lässet. Es hatten die Egyptier drey Gradus des Balsamirens, wovon der erste der köstbareste, und von den besten Balsamen, Specereyen, Myr- rhen, Jndianischen Narden etc. bestand, und nur den hohen Stands-Per- sonen wiederfuhr, und dahero kommt die veritable Egyptische Mumia, wel- che aber so rar ist, daß sie nur in grosser Herren Schätzen gefunden wird. Die andere Art bestand nur aus Myrrhen, Asphalto &c. und kam Leu- ten von mittelmäßiger Condition zu. Die dritte bestand nur aus Pech und Juden-Leim. Endlich wurden die balsamirten Mumien mit Tüchern umwickelt, und in die Gruben geleget. Uber diese wahre wird auch noch der weissen Mumien gedacht, welche aus den Menschen-Cörpern bestehet, so das Meer ausgeworffen, und der Meer-Sand in Libyen bedecket hat, worinnen sie von der Sonnen ausgedörret worden, daß weiter nichts dar- an als die blosse Haut und Bein; über welche die Haut gleichsam wie ein Pergament gezogen ist; weil aber hieran nichts balsamisches zu finden ist, so werden sie auch nicht zur Medicin gesuchet, können auch keine eigentliche Mumien genennet werden. Es sind einige von den Gelehrten, welche durch die Mumien nur das Hartz oder Pech allein solcher balsamirter Cör- per verstehen wollen; andere brauchen auch das blosse Asphaltum an statt der Mumien. Die Materialisten aber lassen auch das Fleisch dafür passi- ren. Die beste muß schön schwartz, leicht und gläntzend seyn, auch einen guten Geruch haben, so nicht nach Pech rieche. Sie zertheilen das ge- ronnene Geblüt vom Fallen oder Weh-Thun; ist gut wider die Lungen- sucht, Miltz-Weh und Seiten-Stechen, Mutter-Schmertzen und äusser- liche Wunden. Praeparata davon sind Pulvis contra casum, Emplastr. Apostolor. Essentia, Elixir, Oleum &c.
Mumisatio, heist die Praeservirung aller Art Thiere vor der Fäul- niß, wird auch eine Balsamation genannt; sie wird von einigen verrich- tet durch die Maceration im spiritu salis Ammoniaci, sal. ri, spirit. Vini rectificatiss. &c.
Mundatio, siehe Purificatio.
Mundificantia, mundificativa, reinigende Wund-Mittel, sind Agri- mon. Chamomill. Salvia, bacc. Laur. Unguent. mundificativ. de Nicotian. apostolor. basilic. fusc. tinct. Myrrh. Aloes, ol. Terebinth. Elixir proprie- tat. &c. Sie werden gebrauchet, wenn das Serum des Bluts durch lang- wierige Stockung in den Wunden putresciret, und die nah beygelegenen Theile mit angreifft.
Muria,
MU
laͤſſet. Es hatten die Egyptier drey Gradus des Balſamirens, wovon der erſte der koͤſtbareſte, und von den beſten Balſamen, Specereyen, Myr- rhen, Jndianiſchen Narden ꝛc. beſtand, und nur den hohen Stands-Per- ſonen wiederfuhr, und dahero kommt die veritable Egyptiſche Mumia, wel- che aber ſo rar iſt, daß ſie nur in groſſer Herren Schaͤtzen gefunden wird. Die andere Art beſtand nur aus Myrrhen, Aſphalto &c. und kam Leu- ten von mittelmaͤßiger Condition zu. Die dritte beſtand nur aus Pech und Juden-Leim. Endlich wurden die balſamirten Mumien mit Tuͤchern umwickelt, und in die Gruben geleget. Uber dieſe wahre wird auch noch der weiſſen Mumien gedacht, welche aus den Menſchen-Coͤrpern beſtehet, ſo das Meer ausgeworffen, und der Meer-Sand in Libyen bedecket hat, worinnen ſie von der Sonnen ausgedoͤrret worden, daß weiter nichts dar- an als die bloſſe Haut und Bein; uͤber welche die Haut gleichſam wie ein Pergament gezogen iſt; weil aber hieran nichts balſamiſches zu finden iſt, ſo werden ſie auch nicht zur Medicin geſuchet, koͤnnen auch keine eigentliche Mumien genennet werden. Es ſind einige von den Gelehrten, welche durch die Mumien nur das Hartz oder Pech allein ſolcher balſamirter Coͤr- per verſtehen wollen; andere brauchen auch das bloſſe Aſphaltum an ſtatt der Mumien. Die Materialiſten aber laſſen auch das Fleiſch dafuͤr paſſi- ren. Die beſte muß ſchoͤn ſchwartz, leicht und glaͤntzend ſeyn, auch einen guten Geruch haben, ſo nicht nach Pech rieche. Sie zertheilen das ge- ronnene Gebluͤt vom Fallen oder Weh-Thun; iſt gut wider die Lungen- ſucht, Miltz-Weh und Seiten-Stechen, Mutter-Schmertzen und aͤuſſer- liche Wunden. Præparata davon ſind Pulvis contra caſum, Emplaſtr. Apoſtolor. Eſſentia, Elixir, Oleum &c.
Mumiſatio, heiſt die Præſervirung aller Art Thiere vor der Faͤul- niß, wird auch eine Balſamation genannt; ſie wird von einigen verrich- tet durch die Maceration im ſpiritu ſalis Ammoniaci, ſal. 🜿ri, ſpirit. Vini rectificatiſſ. &c.
Mundatio, ſiehe Purificatio.
Mundificantia, mundificativa, reinigende Wund-Mittel, ſind Agri- mon. Chamomill. Salvia, bacc. Laur. Unguent. mundificativ. de Nicotian. apoſtolor. baſilic. fuſc. tinct. Myrrh. Aloës, ol. Terebinth. Elixir proprie- tat. &c. Sie werden gebrauchet, wenn das Serum des Bluts durch lang- wierige Stockung in den Wunden putreſciret, und die nah beygelegenen Theile mit angreifft.
Muria,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0610"n="598"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">MU</hi></hi></hi></fw><lb/>
laͤſſet. Es hatten die Egyptier drey <hirendition="#aq">Gradus</hi> des Balſamirens, wovon<lb/>
der erſte der koͤſtbareſte, und von den beſten Balſamen, Specereyen, Myr-<lb/>
rhen, Jndianiſchen Narden ꝛc. beſtand, und nur den hohen Stands-Per-<lb/>ſonen wiederfuhr, und dahero kommt die <hirendition="#aq">veritable</hi> Egyptiſche <hirendition="#aq">Mumia,</hi> wel-<lb/>
che aber ſo rar iſt, daß ſie nur in groſſer Herren Schaͤtzen gefunden wird.<lb/>
Die andere Art beſtand nur aus Myrrhen, <hirendition="#aq">Aſphalto &c.</hi> und kam Leu-<lb/>
ten von mittelmaͤßiger <hirendition="#aq">Condition</hi> zu. Die dritte beſtand nur aus Pech<lb/>
und Juden-Leim. Endlich wurden die <hirendition="#aq">balſami</hi>rten <hirendition="#aq">Mumi</hi>en mit Tuͤchern<lb/>
umwickelt, und in die Gruben geleget. Uber dieſe wahre wird auch noch<lb/>
der weiſſen <hirendition="#aq">Mumi</hi>en gedacht, welche aus den Menſchen-Coͤrpern beſtehet,<lb/>ſo das Meer ausgeworffen, und der Meer-Sand in Libyen bedecket hat,<lb/>
worinnen ſie von der Sonnen ausgedoͤrret worden, daß weiter nichts dar-<lb/>
an als die bloſſe Haut und Bein; uͤber welche die Haut gleichſam wie ein<lb/>
Pergament gezogen iſt; weil aber hieran nichts <hirendition="#aq">balſami</hi>ſches zu finden iſt,<lb/>ſo werden ſie auch nicht zur <hirendition="#aq">Medicin</hi> geſuchet, koͤnnen auch keine eigentliche<lb/><hirendition="#aq">Mumi</hi>en genennet werden. Es ſind einige von den Gelehrten, welche<lb/>
durch die <hirendition="#aq">Mumi</hi>en nur das Hartz oder Pech allein ſolcher <hirendition="#aq">balſami</hi>rter Coͤr-<lb/>
per verſtehen wollen; andere brauchen auch das bloſſe <hirendition="#aq">Aſphaltum</hi> an ſtatt<lb/>
der <hirendition="#aq">Mumi</hi>en. Die <hirendition="#aq">Materialiſt</hi>en aber laſſen auch das Fleiſch dafuͤr <hirendition="#aq">paſſi-</hi><lb/>
ren. Die beſte muß ſchoͤn ſchwartz, leicht und glaͤntzend ſeyn, auch einen<lb/>
guten Geruch haben, ſo nicht nach Pech rieche. Sie zertheilen das ge-<lb/>
ronnene Gebluͤt vom Fallen oder Weh-Thun; iſt gut wider die Lungen-<lb/>ſucht, Miltz-Weh und Seiten-Stechen, Mutter-Schmertzen und aͤuſſer-<lb/>
liche Wunden. <hirendition="#aq">Præparata</hi> davon ſind <hirendition="#aq">Pulvis contra caſum, Emplaſtr.<lb/>
Apoſtolor. Eſſentia, Elixir, Oleum &c.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Mumiſatio,</hi> heiſt die <hirendition="#aq">Præſervi</hi>rung aller Art Thiere vor der Faͤul-<lb/>
niß, wird auch eine <hirendition="#aq">Balſamation</hi> genannt; ſie wird von einigen verrich-<lb/>
tet durch die <hirendition="#aq">Maceration</hi> im <hirendition="#aq">ſpiritu ſalis Ammoniaci, ſal. 🜿ri, ſpirit. Vini<lb/>
rectificatiſſ. &c.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Mundatio,</hi>ſiehe <hirendition="#aq">Purificatio.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Mundificantia, mundificativa,</hi> reinigende Wund-Mittel, ſind <hirendition="#aq">Agri-<lb/>
mon. Chamomill. Salvia, bacc. Laur. Unguent. mundificativ. de Nicotian.<lb/>
apoſtolor. baſilic. fuſc. tinct. Myrrh. Aloës, ol. Terebinth. Elixir proprie-<lb/>
tat. &c.</hi> Sie werden gebrauchet, wenn das <hirendition="#aq">Serum</hi> des Bluts durch lang-<lb/>
wierige Stockung in den Wunden <hirendition="#aq">putreſci</hi>ret, und die nah beygelegenen<lb/>
Theile mit angreifft.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Muria,</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[598/0610]
MU
laͤſſet. Es hatten die Egyptier drey Gradus des Balſamirens, wovon
der erſte der koͤſtbareſte, und von den beſten Balſamen, Specereyen, Myr-
rhen, Jndianiſchen Narden ꝛc. beſtand, und nur den hohen Stands-Per-
ſonen wiederfuhr, und dahero kommt die veritable Egyptiſche Mumia, wel-
che aber ſo rar iſt, daß ſie nur in groſſer Herren Schaͤtzen gefunden wird.
Die andere Art beſtand nur aus Myrrhen, Aſphalto &c. und kam Leu-
ten von mittelmaͤßiger Condition zu. Die dritte beſtand nur aus Pech
und Juden-Leim. Endlich wurden die balſamirten Mumien mit Tuͤchern
umwickelt, und in die Gruben geleget. Uber dieſe wahre wird auch noch
der weiſſen Mumien gedacht, welche aus den Menſchen-Coͤrpern beſtehet,
ſo das Meer ausgeworffen, und der Meer-Sand in Libyen bedecket hat,
worinnen ſie von der Sonnen ausgedoͤrret worden, daß weiter nichts dar-
an als die bloſſe Haut und Bein; uͤber welche die Haut gleichſam wie ein
Pergament gezogen iſt; weil aber hieran nichts balſamiſches zu finden iſt,
ſo werden ſie auch nicht zur Medicin geſuchet, koͤnnen auch keine eigentliche
Mumien genennet werden. Es ſind einige von den Gelehrten, welche
durch die Mumien nur das Hartz oder Pech allein ſolcher balſamirter Coͤr-
per verſtehen wollen; andere brauchen auch das bloſſe Aſphaltum an ſtatt
der Mumien. Die Materialiſten aber laſſen auch das Fleiſch dafuͤr paſſi-
ren. Die beſte muß ſchoͤn ſchwartz, leicht und glaͤntzend ſeyn, auch einen
guten Geruch haben, ſo nicht nach Pech rieche. Sie zertheilen das ge-
ronnene Gebluͤt vom Fallen oder Weh-Thun; iſt gut wider die Lungen-
ſucht, Miltz-Weh und Seiten-Stechen, Mutter-Schmertzen und aͤuſſer-
liche Wunden. Præparata davon ſind Pulvis contra caſum, Emplaſtr.
Apoſtolor. Eſſentia, Elixir, Oleum &c.
Mumiſatio, heiſt die Præſervirung aller Art Thiere vor der Faͤul-
niß, wird auch eine Balſamation genannt; ſie wird von einigen verrich-
tet durch die Maceration im ſpiritu ſalis Ammoniaci, ſal. 🜿ri, ſpirit. Vini
rectificatiſſ. &c.
Mundatio, ſiehe Purificatio.
Mundificantia, mundificativa, reinigende Wund-Mittel, ſind Agri-
mon. Chamomill. Salvia, bacc. Laur. Unguent. mundificativ. de Nicotian.
apoſtolor. baſilic. fuſc. tinct. Myrrh. Aloës, ol. Terebinth. Elixir proprie-
tat. &c. Sie werden gebrauchet, wenn das Serum des Bluts durch lang-
wierige Stockung in den Wunden putreſciret, und die nah beygelegenen
Theile mit angreifft.
Muria,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/610>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.