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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Orificium ventriculi, das Mund-Loch des Magens; von beyden
siehe gehörige Titul.

Origanum, Agrioriganum, Dosten, Wohlgemuth, wächst an den
Strassen, blühet im Junio und Julio: die Blätter treiben den Schweiß,
stärcken das Haupt, und öffnen alle Verstopffungen der Viscerum; äusser-
lich sind sie gut wider die Verhärtung der Gebähr-Mutter, verstopffte Men-
ses,
Krätz und Zahn-Weh. Praeparata sind Aqua dest. und Oleum.

Orleana, Orlean, ist eine Fecula oder hefichter Satz einer Tin-
ctur,
so von einem fremden Saamen gemachet wird, hat eine dunckel-
und röthlich-gelbe Farbe, einen Violen-Geruch und etwas anhaltenden
Geschmack; kommt aus West-Jndien, theils in viereckigten Kuchen,
theils in runden Klumpen. Solcher Saame rühret von einem kleinen
Baum her, welchen die Wilden Achiotl, auch Urucu, die Holländer aber
Orleana nennen. Man findet zweyerley Orlean, weichen, Orleana
humida,
und trocknen, Orleana sicca. Der erste ist ein dicker Teig von
Oranien-Farb, und ist viel wohlfeiler als der trockne, dessen man wieder
verschiedene Sorten bringet. Der beste ist, welcher wie Violen-Wurtzel
riechet, recht trocken und hoch an der Farbe ist, dergleichen meistens von
Cayenne kommet. Wird zur Medicin hier nicht, meistens aber zur Po-
merantzen-Farbe gebrauchet.

Ornithogalum luteum, gelbe Zwiebeln, Feld- oder Acker-Zwie-
beln,
wächst gern an Sonnen-reichen Orten; die Wurtzel gekocht,
und davon getruncken, macht Brechen, erweicht auch den Leib. Der
Safft davon, wird wider die Epilepsie der Kinder gelobet: äusserlich
wird die Wurtzel in der Aschen gebraten, und mit Honig vermischet,
für die flüßigen und um sich fressenden Geschwür und Schäden auf-
geleget.

Ornithoglossum, siehe Fraxinus.

Orthopnoea, ist eine schwere Athemholung, da man nicht an-
ders als stehend und aufgerichtet Athem schöpffen kan, und so man sich ein
wenig niederbücket, so ist die Erstickung zu befürchten. Die Haupt-Ursach
dieses Ubels steckt in den Lungen, wenn nemlich derselben Vesiculae bald mit
einem zähen Schleim, bald mit Gewässer angefüllet sind; darzu geben Ge-
legenheit, zähe Speisen, Catarrhen, neblicht und kalte Lufft, zurückgetretene
Krätz, Gemüths-Bewegungen etc. Jn der Cur brauchet man wegen des
auf der Lungen sitzenden Rotzes und Schleimes Expectorantia, als das
decoct. Rorismarin. Botryos, Hyssopi in Wein, succum Raphani, Bryoniae

und
OR

Orificium ventriculi, das Mund-Loch des Magens; von beyden
ſiehe gehoͤrige Titul.

Origanum, Agrioriganum, Doſten, Wohlgemuth, waͤchſt an den
Straſſen, bluͤhet im Junio und Julio: die Blaͤtter treiben den Schweiß,
ſtaͤrcken das Haupt, und oͤffnen alle Verſtopffungen der Viſcerum; aͤuſſer-
lich ſind ſie gut wider die Verhaͤrtung der Gebaͤhr-Mutter, verſtopffte Men-
ſes,
Kraͤtz und Zahn-Weh. Præparata ſind Aqua deſt. und Oleum.

Orleana, Orlean, iſt eine Fecula oder hefichter Satz einer Tin-
ctur,
ſo von einem fremden Saamen gemachet wird, hat eine dunckel-
und roͤthlich-gelbe Farbe, einen Violen-Geruch und etwas anhaltenden
Geſchmack; kommt aus Weſt-Jndien, theils in viereckigten Kuchen,
theils in runden Klumpen. Solcher Saame ruͤhret von einem kleinen
Baum her, welchen die Wilden Achiotl, auch Urucu, die Hollaͤnder aber
Orleana nennen. Man findet zweyerley Orlean, weichen, Orleana
humida,
und trocknen, Orleana ſicca. Der erſte iſt ein dicker Teig von
Oranien-Farb, und iſt viel wohlfeiler als der trockne, deſſen man wieder
verſchiedene Sorten bringet. Der beſte iſt, welcher wie Violen-Wurtzel
riechet, recht trocken und hoch an der Farbe iſt, dergleichen meiſtens von
Cayenne kommet. Wird zur Medicin hier nicht, meiſtens aber zur Po-
merantzen-Farbe gebrauchet.

Ornithogalum luteum, gelbe Zwiebeln, Feld- oder Acker-Zwie-
beln,
waͤchſt gern an Sonnen-reichen Orten; die Wurtzel gekocht,
und davon getruncken, macht Brechen, erweicht auch den Leib. Der
Safft davon, wird wider die Epilepſie der Kinder gelobet: aͤuſſerlich
wird die Wurtzel in der Aſchen gebraten, und mit Honig vermiſchet,
fuͤr die fluͤßigen und um ſich freſſenden Geſchwuͤr und Schaͤden auf-
geleget.

Ornithogloſſum, ſiehe Fraxinus.

Orthopnœa, iſt eine ſchwere Athemholung, da man nicht an-
ders als ſtehend und aufgerichtet Athem ſchoͤpffen kan, und ſo man ſich ein
wenig niederbuͤcket, ſo iſt die Erſtickung zu befuͤrchten. Die Haupt-Urſach
dieſes Ubels ſteckt in den Lungen, wenn nemlich derſelben Veſiculæ bald mit
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Kraͤtz, Gemuͤths-Bewegungen ꝛc. Jn der Cur brauchet man wegen des
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und
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[662/0674] OR Orificium ventriculi, das Mund-Loch des Magens; von beyden ſiehe gehoͤrige Titul. Origanum, Agrioriganum, Doſten, Wohlgemuth, waͤchſt an den Straſſen, bluͤhet im Junio und Julio: die Blaͤtter treiben den Schweiß, ſtaͤrcken das Haupt, und oͤffnen alle Verſtopffungen der Viſcerum; aͤuſſer- lich ſind ſie gut wider die Verhaͤrtung der Gebaͤhr-Mutter, verſtopffte Men- ſes, Kraͤtz und Zahn-Weh. Præparata ſind Aqua deſt. und Oleum. Orleana, Orlean, iſt eine Fecula oder hefichter Satz einer Tin- ctur, ſo von einem fremden Saamen gemachet wird, hat eine dunckel- und roͤthlich-gelbe Farbe, einen Violen-Geruch und etwas anhaltenden Geſchmack; kommt aus Weſt-Jndien, theils in viereckigten Kuchen, theils in runden Klumpen. Solcher Saame ruͤhret von einem kleinen Baum her, welchen die Wilden Achiotl, auch Urucu, die Hollaͤnder aber Orleana nennen. Man findet zweyerley Orlean, weichen, Orleana humida, und trocknen, Orleana ſicca. Der erſte iſt ein dicker Teig von Oranien-Farb, und iſt viel wohlfeiler als der trockne, deſſen man wieder verſchiedene Sorten bringet. Der beſte iſt, welcher wie Violen-Wurtzel riechet, recht trocken und hoch an der Farbe iſt, dergleichen meiſtens von Cayenne kommet. Wird zur Medicin hier nicht, meiſtens aber zur Po- merantzen-Farbe gebrauchet. Ornithogalum luteum, gelbe Zwiebeln, Feld- oder Acker-Zwie- beln, waͤchſt gern an Sonnen-reichen Orten; die Wurtzel gekocht, und davon getruncken, macht Brechen, erweicht auch den Leib. Der Safft davon, wird wider die Epilepſie der Kinder gelobet: aͤuſſerlich wird die Wurtzel in der Aſchen gebraten, und mit Honig vermiſchet, fuͤr die fluͤßigen und um ſich freſſenden Geſchwuͤr und Schaͤden auf- geleget. Ornithogloſſum, ſiehe Fraxinus. Orthopnœa, iſt eine ſchwere Athemholung, da man nicht an- ders als ſtehend und aufgerichtet Athem ſchoͤpffen kan, und ſo man ſich ein wenig niederbuͤcket, ſo iſt die Erſtickung zu befuͤrchten. Die Haupt-Urſach dieſes Ubels ſteckt in den Lungen, wenn nemlich derſelben Veſiculæ bald mit einem zaͤhen Schleim, bald mit Gewaͤſſer angefuͤllet ſind; darzu geben Ge- legenheit, zaͤhe Speiſen, Catarrhen, neblicht und kalte Lufft, zuruͤckgetretene Kraͤtz, Gemuͤths-Bewegungen ꝛc. Jn der Cur brauchet man wegen des auf der Lungen ſitzenden Rotzes und Schleimes Expectorantia, als das decoct. Roriſmarin. Botryos, Hyſſopi in Wein, ſuccum Raphani, Bryoniæ und

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/674>, abgerufen am 09.05.2024.