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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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blendendes Gewand: steige hinauf zum unsicht-
baren Schöpfer; vor ihm sind alle Schäzze der
Erde flüchtiger Staub! -- Bist du stolz auf
dein Ansehn, deine Geburt, deine Würde? siehst
du mit Verachtung herab auf deine niedern Mit-
brüder? dünkst dich mehr wie sie vor Gott? Sie-
he! vor dem Herrn der Natur, beugen sich Him-
mel und Erde, mit allem ihrem Herr: Schnee
und Hagel, Blizze und Donner, Feuerflammen
und Sturmwinde, sind seine Diener: die Him-
mel trägt er mit einem Allmachtswort: die Ster-
ne hat er an nichts gehangen: der Sonne und
dem Monde hat er ihre Bahn angewiesen: die
Meere dämmt er in ihre Ufer: er rührt die Ber-
ge an; so rauchen sie: er will und sprichts; so
sind und leben Welten: und er gebeut; so fal-
len, durch sein Schelten, die Himmel wieder in
ihr nichts. Wer ist, gegen ihn, den König al-
ler Könige, der mächtigste reichste Fürst der Er-
de? -- und hätte er den halben Welttheil un-
ter seiner Botmäßigkeit, und tausendmal tausend
Millionen in seiner Schatzkammer, und ein
Kriegsheer, wie der Sand am Ufer des Mee-
res: -- und wer bist du, der höchste oder nie-
drigste Unterthan dieses Fürsten? Jeder doch
nur ein Wurm im Staube, einer nur etwas

glän-
B 2



blendendes Gewand: ſteige hinauf zum unſicht-
baren Schöpfer; vor ihm ſind alle Schäzze der
Erde flüchtiger Staub! — Biſt du ſtolz auf
dein Anſehn, deine Geburt, deine Würde? ſiehſt
du mit Verachtung herab auf deine niedern Mit-
brüder? dünkſt dich mehr wie ſie vor Gott? Sie-
he! vor dem Herrn der Natur, beugen ſich Him-
mel und Erde, mit allem ihrem Herr: Schnee
und Hagel, Blizze und Donner, Feuerflammen
und Sturmwinde, ſind ſeine Diener: die Him-
mel trägt er mit einem Allmachtswort: die Ster-
ne hat er an nichts gehangen: der Sonne und
dem Monde hat er ihre Bahn angewieſen: die
Meere dämmt er in ihre Ufer: er rührt die Ber-
ge an; ſo rauchen ſie: er will und ſprichts; ſo
ſind und leben Welten: und er gebeut; ſo fal-
len, durch ſein Schelten, die Himmel wieder in
ihr nichts. Wer iſt, gegen ihn, den König al-
ler Könige, der mächtigſte reichſte Fürſt der Er-
de? — und hätte er den halben Welttheil un-
ter ſeiner Botmäßigkeit, und tauſendmal tauſend
Millionen in ſeiner Schatzkammer, und ein
Kriegsheer, wie der Sand am Ufer des Mee-
res: — und wer biſt du, der höchſte oder nie-
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[19/0071] blendendes Gewand: ſteige hinauf zum unſicht- baren Schöpfer; vor ihm ſind alle Schäzze der Erde flüchtiger Staub! — Biſt du ſtolz auf dein Anſehn, deine Geburt, deine Würde? ſiehſt du mit Verachtung herab auf deine niedern Mit- brüder? dünkſt dich mehr wie ſie vor Gott? Sie- he! vor dem Herrn der Natur, beugen ſich Him- mel und Erde, mit allem ihrem Herr: Schnee und Hagel, Blizze und Donner, Feuerflammen und Sturmwinde, ſind ſeine Diener: die Him- mel trägt er mit einem Allmachtswort: die Ster- ne hat er an nichts gehangen: der Sonne und dem Monde hat er ihre Bahn angewieſen: die Meere dämmt er in ihre Ufer: er rührt die Ber- ge an; ſo rauchen ſie: er will und ſprichts; ſo ſind und leben Welten: und er gebeut; ſo fal- len, durch ſein Schelten, die Himmel wieder in ihr nichts. Wer iſt, gegen ihn, den König al- ler Könige, der mächtigſte reichſte Fürſt der Er- de? — und hätte er den halben Welttheil un- ter ſeiner Botmäßigkeit, und tauſendmal tauſend Millionen in ſeiner Schatzkammer, und ein Kriegsheer, wie der Sand am Ufer des Mee- res: — und wer biſt du, der höchſte oder nie- drigſte Unterthan dieſes Fürſten? Jeder doch nur ein Wurm im Staube, einer nur etwas glän- B 2

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/71>, abgerufen am 24.11.2024.