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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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VI
Passulae minores, auch Wein- Beerlein und Corinthen genannt, sind
sehr kleine Träublein, in der Grösse der rothen Johannis-Beeren, von un-
terschiedlicher Farbe, als schwartz, roth und weiß; werden theils aus Co-
rintho, (worvon sie ihren Namen haben, auch Uvae Corinthiacae genennet
werden) theils auch aus der Jnsul Zante gebracht. Die Rosinen alle,
groß und kleine, kommen an Kräfften sehr mit einander überein, sie lin-
dern die Schärffe der Säffte, geben eine gute Nahrung, dienen den
Schwind- und Lungensüchtigen, erweichen den harten Leib, werden auch
fleißig zu den Brust-Träncken gebrauchet. Der aus den abgeschnittenen
Reben im Frühling trieffende Safft, Succus, auch Aqua und Lachryma
Vitis
genannt, dienet wider den Stein, rothe und trieffende Augen, Flechten.
Die Wein-Hülsen, Vinacea, werden äusserlich wider die Gicht gelobet.
Vom Omphacio siehe Agresta.

Vitreus humor, der Glas-förmige Safft des Auges, kommt
dem Wesen nach, dem gegossenen Glase bey, übertrifft aber solches am
Glantze. Dieser nimmt den Crystallen-Safft vorne in seine Höle auf,
und empfänget dahero allda eine ziemlich ausgehölete, hinten aber, wie die
umfassenden Häute, eine fast runde Seite.

Vitrificatio, die Glasmachung, ist, die Kieselsteine, Metalle, Aschen etc.
durch Hülffe eines sehr hefftigen Feuers zum durchsichtigen Glas bringen,
solches geschiehet insgemein mit dem Spießglase.

Vitriolum, Kupffer-Wasser, ist ein metallisches Saltz, welches
aus den rohen und von dem Schwefel-Geist durchfressenen Metallen, und
Ertzen entstehet, und entweder in oder ausser der Erden zu durchsichtigen
Crystallen anschiesset, hat einen sauren, herben und anhaltenden Geschmack
und verschiedene Farben, nachdem der Schwefel entweder auf Eisen oder
Kupffer trifft, deren jenes ein grünes, dieses aber ein blaues Kupffer-
Wasser
giebet. Die Saltz-förmigen Crystallen werden entweder von
Natur also praepariret gefunden, so doch selten geschiehet, oder werden aus
besondern Ertzen und Metallen künstlicher Weise zugerichtet. Ob aber
ein Vitriol von dem Eisen oder Kupffer herrühre, kan man also erforschen:
streiche den Vitriol an eine mit Speichel angemachte Messer-Klinge, wird
sie nicht röthlich davon, so ist der Vitriol vom Kupffer-Ertz, greifft es
aber das Eisen an, und wird röthlich, so ist es ein materialischer Victril.
Die Sorten des Vitrioli werden gemeiniglich von den Ländern, daraus sie
kommen, genennet.

Vitrio-

VI
Paſſulæ minores, auch Wein- Beerlein und Corinthen genannt, ſind
ſehr kleine Traͤublein, in der Groͤſſe der rothen Johannis-Beeren, von un-
terſchiedlicher Farbe, als ſchwartz, roth und weiß; werden theils aus Co-
rintho, (worvon ſie ihren Namen haben, auch Uvæ Corinthiacæ genennet
werden) theils auch aus der Jnſul Zante gebracht. Die Roſinen alle,
groß und kleine, kommen an Kraͤfften ſehr mit einander uͤberein, ſie lin-
dern die Schaͤrffe der Saͤffte, geben eine gute Nahrung, dienen den
Schwind- und Lungenſuͤchtigen, erweichen den harten Leib, werden auch
fleißig zu den Bruſt-Traͤncken gebrauchet. Der aus den abgeſchnittenen
Reben im Fruͤhling trieffende Safft, Succus, auch Aqua und Lachryma
Vitis
genannt, dienet wider den Stein, rothe und trieffende Augen, Flechten.
Die Wein-Huͤlſen, Vinacea, werden aͤuſſerlich wider die Gicht gelobet.
Vom Omphacio ſiehe Agreſta.

Vitreus humor, der Glas-foͤrmige Safft des Auges, kommt
dem Weſen nach, dem gegoſſenen Glaſe bey, uͤbertrifft aber ſolches am
Glantze. Dieſer nimmt den Cryſtallen-Safft vorne in ſeine Hoͤle auf,
und empfaͤnget dahero allda eine ziemlich ausgehoͤlete, hinten aber, wie die
umfaſſenden Haͤute, eine faſt runde Seite.

Vitrificatio, die Glasmachung, iſt, die Kieſelſteine, Metalle, Aſchen ꝛc.
durch Huͤlffe eines ſehr hefftigen Feuers zum durchſichtigen Glas bringen,
ſolches geſchiehet insgemein mit dem Spießglaſe.

Vitriolum, Kupffer-Waſſer, iſt ein metalliſches Saltz, welches
aus den rohen und von dem Schwefel-Geiſt durchfreſſenen Metallen, und
Ertzen entſtehet, und entweder in oder auſſer der Erden zu durchſichtigen
Cryſtallen anſchieſſet, hat einen ſauren, herben und anhaltenden Geſchmack
und verſchiedene Farben, nachdem der Schwefel entweder auf Eiſen oder
Kupffer trifft, deren jenes ein gruͤnes, dieſes aber ein blaues Kupffer-
Waſſer
giebet. Die Saltz-foͤrmigen Cryſtallen werden entweder von
Natur alſo præpariret gefunden, ſo doch ſelten geſchiehet, oder werden aus
beſondern Ertzen und Metallen kuͤnſtlicher Weiſe zugerichtet. Ob aber
ein Vitriol von dem Eiſen oder Kupffer herruͤhre, kan man alſo erforſchen:
ſtreiche den Vitriol an eine mit Speichel angemachte Meſſer-Klinge, wird
ſie nicht roͤthlich davon, ſo iſt der Vitriol vom Kupffer-Ertz, greifft es
aber das Eiſen an, und wird roͤthlich, ſo iſt es ein materialiſcher Victril.
Die Sorten des Vitrioli werden gemeiniglich von den Laͤndern, daraus ſie
kommen, genennet.

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[1012/1024] VI Paſſulæ minores, auch Wein- Beerlein und Corinthen genannt, ſind ſehr kleine Traͤublein, in der Groͤſſe der rothen Johannis-Beeren, von un- terſchiedlicher Farbe, als ſchwartz, roth und weiß; werden theils aus Co- rintho, (worvon ſie ihren Namen haben, auch Uvæ Corinthiacæ genennet werden) theils auch aus der Jnſul Zante gebracht. Die Roſinen alle, groß und kleine, kommen an Kraͤfften ſehr mit einander uͤberein, ſie lin- dern die Schaͤrffe der Saͤffte, geben eine gute Nahrung, dienen den Schwind- und Lungenſuͤchtigen, erweichen den harten Leib, werden auch fleißig zu den Bruſt-Traͤncken gebrauchet. Der aus den abgeſchnittenen Reben im Fruͤhling trieffende Safft, Succus, auch Aqua und Lachryma Vitis genannt, dienet wider den Stein, rothe und trieffende Augen, Flechten. Die Wein-Huͤlſen, Vinacea, werden aͤuſſerlich wider die Gicht gelobet. Vom Omphacio ſiehe Agreſta. Vitreus humor, der Glas-foͤrmige Safft des Auges, kommt dem Weſen nach, dem gegoſſenen Glaſe bey, uͤbertrifft aber ſolches am Glantze. Dieſer nimmt den Cryſtallen-Safft vorne in ſeine Hoͤle auf, und empfaͤnget dahero allda eine ziemlich ausgehoͤlete, hinten aber, wie die umfaſſenden Haͤute, eine faſt runde Seite. Vitrificatio, die Glasmachung, iſt, die Kieſelſteine, Metalle, Aſchen ꝛc. durch Huͤlffe eines ſehr hefftigen Feuers zum durchſichtigen Glas bringen, ſolches geſchiehet insgemein mit dem Spießglaſe. Vitriolum, Kupffer-Waſſer, iſt ein metalliſches Saltz, welches aus den rohen und von dem Schwefel-Geiſt durchfreſſenen Metallen, und Ertzen entſtehet, und entweder in oder auſſer der Erden zu durchſichtigen Cryſtallen anſchieſſet, hat einen ſauren, herben und anhaltenden Geſchmack und verſchiedene Farben, nachdem der Schwefel entweder auf Eiſen oder Kupffer trifft, deren jenes ein gruͤnes, dieſes aber ein blaues Kupffer- Waſſer giebet. Die Saltz-foͤrmigen Cryſtallen werden entweder von Natur alſo præpariret gefunden, ſo doch ſelten geſchiehet, oder werden aus beſondern Ertzen und Metallen kuͤnſtlicher Weiſe zugerichtet. Ob aber ein Vitriol von dem Eiſen oder Kupffer herruͤhre, kan man alſo erforſchen: ſtreiche den Vitriol an eine mit Speichel angemachte Meſſer-Klinge, wird ſie nicht roͤthlich davon, ſo iſt der Vitriol vom Kupffer-Ertz, greifft es aber das Eiſen an, und wird roͤthlich, ſo iſt es ein materialiſcher Victril. Die Sorten des Vitrioli werden gemeiniglich von den Laͤndern, daraus ſie kommen, genennet. Vitrio-

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 1012. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/1024>, abgerufen am 22.11.2024.