Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite
DE

Delirium, heist insgemein eine Raserey, dergleichen bey hitzigen
Fiebern und Haupt-Kranckheiten zu seyn pflegen. Solche aber ist
nichts anders, als eine Abweichung von der gesunden Vernunfft, oder
da die Spiritus alles, was ihnen nur vorkommt, ungereimt und confus
zusammen setzen. Die Practici setzen vielerley Gattungen der Raserey,
als Hydrophobiam, Maniam, Melancholiam, Raserey bey Mutter-Be-
schwer, Fieber, Verwundungen etc. wovon hin und wieder zu sehen, in-
dem hier nur in genere die Deliria betrachtet werden. Die näheste Ur-
sach der Deliriorum ist eine verworrene, unordentliche, schleunige und un-
ruhige Bewegung der Geister, solche aber wird von Schmertzen, Fieber,
Hitze, Wunden etc. aus Neben-Ursachen erreget. Zur Cur werden sol-
che Mittel gesuchet, welche die Spiritus besänfftigen; dieser Art sind vor-
nemlich Nitrata, als atum, Antihect. Poter. Sacchar. ni, Bezoardic.
joviale, item
die acida, als der Spiritus Salis, Nitri, Vitriol. philosophic.

Deltoides, siehe Musculus.

Dementia, Aberwitz, nicht recht bey Verstande seyn, Thorheit,
Unbesonnenheit.

Demersio, Eintauchung, wenn ein Metall in einen sressenden Li-
quorem
gethan, und zur Solution gelassen wird.

Dens, ein Zahn, Dentes, Zähne, werden denen Kinnbacken ein-
gesetzet, und sind härtere und glättere Beine als die andern, sind zur Zer-
malmung der Speisen und Formirung der Stimme absonderlich dien-
lich. Sie fangen, nach Verfliessung etlicher Monate von der Geburth,
das erste mal zu erscheinen an, nicht, weil sie damals erst gezeuget wer-
den, sondern weil sie zuvor in ihrem Kästlein verborgen gelegen, und all-
mählich durch den Zufluß einer neuen Nahrungs-Materie ausgedehnet
und hervor geschoben werden. Die Zahl trifft nicht bey allen überein;
doch erstrecket sich selbige bey denen, so alle Zähne haben, selten über 28.
noch seltener aber steiget sie über 32. Bißweilen ist auch die Zahl un-
gleich, daß, da zum Exempel in einem Kinnbacken 15. sind, in dem an-
dern einer entweder mehr oder weniger sey. Wenn die 2. hintersten
und mehr Seiten-Zähne im 30. Jahr und später hervor brechen, wer-
den sie Dentes Sapientiae, Weisheits-Zähne oder Stock-Zähne ge-
nennet, wiewol sie auch bey etlichen, ob sie gleich sehr alt werden, nie-
mals hervor brechen. Der Gestalt, Lager und Zahl nach, werden die
Zähne in drey Classen eingetheilet, als (1) Incisores, Zerschneidende,
sind die vördersten, und zwischen den andern die mittelsten; in iedem Kinn-

backen
DE

Delirium, heiſt insgemein eine Raſerey, dergleichen bey hitzigen
Fiebern und Haupt-Kranckheiten zu ſeyn pflegen. Solche aber iſt
nichts anders, als eine Abweichung von der geſunden Vernunfft, oder
da die Spiritus alles, was ihnen nur vorkommt, ungereimt und confus
zuſammen ſetzen. Die Practici ſetzen vielerley Gattungen der Raſerey,
als Hydrophobiam, Maniam, Melancholiam, Raſerey bey Mutter-Be-
ſchwer, Fieber, Verwundungen ꝛc. wovon hin und wieder zu ſehen, in-
dem hier nur in genere die Deliria betrachtet werden. Die naͤheſte Ur-
ſach der Deliriorum iſt eine verworrene, unordentliche, ſchleunige und un-
ruhige Bewegung der Geiſter, ſolche aber wird von Schmertzen, Fieber,
Hitze, Wunden ꝛc. aus Neben-Urſachen erreget. Zur Cur werden ſol-
che Mittel geſuchet, welche die Spiritus beſaͤnfftigen; dieſer Art ſind vor-
nemlich Nitrata, als 🜕 ♁ atum, Antihect. Poter. Sacchar. ♄ni, Bezoardic.
joviale, item
die acida, als der Spiritus Salis, Nitri, Vitriol. philoſophic.

Deltoides, ſiehe Muſculus.

Dementia, Aberwitz, nicht recht bey Verſtande ſeyn, Thorheit,
Unbeſonnenheit.

Demerſio, Eintauchung, wenn ein Metall in einen ſreſſenden Li-
quorem
gethan, und zur Solution gelaſſen wird.

Dens, ein Zahn, Dentes, Zaͤhne, werden denen Kinnbacken ein-
geſetzet, und ſind haͤrtere und glaͤttere Beine als die andern, ſind zur Zer-
malmung der Speiſen und Formirung der Stimme abſonderlich dien-
lich. Sie fangen, nach Verflieſſung etlicher Monate von der Geburth,
das erſte mal zu erſcheinen an, nicht, weil ſie damals erſt gezeuget wer-
den, ſondern weil ſie zuvor in ihrem Kaͤſtlein verborgen gelegen, und all-
maͤhlich durch den Zufluß einer neuen Nahrungs-Materie ausgedehnet
und hervor geſchoben werden. Die Zahl trifft nicht bey allen uͤberein;
doch erſtrecket ſich ſelbige bey denen, ſo alle Zaͤhne haben, ſelten uͤber 28.
noch ſeltener aber ſteiget ſie uͤber 32. Bißweilen iſt auch die Zahl un-
gleich, daß, da zum Exempel in einem Kinnbacken 15. ſind, in dem an-
dern einer entweder mehr oder weniger ſey. Wenn die 2. hinterſten
und mehr Seiten-Zaͤhne im 30. Jahr und ſpaͤter hervor brechen, wer-
den ſie Dentes Sapientiæ, Weisheits-Zaͤhne oder Stock-Zaͤhne ge-
nennet, wiewol ſie auch bey etlichen, ob ſie gleich ſehr alt werden, nie-
mals hervor brechen. Der Geſtalt, Lager und Zahl nach, werden die
Zaͤhne in drey Claſſen eingetheilet, als (1) Inciſores, Zerſchneidende,
ſind die voͤrderſten, und zwiſchen den andern die mittelſten; in iedem Kinn-

backen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0282" n="270"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">DE</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Delirium,</hi> hei&#x017F;t insgemein eine <hi rendition="#fr">Ra&#x017F;erey,</hi> dergleichen bey hitzigen<lb/>
Fiebern und Haupt-Kranckheiten zu &#x017F;eyn pflegen. Solche aber i&#x017F;t<lb/>
nichts anders, als eine Abweichung von der ge&#x017F;unden Vernunfft, oder<lb/>
da die <hi rendition="#aq">Spiritus</hi> alles, was ihnen nur vorkommt, ungereimt und <hi rendition="#aq">confus</hi><lb/>
zu&#x017F;ammen &#x017F;etzen. Die <hi rendition="#aq">Practici</hi> &#x017F;etzen vielerley Gattungen der Ra&#x017F;erey,<lb/>
als <hi rendition="#aq">Hydrophobiam, Maniam, Melancholiam,</hi> Ra&#x017F;erey bey Mutter-Be-<lb/>
&#x017F;chwer, Fieber, Verwundungen &#xA75B;c. wovon hin und wieder zu &#x017F;ehen, in-<lb/>
dem hier nur <hi rendition="#aq">in genere</hi> die <hi rendition="#aq">Deliria</hi> betrachtet werden. Die na&#x0364;he&#x017F;te Ur-<lb/>
&#x017F;ach der <hi rendition="#aq">Deliriorum</hi> i&#x017F;t eine verworrene, unordentliche, &#x017F;chleunige und un-<lb/>
ruhige Bewegung der Gei&#x017F;ter, &#x017F;olche aber wird von Schmertzen, Fieber,<lb/>
Hitze, Wunden &#xA75B;c. aus Neben-Ur&#x017F;achen erreget. Zur Cur werden &#x017F;ol-<lb/>
che Mittel ge&#x017F;uchet, welche die <hi rendition="#aq">Spiritus</hi> be&#x017F;a&#x0364;nfftigen; die&#x017F;er Art &#x017F;ind vor-<lb/>
nemlich <hi rendition="#aq">Nitrata,</hi> als <hi rendition="#aq">&#x1F715; &#x2641; atum, Antihect. Poter. Sacchar. &#x2644;ni, Bezoardic.<lb/>
joviale, item</hi> die <hi rendition="#aq">acida,</hi> als der <hi rendition="#aq">Spiritus Salis, Nitri, Vitriol. philo&#x017F;ophic.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Deltoides,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;culus.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Dementia,</hi><hi rendition="#fr">Aberwitz,</hi> nicht recht bey Ver&#x017F;tande &#x017F;eyn, Thorheit,<lb/>
Unbe&#x017F;onnenheit.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Demer&#x017F;io,</hi><hi rendition="#fr">Eintauchung,</hi> wenn ein Metall in einen &#x017F;re&#x017F;&#x017F;enden <hi rendition="#aq">Li-<lb/>
quorem</hi> gethan, und zur <hi rendition="#aq">Solution</hi> gela&#x017F;&#x017F;en wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Dens,</hi> ein <hi rendition="#fr">Zahn,</hi> <hi rendition="#aq">Dentes,</hi> <hi rendition="#fr">Za&#x0364;hne,</hi> werden denen Kinnbacken ein-<lb/>
ge&#x017F;etzet, und &#x017F;ind ha&#x0364;rtere und gla&#x0364;ttere Beine als die andern, &#x017F;ind zur Zer-<lb/>
malmung der Spei&#x017F;en und <hi rendition="#aq">Formi</hi>rung der Stimme ab&#x017F;onderlich dien-<lb/>
lich. Sie fangen, nach Verflie&#x017F;&#x017F;ung etlicher Monate von der Geburth,<lb/>
das er&#x017F;te mal zu er&#x017F;cheinen an, nicht, weil &#x017F;ie damals er&#x017F;t gezeuget wer-<lb/>
den, &#x017F;ondern weil &#x017F;ie zuvor in ihrem Ka&#x0364;&#x017F;tlein verborgen gelegen, und all-<lb/>
ma&#x0364;hlich durch den Zufluß einer neuen Nahrungs-<hi rendition="#aq">Materie</hi> ausgedehnet<lb/>
und hervor ge&#x017F;choben werden. Die Zahl trifft nicht bey allen u&#x0364;berein;<lb/>
doch er&#x017F;trecket &#x017F;ich &#x017F;elbige bey denen, &#x017F;o alle Za&#x0364;hne haben, &#x017F;elten u&#x0364;ber 28.<lb/>
noch &#x017F;eltener aber &#x017F;teiget &#x017F;ie u&#x0364;ber 32. Bißweilen i&#x017F;t auch die Zahl un-<lb/>
gleich, daß, da zum Exempel in einem Kinnbacken 15. &#x017F;ind, in dem an-<lb/>
dern einer entweder mehr oder weniger &#x017F;ey. Wenn die 2. hinter&#x017F;ten<lb/>
und mehr Seiten-Za&#x0364;hne im 30. Jahr und &#x017F;pa&#x0364;ter hervor brechen, wer-<lb/>
den &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Dentes Sapientiæ,</hi> <hi rendition="#fr">Weisheits-Za&#x0364;hne</hi> oder <hi rendition="#fr">Stock-Za&#x0364;hne</hi> ge-<lb/>
nennet, wiewol &#x017F;ie auch bey etlichen, ob &#x017F;ie gleich &#x017F;ehr alt werden, nie-<lb/>
mals hervor brechen. Der Ge&#x017F;talt, Lager und Zahl nach, werden die<lb/>
Za&#x0364;hne in drey Cla&#x017F;&#x017F;en eingetheilet, als (1) <hi rendition="#aq">Inci&#x017F;ores,</hi> <hi rendition="#fr">Zer&#x017F;chneidende,</hi><lb/>
&#x017F;ind die vo&#x0364;rder&#x017F;ten, und zwi&#x017F;chen den andern die mittel&#x017F;ten; in iedem Kinn-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">backen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0282] DE Delirium, heiſt insgemein eine Raſerey, dergleichen bey hitzigen Fiebern und Haupt-Kranckheiten zu ſeyn pflegen. Solche aber iſt nichts anders, als eine Abweichung von der geſunden Vernunfft, oder da die Spiritus alles, was ihnen nur vorkommt, ungereimt und confus zuſammen ſetzen. Die Practici ſetzen vielerley Gattungen der Raſerey, als Hydrophobiam, Maniam, Melancholiam, Raſerey bey Mutter-Be- ſchwer, Fieber, Verwundungen ꝛc. wovon hin und wieder zu ſehen, in- dem hier nur in genere die Deliria betrachtet werden. Die naͤheſte Ur- ſach der Deliriorum iſt eine verworrene, unordentliche, ſchleunige und un- ruhige Bewegung der Geiſter, ſolche aber wird von Schmertzen, Fieber, Hitze, Wunden ꝛc. aus Neben-Urſachen erreget. Zur Cur werden ſol- che Mittel geſuchet, welche die Spiritus beſaͤnfftigen; dieſer Art ſind vor- nemlich Nitrata, als 🜕 ♁ atum, Antihect. Poter. Sacchar. ♄ni, Bezoardic. joviale, item die acida, als der Spiritus Salis, Nitri, Vitriol. philoſophic. Deltoides, ſiehe Muſculus. Dementia, Aberwitz, nicht recht bey Verſtande ſeyn, Thorheit, Unbeſonnenheit. Demerſio, Eintauchung, wenn ein Metall in einen ſreſſenden Li- quorem gethan, und zur Solution gelaſſen wird. Dens, ein Zahn, Dentes, Zaͤhne, werden denen Kinnbacken ein- geſetzet, und ſind haͤrtere und glaͤttere Beine als die andern, ſind zur Zer- malmung der Speiſen und Formirung der Stimme abſonderlich dien- lich. Sie fangen, nach Verflieſſung etlicher Monate von der Geburth, das erſte mal zu erſcheinen an, nicht, weil ſie damals erſt gezeuget wer- den, ſondern weil ſie zuvor in ihrem Kaͤſtlein verborgen gelegen, und all- maͤhlich durch den Zufluß einer neuen Nahrungs-Materie ausgedehnet und hervor geſchoben werden. Die Zahl trifft nicht bey allen uͤberein; doch erſtrecket ſich ſelbige bey denen, ſo alle Zaͤhne haben, ſelten uͤber 28. noch ſeltener aber ſteiget ſie uͤber 32. Bißweilen iſt auch die Zahl un- gleich, daß, da zum Exempel in einem Kinnbacken 15. ſind, in dem an- dern einer entweder mehr oder weniger ſey. Wenn die 2. hinterſten und mehr Seiten-Zaͤhne im 30. Jahr und ſpaͤter hervor brechen, wer- den ſie Dentes Sapientiæ, Weisheits-Zaͤhne oder Stock-Zaͤhne ge- nennet, wiewol ſie auch bey etlichen, ob ſie gleich ſehr alt werden, nie- mals hervor brechen. Der Geſtalt, Lager und Zahl nach, werden die Zaͤhne in drey Claſſen eingetheilet, als (1) Inciſores, Zerſchneidende, ſind die voͤrderſten, und zwiſchen den andern die mittelſten; in iedem Kinn- backen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/282
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/282>, abgerufen am 24.04.2024.