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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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so ruhn wir im Frieden: Gott wacht über uns.
Im Reichthum ist er uns mehr als alle Schätze
der Erde; in der Dürftigkeit, er unser Versorger:
in der Hoheit, er unser Herr; in der Niedrigkeit,
er unser Ruhm: in guten Tagen, er unsre Freu-
de; im Unglück, er unser Trost: im Schooße der
Freunde, er unser höchster Freund; im Gedrän-
ge von Feinden, er unsre Zuflucht. Er sorgt
für uns; er zählt uns unsre Thränen, wie unsre
Freuden zu; bei ihm findet unser Herz Ruhe und
Zuversicht; bei ihm Kraft, jede Leidenschaft zu
dämpfen; bei ihm Erbarmung unsrer Schwach-
heit, und Vergebung unsrer Sünden. Hier
wandeln wir, Pilger der Erde, vor ihm im Lan-
de der Prüfung; dort oben, in den Wohnungen
unaussprechlicher Seligkeiten, ist uns schon bei ihm
unsre Stätte bereitet. Wohlthat ist uns das Le-
ben,
denn es bereitet uns zu ewigen Freuden; und
der Tod ist unser Freund, denn er trocknet unsre
Thränen ab, er vollendet uns, er führt uns ent-
gegen der friedevollen Ruhe von aller Mühselig-
keit; entgegen den Gefilden der Seligen, die un-
srer warten; entgegen dem Throne des Allseligen,
vor welchem Wonne und Seligkeit in unerschöpf-
licher Fülle uns werden soll in Ewigkeit.

Aber,
H

ſo ruhn wir im Frieden: Gott wacht über uns.
Im Reichthum iſt er uns mehr als alle Schätze
der Erde; in der Dürftigkeit, er unſer Verſorger:
in der Hoheit, er unſer Herr; in der Niedrigkeit,
er unſer Ruhm: in guten Tagen, er unſre Freu-
de; im Unglück, er unſer Troſt: im Schooße der
Freunde, er unſer höchſter Freund; im Gedrän-
ge von Feinden, er unſre Zuflucht. Er ſorgt
für uns; er zählt uns unſre Thränen, wie unſre
Freuden zu; bei ihm findet unſer Herz Ruhe und
Zuverſicht; bei ihm Kraft, jede Leidenſchaft zu
dämpfen; bei ihm Erbarmung unſrer Schwach-
heit, und Vergebung unſrer Sünden. Hier
wandeln wir, Pilger der Erde, vor ihm im Lan-
de der Prüfung; dort oben, in den Wohnungen
unausſprechlicher Seligkeiten, iſt uns ſchon bei ihm
unſre Stätte bereitet. Wohlthat iſt uns das Le-
ben,
denn es bereitet uns zu ewigen Freuden; und
der Tod iſt unſer Freund, denn er trocknet unſre
Thränen ab, er vollendet uns, er führt uns ent-
gegen der friedevollen Ruhe von aller Mühſelig-
keit; entgegen den Gefilden der Seligen, die un-
ſrer warten; entgegen dem Throne des Allſeligen,
vor welchem Wonne und Seligkeit in unerſchöpf-
licher Fülle uns werden ſoll in Ewigkeit.

Aber,
H
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[113/0165] ſo ruhn wir im Frieden: Gott wacht über uns. Im Reichthum iſt er uns mehr als alle Schätze der Erde; in der Dürftigkeit, er unſer Verſorger: in der Hoheit, er unſer Herr; in der Niedrigkeit, er unſer Ruhm: in guten Tagen, er unſre Freu- de; im Unglück, er unſer Troſt: im Schooße der Freunde, er unſer höchſter Freund; im Gedrän- ge von Feinden, er unſre Zuflucht. Er ſorgt für uns; er zählt uns unſre Thränen, wie unſre Freuden zu; bei ihm findet unſer Herz Ruhe und Zuverſicht; bei ihm Kraft, jede Leidenſchaft zu dämpfen; bei ihm Erbarmung unſrer Schwach- heit, und Vergebung unſrer Sünden. Hier wandeln wir, Pilger der Erde, vor ihm im Lan- de der Prüfung; dort oben, in den Wohnungen unausſprechlicher Seligkeiten, iſt uns ſchon bei ihm unſre Stätte bereitet. Wohlthat iſt uns das Le- ben, denn es bereitet uns zu ewigen Freuden; und der Tod iſt unſer Freund, denn er trocknet unſre Thränen ab, er vollendet uns, er führt uns ent- gegen der friedevollen Ruhe von aller Mühſelig- keit; entgegen den Gefilden der Seligen, die un- ſrer warten; entgegen dem Throne des Allſeligen, vor welchem Wonne und Seligkeit in unerſchöpf- licher Fülle uns werden ſoll in Ewigkeit. Aber, H

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/165>, abgerufen am 25.07.2024.