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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Oleum omphacinum, wird aus den unreinen Oliven gepresset, küh-
let, und hat eine anhaltende Krafft.

Oleum palmae, Palmen-Oel, wird aus dem Kern der Palm-
Baums-Frucht gepresset; ist dicklicht wie Butter, gold-gelb, und wenn
es noch frisch, riechet es wie Violen. Es muß schön frisch, eines süssen Ge-
schmacks und guten Geruchs seyn, auch eine schöne gold-gelbe Farbe ha-
ben, da das alte gantz weiß ist. Dienet wider Glieder-Schmertzen, so von
Kälte, Feuchtigkeiten, Podagra &c, herrühren.

Oleum petrae album
nigrum
rubrum
siehe Petroleum.

Oleum terrae, Erd-Oel: Dieses ist von dem Stein-Oel darinnen
unterschieden, daß dieses aus der Erden, jenes aber aus den Felsen quillet,
und von dannen sich in die Bäche ergiesset, darneben auch einen lieblichen
Geruch hat: es ist zweyerley, roth und schwartz: das erste wird in
Ost-Jndien gefunden, aber von den Wilden so hoch gehalten, daß es bey
Lebens-Gefahr nicht darff weggeführet werden, weßwegen die Engel- und
Holländer zuweilen heimlich etwas wegbringen; das schwartze wird Pis-
selaeon
genennet, und kommt aus West-Jndien; Soll wider Lähmigkeit
der Glieder und lauffende Gicht vortrefflich seyn.

Olsactorius nervus, siehe Nervus.

Olfactus, das Riechen oder der Geruch, ist einer von den fünff äus-
serlichen Sinnen; geschiehet, wenn die Geruch-gebenden Effluvia oder die
flüchtigen Saltz-Schwefel-Theilgen mit der eingezogenen Lufft in das
innere der Nasen dringen, nach gewöhnlicher Art tieff hinein gehen, und
an die ausser dem Sieb-förmigen Bein heraus hängenden Tubulos nerveos
gebracht werden, so wird von diesem Berühren, nach unterschiedlicher Art
der Miasmatum, bald ein angenehmer, bald verdrüßlicher Geruch erwecket.
Hierbey sind drey Puncta anzumercken, als (1) das Objectum, oder das-
jenige, was einen Geruch von sich giebet, sind die Effluvia, welche aus
denen natürlichen Cörpern ausdünsten, und solche sind einer schwefelicht-
flüchtig-saltzigen Natur; denn es ist beynahe kein Odoriferum (Geruch von
sich gebend Ding) welches nicht verbrennlich (inflammabile) sey, oder von
dergleichen Art Theile bey sich habe; dann sind die Saltz-Cörperlein vor den
andern geschickt, die Sulphura zu solviren, und folglich Gerüche zu generiren.
(2) Das Organon, oder das tüchtige Werckzeug den Geruch aufzufangen,
ist ausser allem Zweiffel die Nase: weil aber selbe in die äussere und innere

gethei-
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Oleum omphacinum, wird aus den unreinen Oliven gepreſſet, kuͤh-
let, und hat eine anhaltende Krafft.

Oleum palmæ, Palmen-Oel, wird aus dem Kern der Palm-
Baums-Frucht gepreſſet; iſt dicklicht wie Butter, gold-gelb, und wenn
es noch friſch, riechet es wie Violen. Es muß ſchoͤn friſch, eines ſuͤſſen Ge-
ſchmacks und guten Geruchs ſeyn, auch eine ſchoͤne gold-gelbe Farbe ha-
ben, da das alte gantz weiß iſt. Dienet wider Glieder-Schmertzen, ſo von
Kaͤlte, Feuchtigkeiten, Podagra &c, herruͤhren.

Oleum petræ album
nigrum
rubrum
ſiehe Petroleum.

Oleum terræ, Erd-Oel: Dieſes iſt von dem Stein-Oel darinnen
unterſchieden, daß dieſes aus der Erden, jenes aber aus den Felſen quillet,
und von dannen ſich in die Baͤche ergieſſet, darneben auch einen lieblichen
Geruch hat: es iſt zweyerley, roth und ſchwartz: das erſte wird in
Oſt-Jndien gefunden, aber von den Wilden ſo hoch gehalten, daß es bey
Lebens-Gefahr nicht darff weggefuͤhret werden, weßwegen die Engel- und
Hollaͤnder zuweilen heimlich etwas wegbringen; das ſchwartze wird Pis-
ſelæon
genennet, und kommt aus Weſt-Jndien; Soll wider Laͤhmigkeit
der Glieder und lauffende Gicht vortrefflich ſeyn.

Olſactorius nervus, ſiehe Nervus.

Olfactus, das Riechen oder der Geruch, iſt einer von den fuͤnff aͤuſ-
ſerlichen Sinnen; geſchiehet, wenn die Geruch-gebenden Effluvia oder die
fluͤchtigen Saltz-Schwefel-Theilgen mit der eingezogenen Lufft in das
innere der Naſen dringen, nach gewoͤhnlicher Art tieff hinein gehen, und
an die auſſer dem Sieb-foͤrmigen Bein heraus haͤngenden Tubulos nerveos
gebracht werden, ſo wird von dieſem Beruͤhren, nach unterſchiedlicher Art
der Miaſmatum, bald ein angenehmer, bald verdruͤßlicher Geruch erwecket.
Hierbey ſind drey Puncta anzumercken, als (1) das Objectum, oder das-
jenige, was einen Geruch von ſich giebet, ſind die Effluvia, welche aus
denen natuͤrlichen Coͤrpern ausduͤnſten, und ſolche ſind einer ſchwefelicht-
fluͤchtig-ſaltzigen Natur; denn es iſt beynahe kein Odoriferum (Geruch von
ſich gebend Ding) welches nicht verbrennlich (inflammabile) ſey, oder von
dergleichen Art Theile bey ſich habe; dann ſind die Saltz-Coͤrperlein vor den
andern geſchickt, die Sulphura zu ſolviren, und folglich Geruͤche zu generiren.
(2) Das Organon, oder das tuͤchtige Werckzeug den Geruch aufzufangen,
iſt auſſer allem Zweiffel die Naſe: weil aber ſelbe in die aͤuſſere und innere

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[653/0665] OL Oleum omphacinum, wird aus den unreinen Oliven gepreſſet, kuͤh- let, und hat eine anhaltende Krafft. Oleum palmæ, Palmen-Oel, wird aus dem Kern der Palm- Baums-Frucht gepreſſet; iſt dicklicht wie Butter, gold-gelb, und wenn es noch friſch, riechet es wie Violen. Es muß ſchoͤn friſch, eines ſuͤſſen Ge- ſchmacks und guten Geruchs ſeyn, auch eine ſchoͤne gold-gelbe Farbe ha- ben, da das alte gantz weiß iſt. Dienet wider Glieder-Schmertzen, ſo von Kaͤlte, Feuchtigkeiten, Podagra &c, herruͤhren. Oleum petræ album nigrum rubrum ſiehe Petroleum. Oleum terræ, Erd-Oel: Dieſes iſt von dem Stein-Oel darinnen unterſchieden, daß dieſes aus der Erden, jenes aber aus den Felſen quillet, und von dannen ſich in die Baͤche ergieſſet, darneben auch einen lieblichen Geruch hat: es iſt zweyerley, roth und ſchwartz: das erſte wird in Oſt-Jndien gefunden, aber von den Wilden ſo hoch gehalten, daß es bey Lebens-Gefahr nicht darff weggefuͤhret werden, weßwegen die Engel- und Hollaͤnder zuweilen heimlich etwas wegbringen; das ſchwartze wird Pis- ſelæon genennet, und kommt aus Weſt-Jndien; Soll wider Laͤhmigkeit der Glieder und lauffende Gicht vortrefflich ſeyn. Olſactorius nervus, ſiehe Nervus. Olfactus, das Riechen oder der Geruch, iſt einer von den fuͤnff aͤuſ- ſerlichen Sinnen; geſchiehet, wenn die Geruch-gebenden Effluvia oder die fluͤchtigen Saltz-Schwefel-Theilgen mit der eingezogenen Lufft in das innere der Naſen dringen, nach gewoͤhnlicher Art tieff hinein gehen, und an die auſſer dem Sieb-foͤrmigen Bein heraus haͤngenden Tubulos nerveos gebracht werden, ſo wird von dieſem Beruͤhren, nach unterſchiedlicher Art der Miaſmatum, bald ein angenehmer, bald verdruͤßlicher Geruch erwecket. Hierbey ſind drey Puncta anzumercken, als (1) das Objectum, oder das- jenige, was einen Geruch von ſich giebet, ſind die Effluvia, welche aus denen natuͤrlichen Coͤrpern ausduͤnſten, und ſolche ſind einer ſchwefelicht- fluͤchtig-ſaltzigen Natur; denn es iſt beynahe kein Odoriferum (Geruch von ſich gebend Ding) welches nicht verbrennlich (inflammabile) ſey, oder von dergleichen Art Theile bey ſich habe; dann ſind die Saltz-Coͤrperlein vor den andern geſchickt, die Sulphura zu ſolviren, und folglich Geruͤche zu generiren. (2) Das Organon, oder das tuͤchtige Werckzeug den Geruch aufzufangen, iſt auſſer allem Zweiffel die Naſe: weil aber ſelbe in die aͤuſſere und innere gethei- N n n n 3

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/665>, abgerufen am 09.05.2024.