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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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noch Jungfrauen; dieses findet sich bey denen Mägdgens, welche ihr
Ehren-Kräntzlein prostituiret, solchen, daß sie in hoc puncto Jungfrauen
zu seyn scheinen, consuliret man mit einem Fotu aus aqua Pini vivid. oder
decoct. Alchimill. und Matricar. &c.

Mammarum ulcus, ein Geschwür der Brüste, dabey fällt nichts
zu consideriren vor, denn sie werden wie die Ulcera insgemein curiret,
davon unter dem Titul Ulcus zu sehen.

Mammiformis, mammillaris processus, der Brust- oder Zitzen-för-
mige Fortsatz, siehe Processus mammillaris.

Mammilla, heist eben was Mamma.

Manati, siehe Lapis manati.

Mandibula, Maxilla, der Kinnbacke, derer sind zwey, der obere und
der untere, denen gleichsam, als den Grund-Säulen, die übrigen Theile
des Gesichts eingepflantzet werden. Der untere, Maxilla inferior, ist gantz
beweglich, und bestehet bey kleinen Kindern aus zweyen Beinen, welche mit
zunehmenden Alter so zusammen wachsen, daß kaum einige Merckmahle
einer Vonandersonderung zu sehen sind: er ist wie ein Bogen gestalt, und
hart, auch starck, damit er bey der Käuung seine Kräffte desto stärcker an-
wenden könne. Er hat zu beyden Seiten zwey in die Höhe steigende Fort-
sätze, die man Hörner, Cornua heisset, davon der vordere eine Crone, Corona,
der andere Condylodes genennet wird, und mit einem Krospel überzogen ist.
Der obere, Maxilla superior, ist unbeweglich, und bestehet aus eilff Bei-
nen, welche unter einander durch eine Harmoniam verbunden sind.

Mandibulae lucii piscis, Hecht-Zähne, sind der Unterkiefer mit
den Zähnen vom Hecht, werden wider Pleuritidem, Entzündung und
schwer Harnen sehr recommandiret; sie resolviren auch das geronnene
und stockende Blut.

Mandragora, Allraun-Wurtzel, ist zweyerley: als Mas, das
Männlein, so auch Morion, und Foemina, das Weiblein, Thridacias ge-
nannt; sind starcke Wurtzeln, bisweilen eines Arms dicke, welche offt dem
Untertheil eines Menschen mit zwey Füssen gleich sehen: sie wachsen häuffig
in Franckreich um Montpellier, und in Jtalien auf den Pyrenaeischen Ge-
bürgen. Die Storger und Marcktschreyer treiben grossen Aberglauben und
Hexerey mit dieser Wurtzel, indem sie vorgeben, wie solche nur an einem ge-
wissen Ort, nemlich unter dem Gerichte, sehr schwer zu finden, und gefähr-
lich auszugraben wäre: sie soll auch dem Tragenden Liebe und Gunst, nebst
unveränderlichen Glück zuwege bringen; ferner soll sie auch einen geheimen

Geist

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noch Jungfrauen; dieſes findet ſich bey denen Maͤgdgens, welche ihr
Ehren-Kraͤntzlein proſtituiret, ſolchen, daß ſie in hoc puncto Jungfrauen
zu ſeyn ſcheinen, conſuliret man mit einem Fotu aus aqua Pini vivid. oder
decoct. Alchimill. und Matricar. &c.

Mammarum ulcus, ein Geſchwuͤr der Bruͤſte, dabey faͤllt nichts
zu conſideriren vor, denn ſie werden wie die Ulcera insgemein curiret,
davon unter dem Titul Ulcus zu ſehen.

Mammiformis, mammillaris proceſſus, der Bruſt- oder Zitzen-foͤr-
mige Fortſatz, ſiehe Proceſſus mammillaris.

Mammilla, heiſt eben was Mamma.

Manati, ſiehe Lapis manati.

Mandibula, Maxilla, der Kinnbacke, derer ſind zwey, der obere und
der untere, denen gleichſam, als den Grund-Saͤulen, die uͤbrigen Theile
des Geſichts eingepflantzet werden. Der untere, Maxilla inferior, iſt gantz
beweglich, und beſtehet bey kleinen Kindern aus zweyen Beinen, welche mit
zunehmenden Alter ſo zuſammen wachſen, daß kaum einige Merckmahle
einer Vonanderſonderung zu ſehen ſind: er iſt wie ein Bogen geſtalt, und
hart, auch ſtarck, damit er bey der Kaͤuung ſeine Kraͤffte deſto ſtaͤrcker an-
wenden koͤnne. Er hat zu beyden Seiten zwey in die Hoͤhe ſteigende Fort-
ſaͤtze, die man Hoͤrner, Cornua heiſſet, davon der vordere eine Crone, Corona,
der andere Condylodes genennet wird, und mit einem Kroſpel uͤberzogen iſt.
Der obere, Maxilla ſuperior, iſt unbeweglich, und beſtehet aus eilff Bei-
nen, welche unter einander durch eine Harmoniam verbunden ſind.

Mandibulæ lucii piſcis, Hecht-Zaͤhne, ſind der Unterkiefer mit
den Zaͤhnen vom Hecht, werden wider Pleuritidem, Entzuͤndung und
ſchwer Harnen ſehr recommandiret; ſie reſolviren auch das geronnene
und ſtockende Blut.

Mandragora, Allraun-Wurtzel, iſt zweyerley: als Mas, das
Maͤnnlein, ſo auch Morion, und Fœmina, das Weiblein, Thridacias ge-
nannt; ſind ſtarcke Wurtzeln, bisweilen eines Arms dicke, welche offt dem
Untertheil eines Menſchen mit zwey Fuͤſſen gleich ſehen: ſie wachſen haͤuffig
in Franckreich um Montpellier, und in Jtalien auf den Pyrenæiſchen Ge-
buͤrgen. Die Storger und Marcktſchreyer treiben groſſen Aberglauben und
Hexerey mit dieſer Wurtzel, indem ſie vorgeben, wie ſolche nur an einem ge-
wiſſen Ort, nemlich unter dem Gerichte, ſehr ſchwer zu finden, und gefaͤhr-
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unveraͤnderlichen Gluͤck zuwege bringen; ferner ſoll ſie auch einen geheimen

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[544/0556] MA noch Jungfrauen; dieſes findet ſich bey denen Maͤgdgens, welche ihr Ehren-Kraͤntzlein proſtituiret, ſolchen, daß ſie in hoc puncto Jungfrauen zu ſeyn ſcheinen, conſuliret man mit einem Fotu aus aqua Pini vivid. oder decoct. Alchimill. und Matricar. &c. Mammarum ulcus, ein Geſchwuͤr der Bruͤſte, dabey faͤllt nichts zu conſideriren vor, denn ſie werden wie die Ulcera insgemein curiret, davon unter dem Titul Ulcus zu ſehen. Mammiformis, mammillaris proceſſus, der Bruſt- oder Zitzen-foͤr- mige Fortſatz, ſiehe Proceſſus mammillaris. Mammilla, heiſt eben was Mamma. Manati, ſiehe Lapis manati. Mandibula, Maxilla, der Kinnbacke, derer ſind zwey, der obere und der untere, denen gleichſam, als den Grund-Saͤulen, die uͤbrigen Theile des Geſichts eingepflantzet werden. Der untere, Maxilla inferior, iſt gantz beweglich, und beſtehet bey kleinen Kindern aus zweyen Beinen, welche mit zunehmenden Alter ſo zuſammen wachſen, daß kaum einige Merckmahle einer Vonanderſonderung zu ſehen ſind: er iſt wie ein Bogen geſtalt, und hart, auch ſtarck, damit er bey der Kaͤuung ſeine Kraͤffte deſto ſtaͤrcker an- wenden koͤnne. Er hat zu beyden Seiten zwey in die Hoͤhe ſteigende Fort- ſaͤtze, die man Hoͤrner, Cornua heiſſet, davon der vordere eine Crone, Corona, der andere Condylodes genennet wird, und mit einem Kroſpel uͤberzogen iſt. Der obere, Maxilla ſuperior, iſt unbeweglich, und beſtehet aus eilff Bei- nen, welche unter einander durch eine Harmoniam verbunden ſind. Mandibulæ lucii piſcis, Hecht-Zaͤhne, ſind der Unterkiefer mit den Zaͤhnen vom Hecht, werden wider Pleuritidem, Entzuͤndung und ſchwer Harnen ſehr recommandiret; ſie reſolviren auch das geronnene und ſtockende Blut. Mandragora, Allraun-Wurtzel, iſt zweyerley: als Mas, das Maͤnnlein, ſo auch Morion, und Fœmina, das Weiblein, Thridacias ge- nannt; ſind ſtarcke Wurtzeln, bisweilen eines Arms dicke, welche offt dem Untertheil eines Menſchen mit zwey Fuͤſſen gleich ſehen: ſie wachſen haͤuffig in Franckreich um Montpellier, und in Jtalien auf den Pyrenæiſchen Ge- buͤrgen. Die Storger und Marcktſchreyer treiben groſſen Aberglauben und Hexerey mit dieſer Wurtzel, indem ſie vorgeben, wie ſolche nur an einem ge- wiſſen Ort, nemlich unter dem Gerichte, ſehr ſchwer zu finden, und gefaͤhr- lich auszugraben waͤre: ſie ſoll auch dem Tragenden Liebe und Gunſt, nebſt unveraͤnderlichen Gluͤck zuwege bringen; ferner ſoll ſie auch einen geheimen Geiſt

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/556>, abgerufen am 22.11.2024.