Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

PL
vires aber heisset, so offt dieser Uberfluß des Bluts mit Trägheit der Glie-
der und kurtzem Athem oder Zittern der Glieder zusammen ist. Uber
diese ist noch eine Distinction der Plethorae, da sie in Plethoram veram
oder exquisitam, und spuriam getheilet wird. Die vera ist schon sattsam
beschrieben, die spuria oder falsche aber wird bey den Scorbuticis nach einer
geringen Leibes-Bewegung mit schweren Athem-Holen, Hertz-Klopffen,
Haupt-Weh und andern Zufällen mehr angemercket. Die Ursach der
Plethorae verae sind gute wohldauende Speisen in grosser Quantität genos-
sen, die Plethora nota aber rühret einzig von denen im Blut steckenden
scorbutischen Saltz-Theilgen her. Wider Plethoram veram ist kein schö-
ner und schleuniger Mittel, als die Aderlaß, oder an deren statt, das
Schröpfen, und nach Recommendation des Horat. Augenii in Consil. die
Blut-Jgel. Noch kan man auch das Blut, aber langsamer, durch Pur-
gantia,
Harn- und Schweiß-treibende Mittel, sonderlich durch eine einge-
zogenere Diaet, mindern und schwächen. Die scorbutische Plethora wird
zwar auch durch Venaesection gehoben, am besten aber widerstehen dem
Aufwallen des Bluts solche Mittel, welche wider den Scharbock gebrau-
chet werden; wovon unter dem Titul Scorbutus zu sehen.

Plethoricus, wird derjenige genannt, welcher überflüßig Blut hat.

Pleura, das Rücken-Fell oder Rippen-Häutlein, ist dasjenige, so
die gantze Höle des mittlern Leibes oder der Brust inwendig bekleidet, und
umgiebet. Es ist allenthalben gedoppelt, weil es aus zwey zarten Häut-
lein bestehet, deren inwendiges, so gegen die Höle der Brust gehet, eine
ausgehölete, glatte und schlüpfrige Oberfläche hat, daß nicht die Lunge an
selbiges hart anstosse; das auswendige wird mit den Rippen und denen
zwischen den Rippen liegenden Mäuslein vereinbaret, und hat deßwegen
eine erhobene, rauhe und ungleiche Fläche. Der Nutzen des Rück-Fells
ist, daß es die Wände des obern Leibes inwendig glatt und gleich mache,
damit die Lungen in ihrer Bewegung nicht verletzet werden; nachgehends
befestigt es die zwischen den Rippen gelegenen Mäuslein, und erhält die
Rippen in geziemenden Raum.

Pleurae siehe Costa.

Pleuritae, heissen die acht Wirbel unter den zwölff Brust-Wirbeln.

Pleuritis, Pleurisis, Morbus costalis, Dolor lateralis, das Seiten-
Stechen,
ist ein stechender Schmertz der Seiten mit einem scharffen Fieber,
Husten und Blut-Speyen verbunden, welcher von einer Inflammation des
Rippen-Fells und der zwischen den Rippen liegenden Mäuslein herrühret.

Wegen
A a a a a 2

PL
vires aber heiſſet, ſo offt dieſer Uberfluß des Bluts mit Traͤgheit der Glie-
der und kurtzem Athem oder Zittern der Glieder zuſammen iſt. Uber
dieſe iſt noch eine Diſtinction der Plethoræ, da ſie in Plethoram veram
oder exquiſitam, und ſpuriam getheilet wird. Die vera iſt ſchon ſattſam
beſchrieben, die ſpuria oder falſche aber wird bey den Scorbuticis nach einer
geringen Leibes-Bewegung mit ſchweren Athem-Holen, Hertz-Klopffen,
Haupt-Weh und andern Zufaͤllen mehr angemercket. Die Urſach der
Plethoræ veræ ſind gute wohldauende Speiſen in groſſer Quantitaͤt genoſ-
ſen, die Plethora nota aber ruͤhret einzig von denen im Blut ſteckenden
ſcorbutiſchen Saltz-Theilgen her. Wider Plethoram veram iſt kein ſchoͤ-
ner und ſchleuniger Mittel, als die Aderlaß, oder an deren ſtatt, das
Schroͤpfen, und nach Recommendation des Horat. Augenii in Conſil. die
Blut-Jgel. Noch kan man auch das Blut, aber langſamer, durch Pur-
gantia,
Harn- und Schweiß-treibende Mittel, ſonderlich durch eine einge-
zogenere Diæt, mindern und ſchwaͤchen. Die ſcorbutiſche Plethora wird
zwar auch durch Venæſection gehoben, am beſten aber widerſtehen dem
Aufwallen des Bluts ſolche Mittel, welche wider den Scharbock gebrau-
chet werden; wovon unter dem Titul Scorbutus zu ſehen.

Plethoricus, wird derjenige genannt, welcher uͤberfluͤßig Blut hat.

Pleura, das Ruͤcken-Fell oder Rippen-Haͤutlein, iſt dasjenige, ſo
die gantze Hoͤle des mittlern Leibes oder der Bruſt inwendig bekleidet, und
umgiebet. Es iſt allenthalben gedoppelt, weil es aus zwey zarten Haͤut-
lein beſtehet, deren inwendiges, ſo gegen die Hoͤle der Bruſt gehet, eine
ausgehoͤlete, glatte und ſchluͤpfrige Oberflaͤche hat, daß nicht die Lunge an
ſelbiges hart anſtoſſe; das auswendige wird mit den Rippen und denen
zwiſchen den Rippen liegenden Maͤuslein vereinbaret, und hat deßwegen
eine erhobene, rauhe und ungleiche Flaͤche. Der Nutzen des Ruͤck-Fells
iſt, daß es die Waͤnde des obern Leibes inwendig glatt und gleich mache,
damit die Lungen in ihrer Bewegung nicht verletzet werden; nachgehends
befeſtigt es die zwiſchen den Rippen gelegenen Maͤuslein, und erhaͤlt die
Rippen in geziemenden Raum.

Pleuræ ſiehe Coſta.

Pleuritæ, heiſſen die acht Wirbel unter den zwoͤlff Bruſt-Wirbeln.

Pleuritis, Pleuriſis, Morbus coſtalis, Dolor lateralis, das Seiten-
Stechen,
iſt ein ſtechender Schmertz der Seiten mit einem ſcharffen Fieber,
Huſten und Blut-Speyen verbunden, welcher von einer Inflammation des
Rippen-Fells und der zwiſchen den Rippen liegenden Maͤuslein herruͤhret.

Wegen
A a a a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0751" n="739"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PL</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">vires</hi> aber hei&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o offt die&#x017F;er Uberfluß des Bluts mit Tra&#x0364;gheit der Glie-<lb/>
der und kurtzem Athem oder Zittern der Glieder zu&#x017F;ammen i&#x017F;t. Uber<lb/>
die&#x017F;e i&#x017F;t noch eine <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tinction</hi> der <hi rendition="#aq">Plethoræ,</hi> da &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">Plethoram veram</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">exqui&#x017F;itam,</hi> und <hi rendition="#aq">&#x017F;puriam</hi> getheilet wird. Die <hi rendition="#aq">vera</hi> i&#x017F;t &#x017F;chon &#x017F;att&#x017F;am<lb/>
be&#x017F;chrieben, die <hi rendition="#aq">&#x017F;puria</hi> oder fal&#x017F;che aber wird bey den <hi rendition="#aq">Scorbuticis</hi> nach einer<lb/>
geringen Leibes-Bewegung mit &#x017F;chweren Athem-Holen, Hertz-Klopffen,<lb/>
Haupt-Weh und andern Zufa&#x0364;llen mehr angemercket. Die Ur&#x017F;ach der<lb/><hi rendition="#aq">Plethoræ veræ</hi> &#x017F;ind gute wohldauende Spei&#x017F;en in gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Quantit</hi>a&#x0364;t geno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, die <hi rendition="#aq">Plethora nota</hi> aber ru&#x0364;hret einzig von denen im Blut &#x017F;teckenden<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;corbuti</hi>&#x017F;chen Saltz-Theilgen her. Wider <hi rendition="#aq">Plethoram veram</hi> i&#x017F;t kein &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ner und &#x017F;chleuniger Mittel, als die Aderlaß, oder an deren &#x017F;tatt, das<lb/>
Schro&#x0364;pfen, und nach <hi rendition="#aq">Recommendation</hi> des <hi rendition="#aq">Horat. Augenii in Con&#x017F;il.</hi> die<lb/>
Blut-Jgel. Noch kan man auch das Blut, aber lang&#x017F;amer, durch <hi rendition="#aq">Pur-<lb/>
gantia,</hi> Harn- und Schweiß-treibende Mittel, &#x017F;onderlich durch eine einge-<lb/>
zogenere <hi rendition="#aq">Diæt,</hi> mindern und &#x017F;chwa&#x0364;chen. Die <hi rendition="#aq">&#x017F;corbuti</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Plethora</hi> wird<lb/>
zwar auch durch <hi rendition="#aq">Venæ&#x017F;ection</hi> gehoben, am be&#x017F;ten aber wider&#x017F;tehen dem<lb/>
Aufwallen des Bluts &#x017F;olche Mittel, welche wider den Scharbock gebrau-<lb/>
chet werden; wovon unter dem Titul <hi rendition="#aq">Scorbutus</hi> zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Plethoricus,</hi> wird derjenige genannt, welcher u&#x0364;berflu&#x0364;ßig Blut hat.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Pleura,</hi> das <hi rendition="#fr">Ru&#x0364;cken-Fell</hi> oder <hi rendition="#fr">Rippen-Ha&#x0364;utlein,</hi> i&#x017F;t dasjenige, &#x017F;o<lb/>
die gantze Ho&#x0364;le des mittlern Leibes oder der Bru&#x017F;t inwendig bekleidet, und<lb/>
umgiebet. Es i&#x017F;t allenthalben gedoppelt, weil es aus zwey zarten Ha&#x0364;ut-<lb/>
lein be&#x017F;tehet, deren inwendiges, &#x017F;o gegen die Ho&#x0364;le der Bru&#x017F;t gehet, eine<lb/>
ausgeho&#x0364;lete, glatte und &#x017F;chlu&#x0364;pfrige Oberfla&#x0364;che hat, daß nicht die Lunge an<lb/>
&#x017F;elbiges hart an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e; das auswendige wird mit den Rippen und denen<lb/>
zwi&#x017F;chen den Rippen liegenden Ma&#x0364;uslein vereinbaret, und hat deßwegen<lb/>
eine erhobene, rauhe und ungleiche Fla&#x0364;che. Der Nutzen des Ru&#x0364;ck-Fells<lb/>
i&#x017F;t, daß es die Wa&#x0364;nde des obern Leibes inwendig glatt und gleich mache,<lb/>
damit die Lungen in ihrer Bewegung nicht verletzet werden; nachgehends<lb/>
befe&#x017F;tigt es die zwi&#x017F;chen den Rippen gelegenen Ma&#x0364;uslein, und erha&#x0364;lt die<lb/>
Rippen in geziemenden Raum.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Pleuræ</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Co&#x017F;ta.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Pleuritæ,</hi> hei&#x017F;&#x017F;en die acht Wirbel unter den zwo&#x0364;lff Bru&#x017F;t-Wirbeln.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Pleuritis, Pleuri&#x017F;is, Morbus co&#x017F;talis, Dolor lateralis,</hi> das <hi rendition="#fr">Seiten-<lb/>
Stechen,</hi> i&#x017F;t ein &#x017F;techender Schmertz der Seiten mit einem &#x017F;charffen Fieber,<lb/>
Hu&#x017F;ten und Blut-Speyen verbunden, welcher von einer <hi rendition="#aq">Inflammation</hi> des<lb/>
Rippen-Fells und der zwi&#x017F;chen den Rippen liegenden Ma&#x0364;uslein herru&#x0364;hret.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wegen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[739/0751] PL vires aber heiſſet, ſo offt dieſer Uberfluß des Bluts mit Traͤgheit der Glie- der und kurtzem Athem oder Zittern der Glieder zuſammen iſt. Uber dieſe iſt noch eine Diſtinction der Plethoræ, da ſie in Plethoram veram oder exquiſitam, und ſpuriam getheilet wird. Die vera iſt ſchon ſattſam beſchrieben, die ſpuria oder falſche aber wird bey den Scorbuticis nach einer geringen Leibes-Bewegung mit ſchweren Athem-Holen, Hertz-Klopffen, Haupt-Weh und andern Zufaͤllen mehr angemercket. Die Urſach der Plethoræ veræ ſind gute wohldauende Speiſen in groſſer Quantitaͤt genoſ- ſen, die Plethora nota aber ruͤhret einzig von denen im Blut ſteckenden ſcorbutiſchen Saltz-Theilgen her. Wider Plethoram veram iſt kein ſchoͤ- ner und ſchleuniger Mittel, als die Aderlaß, oder an deren ſtatt, das Schroͤpfen, und nach Recommendation des Horat. Augenii in Conſil. die Blut-Jgel. Noch kan man auch das Blut, aber langſamer, durch Pur- gantia, Harn- und Schweiß-treibende Mittel, ſonderlich durch eine einge- zogenere Diæt, mindern und ſchwaͤchen. Die ſcorbutiſche Plethora wird zwar auch durch Venæſection gehoben, am beſten aber widerſtehen dem Aufwallen des Bluts ſolche Mittel, welche wider den Scharbock gebrau- chet werden; wovon unter dem Titul Scorbutus zu ſehen. Plethoricus, wird derjenige genannt, welcher uͤberfluͤßig Blut hat. Pleura, das Ruͤcken-Fell oder Rippen-Haͤutlein, iſt dasjenige, ſo die gantze Hoͤle des mittlern Leibes oder der Bruſt inwendig bekleidet, und umgiebet. Es iſt allenthalben gedoppelt, weil es aus zwey zarten Haͤut- lein beſtehet, deren inwendiges, ſo gegen die Hoͤle der Bruſt gehet, eine ausgehoͤlete, glatte und ſchluͤpfrige Oberflaͤche hat, daß nicht die Lunge an ſelbiges hart anſtoſſe; das auswendige wird mit den Rippen und denen zwiſchen den Rippen liegenden Maͤuslein vereinbaret, und hat deßwegen eine erhobene, rauhe und ungleiche Flaͤche. Der Nutzen des Ruͤck-Fells iſt, daß es die Waͤnde des obern Leibes inwendig glatt und gleich mache, damit die Lungen in ihrer Bewegung nicht verletzet werden; nachgehends befeſtigt es die zwiſchen den Rippen gelegenen Maͤuslein, und erhaͤlt die Rippen in geziemenden Raum. Pleuræ ſiehe Coſta. Pleuritæ, heiſſen die acht Wirbel unter den zwoͤlff Bruſt-Wirbeln. Pleuritis, Pleuriſis, Morbus coſtalis, Dolor lateralis, das Seiten- Stechen, iſt ein ſtechender Schmertz der Seiten mit einem ſcharffen Fieber, Huſten und Blut-Speyen verbunden, welcher von einer Inflammation des Rippen-Fells und der zwiſchen den Rippen liegenden Maͤuslein herruͤhret. Wegen A a a a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/751
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/751>, abgerufen am 08.05.2024.