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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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meines. Die feine Sorte muß leicht, schwartz und gleichsam versilbert,
gläntzend, dicht und nicht körnicht, in mittelmäßigen Stücken seyn, kommt
gemeiniglich aus Engeland. Das gemeine aber überschicken die Hollän-
der in andere Länder: wird von denen Ingenieurs, Baumeistern, Mahlern
und andern Handwercken gebrauchet: in der Medicin aber wird es, wie
andere Saturnina, nur äusserlich wider fliessende Schäden, Rothlauff und
heissen Brand genützet.

Plumbum, das Bley, von den Chymisten und Laboranten Saturnus
genannt, und also bezeichnet, ist das weicheste und flüßigste Metall un-
ter allen, doch nächst dem Golde das schwereste: wird hin und wieder
sowol gediegen, als in seinen Ertzten gefunden, deren jenes entweder
hart, als das Polnische Bley, oder etwas weicher, als das Deutsche, zu
seyn pfleget. Nicht weniger werden die Bley-Ertzte in die weicheren
und härteren unterschieden. Jene sind an der Farbe wieder unterschied-
lich, in Ansehung deren sie in weisse, rothe und gelbe Bley-Ertzte
getheilet werden, welche letzteren man Bley-Schweiff nennet. Der beste
aber unter denselben ist das Glantz-Ertz, oder Glantz, dessen sich die Töpf-
fer zu ihrem Glasuren bedienen, wird von den alten Lateinern Galena und

Plumbum minerale, von den Frantzosen aber Alquifoux geheissen.
Dieses ist ein sehr schweres Ertz, welches leicht zu zerstossen, aber schwer
zu schmeltzen ist, wird in Stücken von verschiedener Grösse aus den Berg-
wercken gegraben, welche theils sauber und pur, theils auch mit Kiß und
Steinen vermischet sind, und wenn sie von einander gebrochen werden, so
glantzen sie wie das Antimonium, sind auch an der Farbe bleich-schwartz.
Sonsten werden die grösseren Stücken, welche schwer, und gleichsam fet-
tigt und hart zu tractiren sind, auch schöne gläntzende Schupfen haben,
für die besten gehalten, welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Aus
diesen Bley-Ertzten wird das Bley selbsten gegossen, und wenn es entwe-
der durch öffteres Abschäumen, oder durch Seiffe und andere Fettigkeit
gereiniget wird, so giesset man es in gewisse Formen zu langen viereckig-
ten Bley-Klumpen, Mulden genannt, von unterschiedlicher Grösse und
Gewicht, welche am meisten aestimiret werden, wenn sie leicht zu schnei-
den, schön weiß und gläntzend sind. Aus dem Bley wird das Schiefer-
Weiß,
und auch das

Plumbum ustum, oder gebrannte Bley gemachet, wenn man nem-
lich Bley zu dünnen Blech geschlagen nimmt, und mit dem gemeinen
Schwefel in einen Topff ein Stratum super stratum machet und ausbren-

nen

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meines. Die feine Sorte muß leicht, ſchwartz und gleichſam verſilbert,
glaͤntzend, dicht und nicht koͤrnicht, in mittelmaͤßigen Stuͤcken ſeyn, kommt
gemeiniglich aus Engeland. Das gemeine aber uͤberſchicken die Hollaͤn-
der in andere Laͤnder: wird von denen Ingenieurs, Baumeiſtern, Mahlern
und andern Handwercken gebrauchet: in der Medicin aber wird es, wie
andere Saturnina, nur aͤuſſerlich wider flieſſende Schaͤden, Rothlauff und
heiſſen Brand genuͤtzet.

Plumbum, das Bley, von den Chymiſten und Laboranten Saturnus
genannt, und alſo ♄ bezeichnet, iſt das weicheſte und fluͤßigſte Metall un-
ter allen, doch naͤchſt dem Golde das ſchwereſte: wird hin und wieder
ſowol gediegen, als in ſeinen Ertzten gefunden, deren jenes entweder
hart, als das Polniſche Bley, oder etwas weicher, als das Deutſche, zu
ſeyn pfleget. Nicht weniger werden die Bley-Ertzte in die weicheren
und haͤrteren unterſchieden. Jene ſind an der Farbe wieder unterſchied-
lich, in Anſehung deren ſie in weiſſe, rothe und gelbe Bley-Ertzte
getheilet werden, welche letzteren man Bley-Schweiff nennet. Der beſte
aber unter denſelben iſt das Glantz-Ertz, oder Glantz, deſſen ſich die Toͤpf-
fer zu ihrem Glaſuren bedienen, wird von den alten Lateinern Galena und

Plumbum minerale, von den Frantzoſen aber Alquifoux geheiſſen.
Dieſes iſt ein ſehr ſchweres Ertz, welches leicht zu zerſtoſſen, aber ſchwer
zu ſchmeltzen iſt, wird in Stuͤcken von verſchiedener Groͤſſe aus den Berg-
wercken gegraben, welche theils ſauber und pur, theils auch mit Kiß und
Steinen vermiſchet ſind, und wenn ſie von einander gebrochen werden, ſo
glantzen ſie wie das Antimonium, ſind auch an der Farbe bleich-ſchwartz.
Sonſten werden die groͤſſeren Stuͤcken, welche ſchwer, und gleichſam fet-
tigt und hart zu tractiren ſind, auch ſchoͤne glaͤntzende Schupfen haben,
fuͤr die beſten gehalten, welche dem Wißmuth faſt gleich ſehen. Aus
dieſen Bley-Ertzten wird das Bley ſelbſten gegoſſen, und wenn es entwe-
der durch oͤffteres Abſchaͤumen, oder durch Seiffe und andere Fettigkeit
gereiniget wird, ſo gieſſet man es in gewiſſe Formen zu langen viereckig-
ten Bley-Klumpen, Mulden genannt, von unterſchiedlicher Groͤſſe und
Gewicht, welche am meiſten æſtimiret werden, wenn ſie leicht zu ſchnei-
den, ſchoͤn weiß und glaͤntzend ſind. Aus dem Bley wird das Schiefer-
Weiß,
und auch das

Plumbum uſtum, oder gebrannte Bley gemachet, wenn man nem-
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[744/0756] PL meines. Die feine Sorte muß leicht, ſchwartz und gleichſam verſilbert, glaͤntzend, dicht und nicht koͤrnicht, in mittelmaͤßigen Stuͤcken ſeyn, kommt gemeiniglich aus Engeland. Das gemeine aber uͤberſchicken die Hollaͤn- der in andere Laͤnder: wird von denen Ingenieurs, Baumeiſtern, Mahlern und andern Handwercken gebrauchet: in der Medicin aber wird es, wie andere Saturnina, nur aͤuſſerlich wider flieſſende Schaͤden, Rothlauff und heiſſen Brand genuͤtzet. Plumbum, das Bley, von den Chymiſten und Laboranten Saturnus genannt, und alſo ♄ bezeichnet, iſt das weicheſte und fluͤßigſte Metall un- ter allen, doch naͤchſt dem Golde das ſchwereſte: wird hin und wieder ſowol gediegen, als in ſeinen Ertzten gefunden, deren jenes entweder hart, als das Polniſche Bley, oder etwas weicher, als das Deutſche, zu ſeyn pfleget. Nicht weniger werden die Bley-Ertzte in die weicheren und haͤrteren unterſchieden. Jene ſind an der Farbe wieder unterſchied- lich, in Anſehung deren ſie in weiſſe, rothe und gelbe Bley-Ertzte getheilet werden, welche letzteren man Bley-Schweiff nennet. Der beſte aber unter denſelben iſt das Glantz-Ertz, oder Glantz, deſſen ſich die Toͤpf- fer zu ihrem Glaſuren bedienen, wird von den alten Lateinern Galena und Plumbum minerale, von den Frantzoſen aber Alquifoux geheiſſen. Dieſes iſt ein ſehr ſchweres Ertz, welches leicht zu zerſtoſſen, aber ſchwer zu ſchmeltzen iſt, wird in Stuͤcken von verſchiedener Groͤſſe aus den Berg- wercken gegraben, welche theils ſauber und pur, theils auch mit Kiß und Steinen vermiſchet ſind, und wenn ſie von einander gebrochen werden, ſo glantzen ſie wie das Antimonium, ſind auch an der Farbe bleich-ſchwartz. Sonſten werden die groͤſſeren Stuͤcken, welche ſchwer, und gleichſam fet- tigt und hart zu tractiren ſind, auch ſchoͤne glaͤntzende Schupfen haben, fuͤr die beſten gehalten, welche dem Wißmuth faſt gleich ſehen. Aus dieſen Bley-Ertzten wird das Bley ſelbſten gegoſſen, und wenn es entwe- der durch oͤffteres Abſchaͤumen, oder durch Seiffe und andere Fettigkeit gereiniget wird, ſo gieſſet man es in gewiſſe Formen zu langen viereckig- ten Bley-Klumpen, Mulden genannt, von unterſchiedlicher Groͤſſe und Gewicht, welche am meiſten æſtimiret werden, wenn ſie leicht zu ſchnei- den, ſchoͤn weiß und glaͤntzend ſind. Aus dem Bley wird das Schiefer- Weiß, und auch das Plumbum uſtum, oder gebrannte Bley gemachet, wenn man nem- lich Bley zu duͤnnen Blech geſchlagen nimmt, und mit dem gemeinen Schwefel in einen Topff ein Stratum ſuper ſtratum machet und ausbren- nen

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/756>, abgerufen am 07.05.2024.