Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite



und selig zu machen, ganz zu empfinden: bei Je-
su Christo zu seyn, nicht Stunden, nicht Jahre
eines flüchtigen Lebens, nein, Ewigkeiten, ge-
gen welche die Dauer aller Welten nur ein Au-
genblick ist, Ewigkeiten, so unvergänglich als
Gott selbst ist: -- unaussprechliche Worte mü-
sten die seyn, mit denen jene Herrlichkeit beschrie-
ben werden sollte, die Jesus Christus denen die
ihn lieben dort bereitet hat.

Wenn wir die glänzendste Herrlichkeit die-
ser sichtbaren Welt, von Jugend auf im reich-
sten Maaße genoßen hätten, wenn uns nie ein
Mangel an Ruhe und Freude fühlbar geworden
wäre, wenn unser kleinster Wunsch immer tau-
send dienstfertige Hände beschäftigte, und diese
fröliche Genügsamkeit hätte uns zu Zeiten dieses
Leben für unsre Bestimmung halten, oder des
zukünftigen im Rausche unsrer Freuden vergeßen
laßen: wir setzten uns aber auf einen Augenblick
in die Stille, um diesen und ähnlichen Betrach-
tungen nachzudenken, und darin zu empfinden,
was das sagen wolle: Es ist uns noch dort oben
eine Stätte bereitet:
-- o! in einem solchen
Augenblicke, würd uns kein Thron der Erde
mehr genügen! Alle Anerbietungen des Reich-

thums,



und ſelig zu machen, ganz zu empfinden: bei Je-
ſu Chriſto zu ſeyn, nicht Stunden, nicht Jahre
eines flüchtigen Lebens, nein, Ewigkeiten, ge-
gen welche die Dauer aller Welten nur ein Au-
genblick iſt, Ewigkeiten, ſo unvergänglich als
Gott ſelbſt iſt: — unausſprechliche Worte mü-
ſten die ſeyn, mit denen jene Herrlichkeit beſchrie-
ben werden ſollte, die Jeſus Chriſtus denen die
ihn lieben dort bereitet hat.

Wenn wir die glänzendſte Herrlichkeit die-
ſer ſichtbaren Welt, von Jugend auf im reich-
ſten Maaße genoßen hätten, wenn uns nie ein
Mangel an Ruhe und Freude fühlbar geworden
wäre, wenn unſer kleinſter Wunſch immer tau-
ſend dienſtfertige Hände beſchäftigte, und dieſe
fröliche Genügſamkeit hätte uns zu Zeiten dieſes
Leben für unſre Beſtimmung halten, oder des
zukünftigen im Rauſche unſrer Freuden vergeßen
laßen: wir ſetzten uns aber auf einen Augenblick
in die Stille, um dieſen und ähnlichen Betrach-
tungen nachzudenken, und darin zu empfinden,
was das ſagen wolle: Es iſt uns noch dort oben
eine Stätte bereitet:
— o! in einem ſolchen
Augenblicke, würd uns kein Thron der Erde
mehr genügen! Alle Anerbietungen des Reich-

thums,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="166"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und &#x017F;elig zu machen, ganz zu empfinden: bei Je-<lb/>
&#x017F;u Chri&#x017F;to zu &#x017F;eyn, nicht Stunden, nicht Jahre<lb/>
eines flüchtigen Lebens, nein, Ewigkeiten, ge-<lb/>
gen welche die Dauer aller Welten nur ein Au-<lb/>
genblick i&#x017F;t, Ewigkeiten, &#x017F;o unvergänglich als<lb/>
Gott &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t: &#x2014; unaus&#x017F;prechliche Worte mü-<lb/>
&#x017F;ten die &#x017F;eyn, mit denen jene Herrlichkeit be&#x017F;chrie-<lb/>
ben werden &#x017F;ollte, die Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus denen die<lb/>
ihn lieben dort bereitet hat.</p><lb/>
        <p>Wenn wir die glänzend&#x017F;te Herrlichkeit die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ichtbaren Welt, von Jugend auf im reich-<lb/>
&#x017F;ten Maaße genoßen hätten, wenn uns nie ein<lb/>
Mangel an Ruhe und Freude fühlbar geworden<lb/>
wäre, wenn un&#x017F;er klein&#x017F;ter Wun&#x017F;ch immer tau-<lb/>
&#x017F;end dien&#x017F;tfertige Hände be&#x017F;chäftigte, und die&#x017F;e<lb/>
fröliche Genüg&#x017F;amkeit hätte uns zu Zeiten die&#x017F;es<lb/>
Leben für un&#x017F;re Be&#x017F;timmung halten, oder des<lb/>
zukünftigen im Rau&#x017F;che un&#x017F;rer Freuden vergeßen<lb/>
laßen: wir &#x017F;etzten uns aber auf einen Augenblick<lb/>
in die Stille, um die&#x017F;en und ähnlichen Betrach-<lb/>
tungen nachzudenken, und darin zu empfinden,<lb/>
was das &#x017F;agen wolle: <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t uns noch dort oben<lb/>
eine Stätte bereitet:</hi> &#x2014; o! in einem &#x017F;olchen<lb/>
Augenblicke, würd uns kein Thron der Erde<lb/>
mehr genügen! Alle Anerbietungen des Reich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">thums,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0218] und ſelig zu machen, ganz zu empfinden: bei Je- ſu Chriſto zu ſeyn, nicht Stunden, nicht Jahre eines flüchtigen Lebens, nein, Ewigkeiten, ge- gen welche die Dauer aller Welten nur ein Au- genblick iſt, Ewigkeiten, ſo unvergänglich als Gott ſelbſt iſt: — unausſprechliche Worte mü- ſten die ſeyn, mit denen jene Herrlichkeit beſchrie- ben werden ſollte, die Jeſus Chriſtus denen die ihn lieben dort bereitet hat. Wenn wir die glänzendſte Herrlichkeit die- ſer ſichtbaren Welt, von Jugend auf im reich- ſten Maaße genoßen hätten, wenn uns nie ein Mangel an Ruhe und Freude fühlbar geworden wäre, wenn unſer kleinſter Wunſch immer tau- ſend dienſtfertige Hände beſchäftigte, und dieſe fröliche Genügſamkeit hätte uns zu Zeiten dieſes Leben für unſre Beſtimmung halten, oder des zukünftigen im Rauſche unſrer Freuden vergeßen laßen: wir ſetzten uns aber auf einen Augenblick in die Stille, um dieſen und ähnlichen Betrach- tungen nachzudenken, und darin zu empfinden, was das ſagen wolle: Es iſt uns noch dort oben eine Stätte bereitet: — o! in einem ſolchen Augenblicke, würd uns kein Thron der Erde mehr genügen! Alle Anerbietungen des Reich- thums,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/218
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/218>, abgerufen am 25.06.2024.