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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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FE
gige genannt. Uber diese findet man auch doppelte Wechsel-Fieber,
als doppelte drey- und viertägige, wenn die Paroxysmi des Tages
mehr als einmal kommen, oder wenn das Fieber in den freyen Tag kommt.
Alle diese Fieber werden Regulares, oder gleiche genannt, so lange sie accu-
rat
und nach dem Glockenschlag kommen, und den Patienten wieder verlas-
sen, oder wenn sie den Paroxysmum, doch aber zu gewöhnlicher Zeit, entwe-
der anticipiren, oder retardiren. Wenn sie aber zu keiner gewissen Stunde
kommen und nachlassen, so daß die Patienten niemalen die rechte Zeit des
Fiebers accurat wissen, werden sie Irregulares, ungleiche, und Erraticae,
Spring-Fieber genennet. Was den Unterscheid der Fieber in Anse-
hung der Symptomatum betrifft, so sind (1) welche den Patienten allein
mit Frost vexiren, (2) welche mit Hitze allein molestiren, (3) daß zur Zeit
des Paroxysmi die äusserlichen Glieder kalt, die innerlichen hitzig sind,
(4) da Frost und Hitze zugleich, und zu gleicher Zeit beschwerlich sind,
(5) wenn weder Frost noch Hitze mercklich beschwerlich sind, dem Patienten
aber allmählich das Schwinden bringen, (6) da nach dem Essen vornemlich
eine ungewöhnliche Hitze im Leibe, bey Nacht-Zeit aber ein häuffiger
Schweiß, welcher die Nahrungs-Kräffte gäntzlich verzehret, empfunden
wird, (7) bey welchen eine grosse Krafftlosigkeit, Cardialgie, Unruh, Hitze,
bald mit Hauptweh und Aberwitz, bald mit Flecken und andern Exanthe-
matibus,
Beulen, Carbunculis und Striemen, welchen besondere Namen
gegeben sind, als febris algida, ardens, Leipyria, Epiala, lenta, hectica, ma-
ligna.
Die übrigen, welche ebenfalls ihre Namen von den Zufällen, als
Lyngodes, catarrhalis, arthritica, cacatoria &c. haben, zu übergehen. Aus
diesen zweyen Unterscheiden findet man bey den Practicis folgende und auch
mehr Fieber angemercket, allwo bey einigen die Praxis zu lehren ist, die an-
dern aber für sich gantz sicher curiret werden können, nachdem die Sympto-
mata,
von welchen sie ihre Namen führen, gehoben sind: als

Febris acuta, ein scharff hitzig Fieber.

alba virginea, siehe Chlorosis.

algida, das kalte Fieber, wenn die Patienten von der Kälte
allein geplaget werden.

Febris ardens, das hitzige Fieber, wenn Hitze allein ist: hierdurch
wird ein solch Fieber verstanden, welches die Patienten mit Wärme
gleichsam brennend martert; dabey findet sich Hauptweh, Trockenheit des
Mundes, Durst, Schlaflosigkeit, Unruh, Raserey, Brechen, Hartleibig-
keit etc. Die näheste Ursach ist, eine gantz furiöse Bewegung der Geister,

solche

FE
gige genannt. Uber dieſe findet man auch doppelte Wechſel-Fieber,
als doppelte drey- und viertaͤgige, wenn die Paroxyſmi des Tages
mehr als einmal kommen, oder wenn das Fieber in den freyen Tag kommt.
Alle dieſe Fieber werden Regulares, oder gleiche genannt, ſo lange ſie accu-
rat
und nach dem Glockenſchlag kommen, und den Patienten wieder verlaſ-
ſen, oder wenn ſie den Paroxyſmum, doch aber zu gewoͤhnlicher Zeit, entwe-
der anticipiren, oder retardiren. Wenn ſie aber zu keiner gewiſſen Stunde
kommen und nachlaſſen, ſo daß die Patienten niemalen die rechte Zeit des
Fiebers accurat wiſſen, werden ſie Irregulares, ungleiche, und Erraticæ,
Spring-Fieber genennet. Was den Unterſcheid der Fieber in Anſe-
hung der Symptomatum betrifft, ſo ſind (1) welche den Patienten allein
mit Froſt vexiren, (2) welche mit Hitze allein moleſtiren, (3) daß zur Zeit
des Paroxyſmi die aͤuſſerlichen Glieder kalt, die innerlichen hitzig ſind,
(4) da Froſt und Hitze zugleich, und zu gleicher Zeit beſchwerlich ſind,
(5) wenn weder Froſt noch Hitze mercklich beſchwerlich ſind, dem Patienten
aber allmaͤhlich das Schwinden bringen, (6) da nach dem Eſſen vornemlich
eine ungewoͤhnliche Hitze im Leibe, bey Nacht-Zeit aber ein haͤuffiger
Schweiß, welcher die Nahrungs-Kraͤffte gaͤntzlich verzehret, empfunden
wird, (7) bey welchen eine groſſe Krafftloſigkeit, Cardialgie, Unruh, Hitze,
bald mit Hauptweh und Aberwitz, bald mit Flecken und andern Exanthe-
matibus,
Beulen, Carbunculis und Striemen, welchen beſondere Namen
gegeben ſind, als febris algida, ardens, Leipyria, Epiala, lenta, hectica, ma-
ligna.
Die uͤbrigen, welche ebenfalls ihre Namen von den Zufaͤllen, als
Lyngodes, catarrhalis, arthritica, cacatoria &c. haben, zu uͤbergehen. Aus
dieſen zweyen Unterſcheiden findet man bey den Practicis folgende und auch
mehr Fieber angemercket, allwo bey einigen die Praxis zu lehren iſt, die an-
dern aber fuͤr ſich gantz ſicher curiret werden koͤnnen, nachdem die Sympto-
mata,
von welchen ſie ihre Namen fuͤhren, gehoben ſind: als

Febris acuta, ein ſcharff hitzig Fieber.

alba virginea, ſiehe Chloroſis.

algida, das kalte Fieber, wenn die Patienten von der Kaͤlte
allein geplaget werden.

Febris ardens, das hitzige Fieber, wenn Hitze allein iſt: hierdurch
wird ein ſolch Fieber verſtanden, welches die Patienten mit Waͤrme
gleichſam brennend martert; dabey findet ſich Hauptweh, Trockenheit des
Mundes, Durſt, Schlafloſigkeit, Unruh, Raſerey, Brechen, Hartleibig-
keit ꝛc. Die naͤheſte Urſach iſt, eine gantz furioͤſe Bewegung der Geiſter,

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[346/0358] FE gige genannt. Uber dieſe findet man auch doppelte Wechſel-Fieber, als doppelte drey- und viertaͤgige, wenn die Paroxyſmi des Tages mehr als einmal kommen, oder wenn das Fieber in den freyen Tag kommt. Alle dieſe Fieber werden Regulares, oder gleiche genannt, ſo lange ſie accu- rat und nach dem Glockenſchlag kommen, und den Patienten wieder verlaſ- ſen, oder wenn ſie den Paroxyſmum, doch aber zu gewoͤhnlicher Zeit, entwe- der anticipiren, oder retardiren. Wenn ſie aber zu keiner gewiſſen Stunde kommen und nachlaſſen, ſo daß die Patienten niemalen die rechte Zeit des Fiebers accurat wiſſen, werden ſie Irregulares, ungleiche, und Erraticæ, Spring-Fieber genennet. Was den Unterſcheid der Fieber in Anſe- hung der Symptomatum betrifft, ſo ſind (1) welche den Patienten allein mit Froſt vexiren, (2) welche mit Hitze allein moleſtiren, (3) daß zur Zeit des Paroxyſmi die aͤuſſerlichen Glieder kalt, die innerlichen hitzig ſind, (4) da Froſt und Hitze zugleich, und zu gleicher Zeit beſchwerlich ſind, (5) wenn weder Froſt noch Hitze mercklich beſchwerlich ſind, dem Patienten aber allmaͤhlich das Schwinden bringen, (6) da nach dem Eſſen vornemlich eine ungewoͤhnliche Hitze im Leibe, bey Nacht-Zeit aber ein haͤuffiger Schweiß, welcher die Nahrungs-Kraͤffte gaͤntzlich verzehret, empfunden wird, (7) bey welchen eine groſſe Krafftloſigkeit, Cardialgie, Unruh, Hitze, bald mit Hauptweh und Aberwitz, bald mit Flecken und andern Exanthe- matibus, Beulen, Carbunculis und Striemen, welchen beſondere Namen gegeben ſind, als febris algida, ardens, Leipyria, Epiala, lenta, hectica, ma- ligna. Die uͤbrigen, welche ebenfalls ihre Namen von den Zufaͤllen, als Lyngodes, catarrhalis, arthritica, cacatoria &c. haben, zu uͤbergehen. Aus dieſen zweyen Unterſcheiden findet man bey den Practicis folgende und auch mehr Fieber angemercket, allwo bey einigen die Praxis zu lehren iſt, die an- dern aber fuͤr ſich gantz ſicher curiret werden koͤnnen, nachdem die Sympto- mata, von welchen ſie ihre Namen fuͤhren, gehoben ſind: als Febris acuta, ein ſcharff hitzig Fieber. alba virginea, ſiehe Chloroſis. algida, das kalte Fieber, wenn die Patienten von der Kaͤlte allein geplaget werden. Febris ardens, das hitzige Fieber, wenn Hitze allein iſt: hierdurch wird ein ſolch Fieber verſtanden, welches die Patienten mit Waͤrme gleichſam brennend martert; dabey findet ſich Hauptweh, Trockenheit des Mundes, Durſt, Schlafloſigkeit, Unruh, Raſerey, Brechen, Hartleibig- keit ꝛc. Die naͤheſte Urſach iſt, eine gantz furioͤſe Bewegung der Geiſter, ſolche

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/358>, abgerufen am 28.03.2024.