Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite
NE

Nervina, werden die Nerven-stärckenden Artzneyen genannt,
solche sind innerliche und äusserliche; innerliche sind Salvia, Majoran.
Rosmarin. Spica, Ruta, Lavendul. Chamaepyt. Chamaedr. flor. Hyperic.
Betonic. dens Hippopotam. Succin. Cinnabar. ii
und nativ. ungul. Alcis,
cornu Rhinocerot. Specific. cephalic. Pulv. epileptic. &c.
äusserliche sind
noch ausser diesen angeführten Kräutern axung. Cati sylvestr. ol. dest.
Juniper. Succin. Petrae, Terebinth. foetid. Castor. &c.
mehr hiervon
siehe unter dem Titul Antispasmodica.

Nervus, eine Spann- oder Senn-Ader, Nerv; ist ein weisses,
länglicht-rundes und sehr zähes Wesen, welches aus dem Gehirn entsprin-
get, und die Spiritus oder Lebens-Geister von da durch den gantzen Leib füh-
ret. Die Nerven bestehen aus zweyerley Wesen: das innere ist eine
Art vom Marck, das äussere hingegen vergleichet sich dem Pergament:
jenes entstehet von dem weißgläntzenden Wesen des Gehirns, dieses von
dem Häutlein des Gehirns. Die natürliche Verrichtung dieser Gänge
ist, die Spiritus aus dem Gehirn zu den Theilen des Leibes zu führen, damit
dererfelben Bewegung und Empfindlichkeit verrichtet werde. Es sind,
nach der Lehre der Alten, derer aus dem Gehirn und Rück-Marck stam-
menden Haupt-Nerven nur sieben Paar, nach den bekannten Versen:

Optica prima, oculos movet altera, tertia gustat,
Quartaque, quinta audit, sexta est vaga, septima linguae.

Solche aber sind von dem Willisio verbessert, und in zehen Paar gebracht
worden, davon lauten folgende Verse also:

Olfaciens, cernens, oculosque movens, patiensque
Divisum, cingens oculos, audiensque vagansque,
Reflectens linguam, subvertebralia tendens.

Nervi abdominis, die Nerven von den inwendigen Theilen des
Bauchs
sind, welche zur Leber, Miltz, Gekröse und etlichen andern un-
tern Theilen gehen, kommen nach dem Willisio vom fünfften und sechsten
Paar, so von den Alten das dritte und vierdte genennet wurden.

Nervi auditorii, die Gehör-Nerven, sind das siebende Paar,
kommen aus der Seite des langen Marcks, wo es am Gehirnlein lieget,
und wird mit einem gedoppelten Fortsatz, gleichsam mit absonderlichen
Nerven, durch das Loch des Felsen-Beins zu den Ohren gebracht.

Nervi brachiales, die Arm-Nerven, solche nehmen ihren Ursprung
vom andern, fünfften, sechsten und siebenden Paar des Nackens, und vom
ersten und andern des Rückens, und werden nicht weit vom Ausgange man-
nigfaltig vereiniget, hernach werden sie wieder in sechs Aeste getheilet.

Nervi
NE

Nervina, werden die Nerven-ſtaͤrckenden Artzneyen genannt,
ſolche ſind innerliche und aͤuſſerliche; innerliche ſind Salvia, Majoran.
Roſmarin. Spica, Ruta, Lavendul. Chamæpyt. Chamædr. flor. Hyperic.
Betonic. dens Hippopotam. Succin. Cinnabar. ♁ii
und nativ. ungul. Alcis,
cornu Rhinocerot. Specific. cephalic. Pulv. epileptic. &c.
aͤuſſerliche ſind
noch auſſer dieſen angefuͤhrten Kraͤutern axung. Cati ſylveſtr. ol. deſt.
Juniper. Succin. Petræ, Terebinth. 🜿 fœtid. Caſtor. &c.
mehr hiervon
ſiehe unter dem Titul Antiſpaſmodica.

Nervus, eine Spann- oder Senn-Ader, Nerv; iſt ein weiſſes,
laͤnglicht-rundes und ſehr zaͤhes Weſen, welches aus dem Gehirn entſprin-
get, und die Spiritus oder Lebens-Geiſter von da durch den gantzen Leib fuͤh-
ret. Die Nerven beſtehen aus zweyerley Weſen: das innere iſt eine
Art vom Marck, das aͤuſſere hingegen vergleichet ſich dem Pergament:
jenes entſtehet von dem weißglaͤntzenden Weſen des Gehirns, dieſes von
dem Haͤutlein des Gehirns. Die natuͤrliche Verrichtung dieſer Gaͤnge
iſt, die Spiritus aus dem Gehirn zu den Theilen des Leibes zu fuͤhren, damit
dererfelben Bewegung und Empfindlichkeit verrichtet werde. Es ſind,
nach der Lehre der Alten, derer aus dem Gehirn und Ruͤck-Marck ſtam-
menden Haupt-Nerven nur ſieben Paar, nach den bekannten Verſen:

Optica prima, oculos movet altera, tertia guſtat,
Quartaque, quinta audit, ſexta eſt vaga, ſeptima linguæ.

Solche aber ſind von dem Williſio verbeſſert, und in zehen Paar gebracht
worden, davon lauten folgende Verſe alſo:

Olfaciens, cernens, oculosque movens, patiensque
Diviſum, cingens oculos, audiensque vagansque,
Reflectens linguam, ſubvertebralia tendens.

Nervi abdominis, die Nerven von den inwendigen Theilen des
Bauchs
ſind, welche zur Leber, Miltz, Gekroͤſe und etlichen andern un-
tern Theilen gehen, kommen nach dem Williſio vom fuͤnfften und ſechſten
Paar, ſo von den Alten das dritte und vierdte genennet wurden.

Nervi auditorii, die Gehoͤr-Nerven, ſind das ſiebende Paar,
kommen aus der Seite des langen Marcks, wo es am Gehirnlein lieget,
und wird mit einem gedoppelten Fortſatz, gleichſam mit abſonderlichen
Nerven, durch das Loch des Felſen-Beins zu den Ohren gebracht.

Nervi brachiales, die Arm-Nerven, ſolche nehmen ihren Urſprung
vom andern, fuͤnfften, ſechſten und ſiebenden Paar des Nackens, und vom
erſten und andern des Ruͤckens, und werden nicht weit vom Ausgange man-
nigfaltig vereiniget, hernach werden ſie wieder in ſechs Aeſte getheilet.

Nervi
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0640" n="628"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">NE</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nervina,</hi> werden die <hi rendition="#fr">Nerven-&#x017F;ta&#x0364;rckenden Artzneyen</hi> genannt,<lb/>
&#x017F;olche &#x017F;ind innerliche und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche; innerliche &#x017F;ind <hi rendition="#aq">Salvia, Majoran.<lb/>
Ro&#x017F;marin. Spica, Ruta, Lavendul. Chamæpyt. Chamædr. flor. Hyperic.<lb/>
Betonic. dens Hippopotam. Succin. Cinnabar. &#x2641;ii</hi> und <hi rendition="#aq">nativ. ungul. Alcis,<lb/>
cornu Rhinocerot. Specific. cephalic. Pulv. epileptic. &amp;c.</hi> a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche &#x017F;ind<lb/>
noch au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en angefu&#x0364;hrten Kra&#x0364;utern <hi rendition="#aq">axung. Cati &#x017F;ylve&#x017F;tr. ol. de&#x017F;t.<lb/>
Juniper. Succin. Petræ, Terebinth. &#x1F73F; f&#x0153;tid. Ca&#x017F;tor. &amp;c.</hi> mehr hiervon<lb/>
&#x017F;iehe unter dem Titul <hi rendition="#aq">Anti&#x017F;pa&#x017F;modica.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nervus,</hi> eine <hi rendition="#fr">Spann-</hi> oder <hi rendition="#fr">Senn-Ader, Nerv;</hi> i&#x017F;t ein wei&#x017F;&#x017F;es,<lb/>
la&#x0364;nglicht-rundes und &#x017F;ehr za&#x0364;hes We&#x017F;en, welches aus dem Gehirn ent&#x017F;prin-<lb/>
get, und die <hi rendition="#aq">Spiritus</hi> oder Lebens-Gei&#x017F;ter von da durch den gantzen Leib fu&#x0364;h-<lb/>
ret. Die Nerven be&#x017F;tehen aus <hi rendition="#fr">zweyerley</hi> We&#x017F;en: das <hi rendition="#fr">innere</hi> i&#x017F;t eine<lb/>
Art vom Marck, das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere hingegen vergleichet &#x017F;ich dem Pergament:<lb/>
jenes ent&#x017F;tehet von dem weißgla&#x0364;ntzenden We&#x017F;en des Gehirns, <hi rendition="#fr">die&#x017F;es</hi> von<lb/>
dem Ha&#x0364;utlein des Gehirns. Die natu&#x0364;rliche Verrichtung die&#x017F;er Ga&#x0364;nge<lb/>
i&#x017F;t, die <hi rendition="#aq">Spiritus</hi> aus dem Gehirn zu den Theilen des Leibes zu fu&#x0364;hren, damit<lb/>
dererfelben Bewegung und Empfindlichkeit verrichtet werde. Es &#x017F;ind,<lb/>
nach der Lehre der Alten, derer aus dem Gehirn und Ru&#x0364;ck-Marck &#x017F;tam-<lb/>
menden Haupt-Nerven nur &#x017F;ieben Paar, nach den bekannten Ver&#x017F;en:</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">Optica prima, oculos movet altera, tertia gu&#x017F;tat,<lb/>
Quartaque, quinta audit, &#x017F;exta e&#x017F;t vaga, &#x017F;eptima linguæ.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>Solche aber &#x017F;ind von dem <hi rendition="#aq">Willi&#x017F;io</hi> verbe&#x017F;&#x017F;ert, und in zehen Paar gebracht<lb/>
worden, davon lauten folgende Ver&#x017F;e al&#x017F;o:</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">Olfaciens, cernens, oculosque movens, patiensque<lb/>
Divi&#x017F;um, cingens oculos, audiensque vagansque,<lb/>
Reflectens linguam, &#x017F;ubvertebralia tendens.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nervi abdominis,</hi> die <hi rendition="#fr">Nerven von den inwendigen Theilen des<lb/>
Bauchs</hi> &#x017F;ind, welche zur Leber, Miltz, Gekro&#x0364;&#x017F;e und etlichen andern un-<lb/>
tern Theilen gehen, kommen nach dem <hi rendition="#aq">Willi&#x017F;io</hi> vom fu&#x0364;nfften und &#x017F;ech&#x017F;ten<lb/>
Paar, &#x017F;o von den Alten das dritte und vierdte genennet wurden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nervi auditorii,</hi> die <hi rendition="#fr">Geho&#x0364;r-Nerven,</hi> &#x017F;ind das &#x017F;iebende Paar,<lb/>
kommen aus der Seite des langen Marcks, wo es am Gehirnlein lieget,<lb/>
und wird mit einem gedoppelten Fort&#x017F;atz, gleich&#x017F;am mit ab&#x017F;onderlichen<lb/>
Nerven, durch das Loch des Fel&#x017F;en-Beins zu den Ohren gebracht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Nervi brachiales,</hi> die <hi rendition="#fr">Arm-Nerven,</hi> &#x017F;olche nehmen ihren Ur&#x017F;prung<lb/>
vom andern, fu&#x0364;nfften, &#x017F;ech&#x017F;ten und &#x017F;iebenden Paar des Nackens, und vom<lb/>
er&#x017F;ten und andern des Ru&#x0364;ckens, und werden nicht weit vom Ausgange man-<lb/>
nigfaltig vereiniget, hernach werden &#x017F;ie wieder in &#x017F;echs Ae&#x017F;te getheilet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Nervi</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[628/0640] NE Nervina, werden die Nerven-ſtaͤrckenden Artzneyen genannt, ſolche ſind innerliche und aͤuſſerliche; innerliche ſind Salvia, Majoran. Roſmarin. Spica, Ruta, Lavendul. Chamæpyt. Chamædr. flor. Hyperic. Betonic. dens Hippopotam. Succin. Cinnabar. ♁ii und nativ. ungul. Alcis, cornu Rhinocerot. Specific. cephalic. Pulv. epileptic. &c. aͤuſſerliche ſind noch auſſer dieſen angefuͤhrten Kraͤutern axung. Cati ſylveſtr. ol. deſt. Juniper. Succin. Petræ, Terebinth. 🜿 fœtid. Caſtor. &c. mehr hiervon ſiehe unter dem Titul Antiſpaſmodica. Nervus, eine Spann- oder Senn-Ader, Nerv; iſt ein weiſſes, laͤnglicht-rundes und ſehr zaͤhes Weſen, welches aus dem Gehirn entſprin- get, und die Spiritus oder Lebens-Geiſter von da durch den gantzen Leib fuͤh- ret. Die Nerven beſtehen aus zweyerley Weſen: das innere iſt eine Art vom Marck, das aͤuſſere hingegen vergleichet ſich dem Pergament: jenes entſtehet von dem weißglaͤntzenden Weſen des Gehirns, dieſes von dem Haͤutlein des Gehirns. Die natuͤrliche Verrichtung dieſer Gaͤnge iſt, die Spiritus aus dem Gehirn zu den Theilen des Leibes zu fuͤhren, damit dererfelben Bewegung und Empfindlichkeit verrichtet werde. Es ſind, nach der Lehre der Alten, derer aus dem Gehirn und Ruͤck-Marck ſtam- menden Haupt-Nerven nur ſieben Paar, nach den bekannten Verſen: Optica prima, oculos movet altera, tertia guſtat, Quartaque, quinta audit, ſexta eſt vaga, ſeptima linguæ. Solche aber ſind von dem Williſio verbeſſert, und in zehen Paar gebracht worden, davon lauten folgende Verſe alſo: Olfaciens, cernens, oculosque movens, patiensque Diviſum, cingens oculos, audiensque vagansque, Reflectens linguam, ſubvertebralia tendens. Nervi abdominis, die Nerven von den inwendigen Theilen des Bauchs ſind, welche zur Leber, Miltz, Gekroͤſe und etlichen andern un- tern Theilen gehen, kommen nach dem Williſio vom fuͤnfften und ſechſten Paar, ſo von den Alten das dritte und vierdte genennet wurden. Nervi auditorii, die Gehoͤr-Nerven, ſind das ſiebende Paar, kommen aus der Seite des langen Marcks, wo es am Gehirnlein lieget, und wird mit einem gedoppelten Fortſatz, gleichſam mit abſonderlichen Nerven, durch das Loch des Felſen-Beins zu den Ohren gebracht. Nervi brachiales, die Arm-Nerven, ſolche nehmen ihren Urſprung vom andern, fuͤnfften, ſechſten und ſiebenden Paar des Nackens, und vom erſten und andern des Ruͤckens, und werden nicht weit vom Ausgange man- nigfaltig vereiniget, hernach werden ſie wieder in ſechs Aeſte getheilet. Nervi

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/640
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/640>, abgerufen am 09.05.2024.