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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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herabzusenken, und flößt dem bekümmerten Her-
zen, in der schlaflosen Nacht, den tröstenden
Gedanken ein, daß sie unsichtbar für uns wache.
Sie erhält den Umlauf unsers Blutes in unsern
Adern, sie strömt durch jede Nahrung uns neue
Lebenskraft zu. Sie führt dem Manne die treue
Gefährtinn seines Lebens entgegen, und segnet
beide mit zwiefacher Freude. Sie lockt Freu-
denthränen aus dem Auge des Vaters und der
Mutter, bei dem Lächeln ihres Säuglings, und
trocknet ihre kummervolle Thränen, wenn er ent-
seelt, mit blaßer Todesmiene, da liegt, durch
den Trost: daß er in seinen Händen ruhe. Sie
giebt Güter und Ehre und Freuden, damit wir
ihre Milde fühlen; und nimt sie wieder, uns zu
erinnern, daß sie noch edlere Freuden des Geistes
und des Herzens, unter dem Mangel aller Sin-
nenfreuden auszutheilen habe: damit wir streben,
dieser höhern Seligkeiten werth zu werden. Sie
segnet uns mit dem frohen Bewustseyn guter
Thaten, zu unsrer Belohnung und Ermunte-
rung; sie beugt uns durch bestrafende Reue des
Gewißens, zu unsrer Warnung und Besserung.
Sie gewährt langes Leben, unsre Vorbereitung
zum Himmel zu vollenden; und segnet mit ei-
nem frühen Tode, den, der vollendet ist, ihn

dem



herabzuſenken, und flößt dem bekümmerten Her-
zen, in der ſchlafloſen Nacht, den tröſtenden
Gedanken ein, daß ſie unſichtbar für uns wache.
Sie erhält den Umlauf unſers Blutes in unſern
Adern, ſie ſtrömt durch jede Nahrung uns neue
Lebenskraft zu. Sie führt dem Manne die treue
Gefährtinn ſeines Lebens entgegen, und ſegnet
beide mit zwiefacher Freude. Sie lockt Freu-
denthränen aus dem Auge des Vaters und der
Mutter, bei dem Lächeln ihres Säuglings, und
trocknet ihre kummervolle Thränen, wenn er ent-
ſeelt, mit blaßer Todesmiene, da liegt, durch
den Troſt: daß er in ſeinen Händen ruhe. Sie
giebt Güter und Ehre und Freuden, damit wir
ihre Milde fühlen; und nimt ſie wieder, uns zu
erinnern, daß ſie noch edlere Freuden des Geiſtes
und des Herzens, unter dem Mangel aller Sin-
nenfreuden auszutheilen habe: damit wir ſtreben,
dieſer höhern Seligkeiten werth zu werden. Sie
ſegnet uns mit dem frohen Bewuſtſeyn guter
Thaten, zu unſrer Belohnung und Ermunte-
rung; ſie beugt uns durch beſtrafende Reue des
Gewißens, zu unſrer Warnung und Beſſerung.
Sie gewährt langes Leben, unſre Vorbereitung
zum Himmel zu vollenden; und ſegnet mit ei-
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[42/0094] herabzuſenken, und flößt dem bekümmerten Her- zen, in der ſchlafloſen Nacht, den tröſtenden Gedanken ein, daß ſie unſichtbar für uns wache. Sie erhält den Umlauf unſers Blutes in unſern Adern, ſie ſtrömt durch jede Nahrung uns neue Lebenskraft zu. Sie führt dem Manne die treue Gefährtinn ſeines Lebens entgegen, und ſegnet beide mit zwiefacher Freude. Sie lockt Freu- denthränen aus dem Auge des Vaters und der Mutter, bei dem Lächeln ihres Säuglings, und trocknet ihre kummervolle Thränen, wenn er ent- ſeelt, mit blaßer Todesmiene, da liegt, durch den Troſt: daß er in ſeinen Händen ruhe. Sie giebt Güter und Ehre und Freuden, damit wir ihre Milde fühlen; und nimt ſie wieder, uns zu erinnern, daß ſie noch edlere Freuden des Geiſtes und des Herzens, unter dem Mangel aller Sin- nenfreuden auszutheilen habe: damit wir ſtreben, dieſer höhern Seligkeiten werth zu werden. Sie ſegnet uns mit dem frohen Bewuſtſeyn guter Thaten, zu unſrer Belohnung und Ermunte- rung; ſie beugt uns durch beſtrafende Reue des Gewißens, zu unſrer Warnung und Beſſerung. Sie gewährt langes Leben, unſre Vorbereitung zum Himmel zu vollenden; und ſegnet mit ei- nem frühen Tode, den, der vollendet iſt, ihn dem

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/94>, abgerufen am 24.11.2024.