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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Puls, siehe Pulmentum.

Pulsatilla, Küchen-Schell, wächst auf den Bergen, sonderlich um
Jena in Thüringen, und häuffig in dem Walde zu Franckfurt am Mayn,
blühet im Martio; die Wurtzel, welche fast eines Schuhes lang, am Ge-
schmack süßlicht und einer gelinden Schärffe ist, hat eine Gifft- und
Schweiß-treibende Krafft, dahero sie innerlich wider die Pest und andere
gifftige Kranckheiten mit grossem Nutzen gebrauchet wird. Die Blätter
und Blumen aber etzen, nehmen die Wartzen, Sommersprossen, Gebre-
chen der Nägel etc. weg.

Pulsatio, der Pulsschlag, oder die Bewegung des Puls-ädrigen
Geblüts.

Pulsus, der Pulsschlag, ist die Bewegung des Puls-ädrigen Bluts,
welche von der Schlagung des Hertzens fortgetrieben, und vermöge des
Fühlens angemercket wird. Er ist eines von den vornehmsten Signis,
welche zur Untersuchung der Kranckheiten gebrauchet werden. Der Ort,
wo man nach dem Puls greifft, ist ordinair in der Gegend des Carpi;
ausser diesem sind noch andere Oerter, als zwischen dem Daumen und dem
Zeiger, an den Schläfen und am Fuß, nicht weit von der andern Zehe.
Der Puls wird in simplicem, einfachen, und compositum, doppelten
getheilet. Der einfache ist wiederum fünfferley, als (1) magnus, groß,
oder parvus, klein, in Ansehung des Raums, durch welchen er gehet;
(2) celer, geschwind, oder tardus, langsam, in Betrachtung der Zeit,
welche in der Bewegung consumiret wird; (3) frequens, offt, oder rarus,
selten, von der Ruhe der Zeit also benennet, (4) vehemens, hefftig, und
debilis, schwach, so von der Bewegungs-Krafft der Arterien herrühret,
und (5) durus, hart, und mollis, weich, von der Qualität der Arterien
also genennet. Aus diesen simplicibus entspringet hernach der Compositus.
Es ändert sich der Pulsschlag nach den Jahren gar fehr, so ist er bey den Kin-
dern und Knaben geschwinder, bey Erwachsenen und Alten langsamer.
Er ist auch ein sehr betrüglich Zeichen, massen er sich in einer Stunde offt
und vielmal verändert, z. E. nach eingenommenen Sudoriferis gehet er ge-
schwinder, ingleichen nach beschleunigter Respiration, nach gehemmter aber
gehet er langsamer. Lowerus im Tractat. de corde pag. 164. hat ange-
mercket, daß in einer Stunde zwey tausend Puls-Schläge geschehen; an-
dere aber haben mehr observiret, wie aus des Bartholini Anatom. p. 376.
zu ersehen; hieraus wird statuiret, daß in iedem Pulsschlag zwey Untzen
in das Hertz getrieben, und auch wieder heraus getrieben werden.

Pulve-
PU

Puls, ſiehe Pulmentum.

Pulſatilla, Kuͤchen-Schell, waͤchſt auf den Bergen, ſonderlich um
Jena in Thuͤringen, und haͤuffig in dem Walde zu Franckfurt am Mayn,
bluͤhet im Martio; die Wurtzel, welche faſt eines Schuhes lang, am Ge-
ſchmack ſuͤßlicht und einer gelinden Schaͤrffe iſt, hat eine Gifft- und
Schweiß-treibende Krafft, dahero ſie innerlich wider die Peſt und andere
gifftige Kranckheiten mit groſſem Nutzen gebrauchet wird. Die Blaͤtter
und Blumen aber etzen, nehmen die Wartzen, Sommerſproſſen, Gebre-
chen der Naͤgel ꝛc. weg.

Pulſatio, der Pulsſchlag, oder die Bewegung des Puls-aͤdrigen
Gebluͤts.

Pulſus, der Pulsſchlag, iſt die Bewegung des Puls-aͤdrigen Bluts,
welche von der Schlagung des Hertzens fortgetrieben, und vermoͤge des
Fuͤhlens angemercket wird. Er iſt eines von den vornehmſten Signis,
welche zur Unterſuchung der Kranckheiten gebrauchet werden. Der Ort,
wo man nach dem Puls greifft, iſt ordinair in der Gegend des Carpi;
auſſer dieſem ſind noch andere Oerter, als zwiſchen dem Daumen und dem
Zeiger, an den Schlaͤfen und am Fuß, nicht weit von der andern Zehe.
Der Puls wird in ſimplicem, einfachen, und compoſitum, doppelten
getheilet. Der einfache iſt wiederum fuͤnfferley, als (1) magnus, groß,
oder parvus, klein, in Anſehung des Raums, durch welchen er gehet;
(2) celer, geſchwind, oder tardus, langſam, in Betrachtung der Zeit,
welche in der Bewegung conſumiret wird; (3) frequens, offt, oder rarus,
ſelten, von der Ruhe der Zeit alſo benennet, (4) vehemens, hefftig, und
debilis, ſchwach, ſo von der Bewegungs-Krafft der Arterien herruͤhret,
und (5) durus, hart, und mollis, weich, von der Qualitaͤt der Arterien
alſo genennet. Aus dieſen ſimplicibus entſpringet hernach der Compoſitus.
Es aͤndert ſich der Pulsſchlag nach den Jahren gar fehr, ſo iſt er bey den Kin-
dern und Knaben geſchwinder, bey Erwachſenen und Alten langſamer.
Er iſt auch ein ſehr betruͤglich Zeichen, maſſen er ſich in einer Stunde offt
und vielmal veraͤndert, z. E. nach eingenommenen Sudoriferis gehet er ge-
ſchwinder, ingleichen nach beſchleunigter Reſpiration, nach gehemmter aber
gehet er langſamer. Lowerus im Tractat. de corde pag. 164. hat ange-
mercket, daß in einer Stunde zwey tauſend Puls-Schlaͤge geſchehen; an-
dere aber haben mehr obſerviret, wie aus des Bartholini Anatom. p. 376.
zu erſehen; hieraus wird ſtatuiret, daß in iedem Pulsſchlag zwey Untzen
in das Hertz getrieben, und auch wieder heraus getrieben werden.

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[770/0782] PU Puls, ſiehe Pulmentum. Pulſatilla, Kuͤchen-Schell, waͤchſt auf den Bergen, ſonderlich um Jena in Thuͤringen, und haͤuffig in dem Walde zu Franckfurt am Mayn, bluͤhet im Martio; die Wurtzel, welche faſt eines Schuhes lang, am Ge- ſchmack ſuͤßlicht und einer gelinden Schaͤrffe iſt, hat eine Gifft- und Schweiß-treibende Krafft, dahero ſie innerlich wider die Peſt und andere gifftige Kranckheiten mit groſſem Nutzen gebrauchet wird. Die Blaͤtter und Blumen aber etzen, nehmen die Wartzen, Sommerſproſſen, Gebre- chen der Naͤgel ꝛc. weg. Pulſatio, der Pulsſchlag, oder die Bewegung des Puls-aͤdrigen Gebluͤts. Pulſus, der Pulsſchlag, iſt die Bewegung des Puls-aͤdrigen Bluts, welche von der Schlagung des Hertzens fortgetrieben, und vermoͤge des Fuͤhlens angemercket wird. Er iſt eines von den vornehmſten Signis, welche zur Unterſuchung der Kranckheiten gebrauchet werden. Der Ort, wo man nach dem Puls greifft, iſt ordinair in der Gegend des Carpi; auſſer dieſem ſind noch andere Oerter, als zwiſchen dem Daumen und dem Zeiger, an den Schlaͤfen und am Fuß, nicht weit von der andern Zehe. Der Puls wird in ſimplicem, einfachen, und compoſitum, doppelten getheilet. Der einfache iſt wiederum fuͤnfferley, als (1) magnus, groß, oder parvus, klein, in Anſehung des Raums, durch welchen er gehet; (2) celer, geſchwind, oder tardus, langſam, in Betrachtung der Zeit, welche in der Bewegung conſumiret wird; (3) frequens, offt, oder rarus, ſelten, von der Ruhe der Zeit alſo benennet, (4) vehemens, hefftig, und debilis, ſchwach, ſo von der Bewegungs-Krafft der Arterien herruͤhret, und (5) durus, hart, und mollis, weich, von der Qualitaͤt der Arterien alſo genennet. Aus dieſen ſimplicibus entſpringet hernach der Compoſitus. Es aͤndert ſich der Pulsſchlag nach den Jahren gar fehr, ſo iſt er bey den Kin- dern und Knaben geſchwinder, bey Erwachſenen und Alten langſamer. Er iſt auch ein ſehr betruͤglich Zeichen, maſſen er ſich in einer Stunde offt und vielmal veraͤndert, z. E. nach eingenommenen Sudoriferis gehet er ge- ſchwinder, ingleichen nach beſchleunigter Reſpiration, nach gehemmter aber gehet er langſamer. Lowerus im Tractat. de corde pag. 164. hat ange- mercket, daß in einer Stunde zwey tauſend Puls-Schlaͤge geſchehen; an- dere aber haben mehr obſerviret, wie aus des Bartholini Anatom. p. 376. zu erſehen; hieraus wird ſtatuiret, daß in iedem Pulsſchlag zwey Untzen in das Hertz getrieben, und auch wieder heraus getrieben werden. Pulve-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/782>, abgerufen am 22.11.2024.