Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.ihnen durch seinen Engel seine oftmaligen Ver- sicherungen wiederholen ließ: "dieser Jesus, den &q;ihr gesehn habt gen Himmel fahren, wird &q;einst wiederkommen, euch zu sich zu neh- &q;men;" als ihnen endlich der herrliche Aus- gang der Sache die ganze segensreiche Ab- sicht des Leidens und Todes Jesu und die wahre Beschaffenheit seines Reichs auf Erden und im Himmel aufklärte, und sie durch die un- sichtbare Leitung des Geistes Gottes, an alles was ihnen ihr Herr, im täglichen Umgange, so oft und nachdrücklich gesagt hatte, erinnert wur- den: da verschwanden endlich die so lange ge- nährten Vorurtheile, ihr Herr würde noch einst das irdische israelitische Reich aus seiner Unter- dückung wieder aufrichten -- ganz vor ihren Augen; da sahn sie nicht mehr auf das Sichtba- re, so wenig mit sehnlichem Verlangen nach ir- dischen Freuden, als mit peinlicher Furcht vor irdischen Trübsalen, sondern auf das unsichtbare Kleinod, welches am Ziel ihres Laufs sie erwar- tete; da schätzten sie [i]rdische Ehre, und Reich- thum und Sinnenfreuden, wie Verachtung, und Dürftigkeit, und Verfolgung und Marter, nach ihrer Vergänglichkeit, und jene unsichtbare Hoff- nungen nach ihrer ewigen Dauer; vergaßen jene, um Q
ihnen durch ſeinen Engel ſeine oftmaligen Ver- ſicherungen wiederholen ließ: ”dieſer Jeſus, den &q;ihr geſehn habt gen Himmel fahren, wird &q;einſt wiederkommen, euch zu ſich zu neh- &q;men;“ als ihnen endlich der herrliche Aus- gang der Sache die ganze ſegensreiche Ab- ſicht des Leidens und Todes Jeſu und die wahre Beſchaffenheit ſeines Reichs auf Erden und im Himmel aufklärte, und ſie durch die un- ſichtbare Leitung des Geiſtes Gottes, an alles was ihnen ihr Herr, im täglichen Umgange, ſo oft und nachdrücklich geſagt hatte, erinnert wur- den: da verſchwanden endlich die ſo lange ge- nährten Vorurtheile, ihr Herr würde noch einſt das irdiſche iſraelitiſche Reich aus ſeiner Unter- dückung wieder aufrichten — ganz vor ihren Augen; da ſahn ſie nicht mehr auf das Sichtba- re, ſo wenig mit ſehnlichem Verlangen nach ir- diſchen Freuden, als mit peinlicher Furcht vor irdiſchen Trübſalen, ſondern auf das unſichtbare Kleinod, welches am Ziel ihres Laufs ſie erwar- tete; da ſchätzten ſie [i]rdiſche Ehre, und Reich- thum und Sinnenfreuden, wie Verachtung, und Dürftigkeit, und Verfolgung und Marter, nach ihrer Vergänglichkeit, und jene unſichtbare Hoff- nungen nach ihrer ewigen Dauer; vergaßen jene, um Q
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&q;ihr geſehn habt gen Himmel fahren, wird
&q;einſt wiederkommen, euch zu ſich zu neh-
&q;men;“ als ihnen endlich der herrliche Aus-
gang der Sache die ganze ſegensreiche Ab-
ſicht des Leidens und Todes Jeſu und die
wahre Beſchaffenheit ſeines Reichs auf Erden
und im Himmel aufklärte, und ſie durch die un-
ſichtbare Leitung des Geiſtes Gottes, an alles
was ihnen ihr Herr, im täglichen Umgange, ſo
oft und nachdrücklich geſagt hatte, erinnert wur-
den: da verſchwanden endlich die ſo lange ge-
nährten Vorurtheile, ihr Herr würde noch einſt
das irdiſche iſraelitiſche Reich aus ſeiner Unter-
dückung wieder aufrichten — ganz vor ihren
Augen; da ſahn ſie nicht mehr auf das Sichtba-
re, ſo wenig mit ſehnlichem Verlangen nach ir-
diſchen Freuden, als mit peinlicher Furcht vor
irdiſchen Trübſalen, ſondern auf das unſichtbare
Kleinod, welches am Ziel ihres Laufs ſie erwar-
tete; da ſchätzten ſie irdiſche Ehre, und Reich-
thum und Sinnenfreuden, wie Verachtung, und
Dürftigkeit, und Verfolgung und Marter, nach
ihrer Vergänglichkeit, und jene unſichtbare Hoff-
nungen nach ihrer ewigen Dauer; vergaßen jene,
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Zitationshilfe: | Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/293>, abgerufen am 28.06.2024. |