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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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etwas gleich kommen, trägt auch dick und grosse Schoten. Das weisse,
trockene, und doch nicht leicht zerbrechliche, so von andern wenig oder nichts
untermenget hat, wird gemeiniglich für das beste gehalten, absonderlich,
wenn es sehr wohl riechet; wird meistens äusserlich in Räuchwercken wi-
der die Flüsse, auch zuheilenden Wund-Pflastern wider die Haupt- und
Nerven-Wunden gebrauchet, weßwegen es auch in Lähmigkeit der Glieder
und Contracturen derselben gerühmet wird.

Animellae, sind gewisse Drüslein, welche hinter den Ohren liegen.

Animi deliquium, Ohnmacht, siehe Lipothymia.

Animus, das Gemüth; dahero kommt animi affectus, commo-
tiones, pathemata,
die Gemüths-Bewegungen: doch ist zu erklären,
wie dieses Wort Animus von den Autoribus auf mancherley Art genom-
men wird: bey dem Virgilio Lib. II. Georg. wird es für die angebohrne
Art genommen: bey dem Juvenal. Satyr. 6. für Kühnheit und Despera-
tion;
bey einigen wird die unsterbliche Seele darunter verstanden; end-
lich wird es für die Lebens-Geister oder den materialischen Anfang des Le-
bens und der Sinne genommen, oder, wie die Aristotelici reden, für die
formam substantialem, oder für die wachsende und empfindliche Seele.

Aniscalptor, das Arsch-kratzende Mäuslein, ist das breiteste,
welches fast den gantzen Hintersten bedecket.

Anisum, Absinthium dulce, gemeiner Anis, ist ein bekannter Saa-
men, wird zu Bamberg im Francken-Lande häuffig gezogen, und in
Deutschland aller Orten verführet; es kommt auch eine Art aus Jtalien
über Venedig, welcher aber viel kleiner als der Deutsche ist. Das Kraut
dieses Saamens blühet wie der Fenchel oder Kümmel, hat rund zerkerbte
Blätter, welche, ie höher sie steigen, ie schmäler sie werden: der grosse,
dick-körnige, reine, und welcher einen aromatischen, doch süssen, keinen bit-
tern Geschmack hat, wird für den besten gehalten: er stärcket und erwär-
met alle Glieder des Haupts, der Brust und des Bauchs, zertheilet die
Winde, verhütet und heilet das Bauchgrimmen der kleinen Kinder, der
gepülverte Saame laxiret die kleinen Kinder; praeparata sind die Con-
fection, destill. Oleum destillat. Sal
und Species.

Anisum stellatum, Stern-Anis, ist ein gewisser Saamen aus Jn-
dien, welcher am Geschmack und Tugend dem Anis fast gleich ist, und
also genannt, weil er an der äusserlichen Gestalt einen Stern abbildet,
indem er aus 6. 7. und wol mehr Zacken bestehet, welche alle aus einem
Centro hervor schiessen, und wenn sie oben ausspringen, so viel Korner

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etwas gleich kommen, traͤgt auch dick und groſſe Schoten. Das weiſſe,
trockene, und doch nicht leicht zerbrechliche, ſo von andern wenig oder nichts
untermenget hat, wird gemeiniglich fuͤr das beſte gehalten, abſonderlich,
wenn es ſehr wohl riechet; wird meiſtens aͤuſſerlich in Raͤuchwercken wi-
der die Fluͤſſe, auch zuheilenden Wund-Pflaſtern wider die Haupt- und
Nerven-Wunden gebrauchet, weßwegen es auch in Laͤhmigkeit der Glieder
und Contracturen derſelben geruͤhmet wird.

Animellæ, ſind gewiſſe Druͤslein, welche hinter den Ohren liegen.

Animi deliquium, Ohnmacht, ſiehe Lipothymia.

Animus, das Gemuͤth; dahero kommt animi affectus, commo-
tiones, pathemata,
die Gemuͤths-Bewegungen: doch iſt zu erklaͤren,
wie dieſes Wort Animus von den Autoribus auf mancherley Art genom-
men wird: bey dem Virgilio Lib. II. Georg. wird es fuͤr die angebohrne
Art genommen: bey dem Juvenal. Satyr. 6. fuͤr Kuͤhnheit und Deſpera-
tion;
bey einigen wird die unſterbliche Seele darunter verſtanden; end-
lich wird es fuͤr die Lebens-Geiſter oder den materialiſchen Anfang des Le-
bens und der Sinne genommen, oder, wie die Ariſtotelici reden, fuͤr die
formam ſubſtantialem, oder fuͤr die wachſende und empfindliche Seele.

Aniſcalptor, das Arſch-kratzende Maͤuslein, iſt das breiteſte,
welches faſt den gantzen Hinterſten bedecket.

Aniſum, Abſinthium dulce, gemeiner Anis, iſt ein bekannter Saa-
men, wird zu Bamberg im Francken-Lande haͤuffig gezogen, und in
Deutſchland aller Orten verfuͤhret; es kommt auch eine Art aus Jtalien
uͤber Venedig, welcher aber viel kleiner als der Deutſche iſt. Das Kraut
dieſes Saamens bluͤhet wie der Fenchel oder Kuͤmmel, hat rund zerkerbte
Blaͤtter, welche, ie hoͤher ſie ſteigen, ie ſchmaͤler ſie werden: der groſſe,
dick-koͤrnige, reine, und welcher einen aromatiſchen, doch ſuͤſſen, keinen bit-
tern Geſchmack hat, wird fuͤr den beſten gehalten: er ſtaͤrcket und erwaͤr-
met alle Glieder des Haupts, der Bruſt und des Bauchs, zertheilet die
Winde, verhuͤtet und heilet das Bauchgrimmen der kleinen Kinder, der
gepuͤlverte Saame laxiret die kleinen Kinder; præparata ſind die Con-
fection, 🜄 deſtill. Oleum deſtillat. Sal
und Species.

Aniſum ſtellatum, Stern-Anis, iſt ein gewiſſer Saamen aus Jn-
dien, welcher am Geſchmack und Tugend dem Anis faſt gleich iſt, und
alſo genannt, weil er an der aͤuſſerlichen Geſtalt einen Stern abbildet,
indem er aus 6. 7. und wol mehr Zacken beſtehet, welche alle aus einem
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[53/0065] AN etwas gleich kommen, traͤgt auch dick und groſſe Schoten. Das weiſſe, trockene, und doch nicht leicht zerbrechliche, ſo von andern wenig oder nichts untermenget hat, wird gemeiniglich fuͤr das beſte gehalten, abſonderlich, wenn es ſehr wohl riechet; wird meiſtens aͤuſſerlich in Raͤuchwercken wi- der die Fluͤſſe, auch zuheilenden Wund-Pflaſtern wider die Haupt- und Nerven-Wunden gebrauchet, weßwegen es auch in Laͤhmigkeit der Glieder und Contracturen derſelben geruͤhmet wird. Animellæ, ſind gewiſſe Druͤslein, welche hinter den Ohren liegen. Animi deliquium, Ohnmacht, ſiehe Lipothymia. Animus, das Gemuͤth; dahero kommt animi affectus, commo- tiones, pathemata, die Gemuͤths-Bewegungen: doch iſt zu erklaͤren, wie dieſes Wort Animus von den Autoribus auf mancherley Art genom- men wird: bey dem Virgilio Lib. II. Georg. wird es fuͤr die angebohrne Art genommen: bey dem Juvenal. Satyr. 6. fuͤr Kuͤhnheit und Deſpera- tion; bey einigen wird die unſterbliche Seele darunter verſtanden; end- lich wird es fuͤr die Lebens-Geiſter oder den materialiſchen Anfang des Le- bens und der Sinne genommen, oder, wie die Ariſtotelici reden, fuͤr die formam ſubſtantialem, oder fuͤr die wachſende und empfindliche Seele. Aniſcalptor, das Arſch-kratzende Maͤuslein, iſt das breiteſte, welches faſt den gantzen Hinterſten bedecket. Aniſum, Abſinthium dulce, gemeiner Anis, iſt ein bekannter Saa- men, wird zu Bamberg im Francken-Lande haͤuffig gezogen, und in Deutſchland aller Orten verfuͤhret; es kommt auch eine Art aus Jtalien uͤber Venedig, welcher aber viel kleiner als der Deutſche iſt. Das Kraut dieſes Saamens bluͤhet wie der Fenchel oder Kuͤmmel, hat rund zerkerbte Blaͤtter, welche, ie hoͤher ſie ſteigen, ie ſchmaͤler ſie werden: der groſſe, dick-koͤrnige, reine, und welcher einen aromatiſchen, doch ſuͤſſen, keinen bit- tern Geſchmack hat, wird fuͤr den beſten gehalten: er ſtaͤrcket und erwaͤr- met alle Glieder des Haupts, der Bruſt und des Bauchs, zertheilet die Winde, verhuͤtet und heilet das Bauchgrimmen der kleinen Kinder, der gepuͤlverte Saame laxiret die kleinen Kinder; præparata ſind die Con- fection, 🜄 deſtill. Oleum deſtillat. Sal und Species. Aniſum ſtellatum, Stern-Anis, iſt ein gewiſſer Saamen aus Jn- dien, welcher am Geſchmack und Tugend dem Anis faſt gleich iſt, und alſo genannt, weil er an der aͤuſſerlichen Geſtalt einen Stern abbildet, indem er aus 6. 7. und wol mehr Zacken beſtehet, welche alle aus einem Centro hervor ſchieſſen, und wenn ſie oben auſſpringen, ſo viel Korner zeigen G 3

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/65>, abgerufen am 24.04.2024.