kraut eine Art Grind-Wurtz,<lb/>
oder <hi rendition="#aq">Lapathi</hi> &#x017F;ey. <hi rendition="#aq">Mori&#x017F;on</hi> nennet es auch <hi rendition="#aq">Lapathum per excellentiam;<lb/>
Munting.</hi> aber <hi rendition="#aq">Lapathum Chinen&#x017F;e longifolium.</hi> Man hat ver&#x017F;chiedene<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sorten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[799/0811] RE Reverberatio, eine Durch-Flammung: hierunter wird von den Chymicis das Feuern und die Calcination der Coͤrper verſtanden, wenn die Flamme alſo gezwungen wird, daß ſie nicht nur, wie es von Natur zu ſeyn pfleget, in die Hoͤhe ſteiget, ſondern auch an den obern gewoͤlbten Theil des Ofens zuruͤck ſtoͤſſet, und die untergeſetzte Materie beſchlaͤgt. Dieſe Operation iſt zwiefach, eine offene und verſchloſſene. Beguin nennet dieſe verſchloſſen, welche in einem allenthalben vermachten Ofen; offen aber, welche in einem Ofen, deſſen Wind- und Zug-Loͤcher offen ſte- hen, geſchiehet. Charas aber verſtehet durch die verſchloſſene eine De- ſtillation aus dem Kolben im Reverberir-Ofen; durch die offene eine Calcination in einem offenen Gefaͤß. Der Nutzen iſt, daß die harten Corpora auf das aͤuſſerſte calciniret und reſolviret werden. Reverberium, ein Reverberir-Ofen, iſt ein Chymiſcher Ofen, in welchem die Corpora alſo calciniret werden, daß die Flamme rund um ſchlaͤgt. Revivificatio, heiſt bey den Chymiſten, wenn ein mixtum, das man durch Saltz oder Schwefel in eine andere Form gebracht, wieder in ſei- nen alten Stand geſetzet wird: alſo revivificiret man den Zinnober und andere Præparationes des Mercurii in einen (doch aber ſchoͤnern und rei- nern) wieder flieſſenden Mercurium. Revulſio, wird eine Zuruͤckziehung oder Ableitung zum Gegen- theil des flieſſenden Humoris genannt. Dieſer ſind vier Gattungen; denn die Revulſion geſchiehet entweder vom untern zum obern, oder vom rechten zum lincken Theil, oder von vorne hinterwaͤrts, oder von innen und auſſen. Rha, iſt ein allgemeines Wort, welches vielen Pflantzen zugeei- gnet wird: hauptſaͤchlich aber iſt das rechte Rhaponticum alſo genennet worden, nach dem Fluſſe Rha, bey dem es gewachſen. Rhabarbarum, die Rhabarbar-Wurtzel, iſt eine groſſe laͤnglicht- und knollichte Wurtzel, etwas ſchwammicht, doch ziemlich ſchwer dabey, aͤuſſerlich gelb, inwendig aber wie eine Muſcat-Nuß anzuſehen, eines ſcharffen, bittern und eckelhafften Geſchmacks, ſo eine anziehende Herbigkeit zuruͤck laͤſſet, und einen ſtarcken faſt aromatiſchen Geruch von ſich giebet: ſie wird in groſſen Stuͤcken, welche mitten durchbohret ſind, eingeſaͤdelt, und aus Sina nach Venedig gebracht und von da in alle Laͤnder verfuͤhret. Alle Botanici ſind eins, daß dieſer Wurtzel Kraut eine Art Grind-Wurtz, oder Lapathi ſey. Moriſon nennet es auch Lapathum per excellentiam; Munting. aber Lapathum Chinenſe longifolium. Man hat verſchiedene Sorten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/811
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/811>, abgerufen am 03.05.2024.