Anatomia, Anatome, Dissectio, die Zergliederungs-Kunst, ist eine Zerlegung der Leiber der Thiere, dadurch aller Theile Wefen, Zusam- mensetzung, Gestalt, Ort oder Lager, Grosse, Zahl und dero Nutzen zu- gleich mit dero Verrichtung bekannt gemacht wird: es bedeutet auch die- ses Wort eine Zergliederung, die man nur in den Gedancken macht, da man nemlich der leiblichen Theile Wesen, Zusammensetzung, Gestalt, La- ger, Zahl, Grösse und dero Verrichtungen mit den Gedancken fasset und erkennet, und in solcher Betrachtung kan diese letzte, Anatomia speculativa, die Zergliederungs-Kunst in Gedancken, die erste aber Anatomia practica, die Zergliederungs-Kunst in Wercken genennet werden.
Anatomica Instrumenta, Anatomisch Geräth oder Werckzeug, als Tisch, Messer, Scheere, Hamuli, Tubuli, Styli, Schwamm, Spritze etc.
Anatomicus, heist derjenige, welcher die Kunst hauptsächlich und ex professo treibet und exerciret, vornemlich aber wird es von einem Medico praesupponiret, daß er ein guter Anatomicus seyn muß.
Anatresis, eine Durchbohrung, wird für trepaniren genommen: siehe Terebella.
Anatrope, Stomachi Subversio, eine Magen-Umkehrung, wie- wol es nicht im eigentlichen Verstande ist, sondern nur ein starckes Vo- miren, so, daß dem Magen davon wehe thut.
Anatrum, Natrum AEgyptiacum, der Alten ihr Salpeter, solches hat man also natürlich in Egypten gefunden, hat einen laugichten lixi- viosen Geschmack, so gar, daß man es an statt der Seiffen gebrauchet.
Anavdia, ist eine solche Kranckheit, da wegen eines Vitii der Laryn- gis die Sprache gebricht, oder die Stimme mangelt, wird unrecht von eini- gen Anaphthia geschrieben.
Anchusa,rothe Ochsen-Zungen-Wurtzel, ist eine lange, dicke, holtzigte Wurtzel, auswendig roth, inwendig weiß, eines herben und anhaltenden Geschmacks, ohne Geruch, wächset häuffig um Montpellier in Franckreich, obwol die beste aus Jtalien kommt; sie muß frisch, zähe, doch aber wohl ausgetrocknet seyn, auswendig recht blutroth, in- wendig aber weiß, und wenn sie gerieben wird, eine schöne rothe Farbe geben, ist innerlich wider die rothe Ruhr, Diarrhoee und Haemorrhagien sehr gut, wird aber nicht sonderlich gebrauchet: sonsten werden Medica- menta, Aqua vitae mit gefärbet, es wird auch das Ungventum rubrum potabile damit gemacht, wird auch zum Schmincken mißbrauchet. Man findet noch eine Art wilder Ochsen-Zunge, von dem Matthiolo
Onosma
AN
Anatomia, Anatome, Diſſectio, die Zergliederungs-Kunſt, iſt eine Zerlegung der Leiber der Thiere, dadurch aller Theile Wefen, Zuſam- menſetzung, Geſtalt, Ort oder Lager, Groſſe, Zahl und dero Nutzen zu- gleich mit dero Verrichtung bekannt gemacht wird: es bedeutet auch die- ſes Wort eine Zergliederung, die man nur in den Gedancken macht, da man nemlich der leiblichen Theile Weſen, Zuſammenſetzung, Geſtalt, La- ger, Zahl, Groͤſſe und dero Verrichtungen mit den Gedancken faſſet und erkennet, und in ſolcher Betrachtung kan dieſe letzte, Anatomia ſpeculativa, die Zergliederungs-Kunſt in Gedancken, die erſte aber Anatomia practica, die Zergliederungs-Kunſt in Wercken genennet werden.
Anatomica Inſtrumenta, Anatomiſch Geraͤth oder Werckzeug, als Tiſch, Meſſer, Scheere, Hamuli, Tubuli, Styli, Schwamm, Spritze ꝛc.
Anatomicus, heiſt derjenige, welcher die Kunſt hauptſaͤchlich und ex profeſſo treibet und exerciret, vornemlich aber wird es von einem Medico præſupponiret, daß er ein guter Anatomicus ſeyn muß.
Anatreſis, eine Durchbohrung, wird fuͤr trepaniren genommen: ſiehe Terebella.
Anatrope, Stomachi Subverſio, eine Magen-Umkehrung, wie- wol es nicht im eigentlichen Verſtande iſt, ſondern nur ein ſtarckes Vo- miren, ſo, daß dem Magen davon wehe thut.
Anatrum, Natrum Ægyptiacum, der Alten ihr Salpeter, ſolches hat man alſo natuͤrlich in Egypten gefunden, hat einen laugichten lixi- vioſen Geſchmack, ſo gar, daß man es an ſtatt der Seiffen gebrauchet.
Anavdia, iſt eine ſolche Kranckheit, da wegen eines Vitii der Laryn- gis die Sprache gebricht, oder die Stimme mangelt, wird unrecht von eini- gen Anaphthia geſchrieben.
Anchuſa,rothe Ochſen-Zungen-Wurtzel, iſt eine lange, dicke, holtzigte Wurtzel, auswendig roth, inwendig weiß, eines herben und anhaltenden Geſchmacks, ohne Geruch, waͤchſet haͤuffig um Montpellier in Franckreich, obwol die beſte aus Jtalien kommt; ſie muß friſch, zaͤhe, doch aber wohl ausgetrocknet ſeyn, auswendig recht blutroth, in- wendig aber weiß, und wenn ſie gerieben wird, eine ſchoͤne rothe Farbe geben, iſt innerlich wider die rothe Ruhr, Diarrhœe und Hæmorrhagien ſehr gut, wird aber nicht ſonderlich gebrauchet: ſonſten werden Medica- menta, Aqua vitæ mit gefaͤrbet, es wird auch das Ungventum rubrum potabile damit gemacht, wird auch zum Schmincken mißbrauchet. Man findet noch eine Art wilder Ochſen-Zunge, von dem Matthiolo
Onoſma
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Anatomia, Anatome, Diſſectio, die Zergliederungs-Kunſt, iſt
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man nemlich der leiblichen Theile Weſen, Zuſammenſetzung, Geſtalt, La-
ger, Zahl, Groͤſſe und dero Verrichtungen mit den Gedancken faſſet und
erkennet, und in ſolcher Betrachtung kan dieſe letzte, Anatomia ſpeculativa,
die Zergliederungs-Kunſt in Gedancken, die erſte aber Anatomia practica,
die Zergliederungs-Kunſt in Wercken genennet werden.
Anatomica Inſtrumenta, Anatomiſch Geraͤth oder Werckzeug, als
Tiſch, Meſſer, Scheere, Hamuli, Tubuli, Styli, Schwamm, Spritze ꝛc.
Anatomicus, heiſt derjenige, welcher die Kunſt hauptſaͤchlich und ex
profeſſo treibet und exerciret, vornemlich aber wird es von einem Medico
præſupponiret, daß er ein guter Anatomicus ſeyn muß.
Anatreſis, eine Durchbohrung, wird fuͤr trepaniren genommen:
ſiehe Terebella.
Anatrope, Stomachi Subverſio, eine Magen-Umkehrung, wie-
wol es nicht im eigentlichen Verſtande iſt, ſondern nur ein ſtarckes Vo-
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Anatrum, Natrum Ægyptiacum, der Alten ihr Salpeter, ſolches
hat man alſo natuͤrlich in Egypten gefunden, hat einen laugichten lixi-
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Anavdia, iſt eine ſolche Kranckheit, da wegen eines Vitii der Laryn-
gis die Sprache gebricht, oder die Stimme mangelt, wird unrecht von eini-
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Anchuſa, rothe Ochſen-Zungen-Wurtzel, iſt eine lange, dicke,
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anhaltenden Geſchmacks, ohne Geruch, waͤchſet haͤuffig um Montpellier
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potabile damit gemacht, wird auch zum Schmincken mißbrauchet.
Man findet noch eine Art wilder Ochſen-Zunge, von dem Matthiolo
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/59>, abgerufen am 24.11.2024.
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