Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.Sonne uns nicht mehr leuchtet, und Sterne unter unsern Füßen liegen, und Gott selbst, von Angesicht zu Angesicht von uns angeschauet, unsre Sonne in Ewigkeit ist? Die Schrancken der Zeit, die uns von der Ewigkeit entfernen, sind noch nicht durchbrochen; wir sehn hier nur was vor Augen ist, denken und urtheilen nur nach sinnlichen Vorstellungen; können, auf einer niedrigen Stuffe vernünftiger unsterblicher Geister, nur mit Mühe unsern Geist über den Staub zu dem erheben, unter dem, auf der erhabensten Stuffe der Geister, der Erz- engel noch unendlich erniedrigt ist; fern vom Throne Gottes, stammeln wir nur jenes Loblied der Mitgenoßen seiner Ewigkeit. -- Aber, wir leben dennoch im Heiligthume unsers Gottes, dem Vorhofe seines Allerheiligsten. Die Natur um uns her, ist ein festlicher Tempel, (Psalm 19, 2. 3.) in welchem die Himmel uns seine Herr- lichkeit verkündigen; und die Erde uns zum An- blick und zum Genuße seiner Güte einladet; in welchem der Tag der Nacht, die Nacht dem Ta- ge, ein Jahr, ein Jahrhundert dem andern, von seiner Liebe erzählen, und tausend Stimmen aus der Ferne, und in der Nähe, von allen Seiten uns zurufen: Lobet den Herrn! Je- B
Sonne uns nicht mehr leuchtet, und Sterne unter unſern Füßen liegen, und Gott ſelbſt, von Angeſicht zu Angeſicht von uns angeſchauet, unſre Sonne in Ewigkeit iſt? Die Schrancken der Zeit, die uns von der Ewigkeit entfernen, ſind noch nicht durchbrochen; wir ſehn hier nur was vor Augen iſt, denken und urtheilen nur nach ſinnlichen Vorſtellungen; können, auf einer niedrigen Stuffe vernünftiger unſterblicher Geiſter, nur mit Mühe unſern Geiſt über den Staub zu dem erheben, unter dem, auf der erhabenſten Stuffe der Geiſter, der Erz- engel noch unendlich erniedrigt iſt; fern vom Throne Gottes, ſtammeln wir nur jenes Loblied der Mitgenoßen ſeiner Ewigkeit. — Aber, wir leben dennoch im Heiligthume unſers Gottes, dem Vorhofe ſeines Allerheiligſten. Die Natur um uns her, iſt ein feſtlicher Tempel, (Pſalm 19, 2. 3.) in welchem die Himmel uns ſeine Herr- lichkeit verkündigen; und die Erde uns zum An- blick und zum Genuße ſeiner Güte einladet; in welchem der Tag der Nacht, die Nacht dem Ta- ge, ein Jahr, ein Jahrhundert dem andern, von ſeiner Liebe erzählen, und tauſend Stimmen aus der Ferne, und in der Nähe, von allen Seiten uns zurufen: Lobet den Herrn! Je- B
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Sonne uns nicht mehr leuchtet, und Sterne
unter unſern Füßen liegen, und Gott ſelbſt,
von Angeſicht zu Angeſicht von uns angeſchauet,
unſre Sonne in Ewigkeit iſt? Die Schrancken
der Zeit, die uns von der Ewigkeit entfernen, ſind
noch nicht durchbrochen; wir ſehn hier nur was
vor Augen iſt, denken und urtheilen nur nach
ſinnlichen Vorſtellungen; können, auf einer
niedrigen Stuffe vernünftiger unſterblicher
Geiſter, nur mit Mühe unſern Geiſt
über den Staub zu dem erheben, unter dem,
auf der erhabenſten Stuffe der Geiſter, der Erz-
engel noch unendlich erniedrigt iſt; fern vom
Throne Gottes, ſtammeln wir nur jenes Loblied
der Mitgenoßen ſeiner Ewigkeit. — Aber, wir
leben dennoch im Heiligthume unſers Gottes,
dem Vorhofe ſeines Allerheiligſten. Die Natur
um uns her, iſt ein feſtlicher Tempel, (Pſalm
19, 2. 3.) in welchem die Himmel uns ſeine Herr-
lichkeit verkündigen; und die Erde uns zum An-
blick und zum Genuße ſeiner Güte einladet; in
welchem der Tag der Nacht, die Nacht dem Ta-
ge, ein Jahr, ein Jahrhundert dem andern, von
ſeiner Liebe erzählen, und tauſend Stimmen
aus der Ferne, und in der Nähe, von allen
Seiten uns zurufen: Lobet den Herrn!
Je-
B
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