Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite



sten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden,
wie unersetzlich wir uns in unsrer Hoffnung be-
trogen haben?

Desto erfreuender ist denn nun aber auch
dagegen die Gewißheit, welche uns unser aller-
heiligster Glaube, der Glaube an Jesum Chri-
stum,
durch den wir mit Gott versöhnt, seine
Freunde, seine begnadigte geliebte Kinder gewor-
den sind, von der trostvollen Wahrheit giebt.
Gott hat Geduld mit unsrer Schwachheit.
Denn: der Glaube zeigt uns Gott in seiner Ma-
jestät,
nicht mehr den strengen Rächer ernst-
lich bereuter Sünden,
sondern den Vater,
der sich über die erbarmet, die ihn fürchten --
Der Glaube
zeigt uns ihn, den Allmächtigen,
den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: --
aber nur, damit wir dessen uns getrösten:
(Röm. 8, 31.) Ist Gott für uns, was kann
wider uns seyn?
Spricht er uns los: wer
will uns verdammen? Hält er uns in seiner
Hand: so kann auch der Tod uns nicht, ihm
entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle
versinken, die sich seiner erfreuenden segnenden
Hand entzogen haben. Lenkt er alle Schicksale
der Zeit und der Ewigkeit, mit seiner allmächti-

gen



ſten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden,
wie unerſetzlich wir uns in unſrer Hoffnung be-
trogen haben?

Deſto erfreuender iſt denn nun aber auch
dagegen die Gewißheit, welche uns unſer aller-
heiligſter Glaube, der Glaube an Jeſum Chri-
ſtum,
durch den wir mit Gott verſöhnt, ſeine
Freunde, ſeine begnadigte geliebte Kinder gewor-
den ſind, von der troſtvollen Wahrheit giebt.
Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit.
Denn: der Glaube zeigt uns Gott in ſeiner Ma-
jeſtät,
nicht mehr den ſtrengen Rächer ernſt-
lich bereuter Sünden,
ſondern den Vater,
der ſich über die erbarmet, die ihn fürchten —
Der Glaube
zeigt uns ihn, den Allmächtigen,
den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: —
aber nur, damit wir deſſen uns getröſten:
(Röm. 8, 31.) Iſt Gott für uns, was kann
wider uns ſeyn?
Spricht er uns los: wer
will uns verdammen? Hält er uns in ſeiner
Hand: ſo kann auch der Tod uns nicht, ihm
entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle
verſinken, die ſich ſeiner erfreuenden ſegnenden
Hand entzogen haben. Lenkt er alle Schickſale
der Zeit und der Ewigkeit, mit ſeiner allmächti-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0152" n="100"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden,<lb/>
wie uner&#x017F;etzlich wir uns in un&#x017F;rer Hoffnung be-<lb/>
trogen haben?</p><lb/>
        <p>De&#x017F;to erfreuender i&#x017F;t denn nun aber auch<lb/>
dagegen die Gewißheit, welche uns un&#x017F;er aller-<lb/>
heilig&#x017F;ter <hi rendition="#fr">Glaube,</hi> der <hi rendition="#fr">Glaube an Je&#x017F;um Chri-<lb/>
&#x017F;tum,</hi> durch den wir mit Gott ver&#x017F;öhnt, &#x017F;eine<lb/>
Freunde, &#x017F;eine begnadigte geliebte Kinder gewor-<lb/>
den &#x017F;ind, von der tro&#x017F;tvollen Wahrheit giebt.<lb/><hi rendition="#fr">Gott hat Geduld mit un&#x017F;rer Schwachheit.</hi><lb/>
Denn: der <hi rendition="#fr">Glaube</hi> zeigt uns <hi rendition="#fr">Gott</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Ma-<lb/>
je&#x017F;tät,</hi> nicht mehr den <hi rendition="#fr">&#x017F;trengen Rächer ern&#x017F;t-<lb/>
lich bereuter Sünden,</hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#fr">den Vater,<lb/>
der &#x017F;ich über die erbarmet, die ihn fürchten &#x2014;<lb/>
Der Glaube</hi> zeigt uns ihn, den <hi rendition="#fr">Allmächtigen,</hi><lb/>
den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: &#x2014;<lb/>
aber nur, damit wir de&#x017F;&#x017F;en uns getrö&#x017F;ten:<lb/>
(Röm. 8, 31.) <hi rendition="#fr">I&#x017F;t Gott für uns, was kann<lb/>
wider uns &#x017F;eyn?</hi> Spricht er uns los: wer<lb/>
will uns verdammen? Hält <hi rendition="#fr">er</hi> uns in &#x017F;einer<lb/>
Hand: &#x017F;o kann auch der Tod uns nicht, ihm<lb/>
entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle<lb/>
ver&#x017F;inken, die &#x017F;ich &#x017F;einer erfreuenden &#x017F;egnenden<lb/>
Hand entzogen haben. Lenkt <hi rendition="#fr">er</hi> alle Schick&#x017F;ale<lb/>
der Zeit und der Ewigkeit, mit &#x017F;einer allmächti-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0152] ſten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden, wie unerſetzlich wir uns in unſrer Hoffnung be- trogen haben? Deſto erfreuender iſt denn nun aber auch dagegen die Gewißheit, welche uns unſer aller- heiligſter Glaube, der Glaube an Jeſum Chri- ſtum, durch den wir mit Gott verſöhnt, ſeine Freunde, ſeine begnadigte geliebte Kinder gewor- den ſind, von der troſtvollen Wahrheit giebt. Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit. Denn: der Glaube zeigt uns Gott in ſeiner Ma- jeſtät, nicht mehr den ſtrengen Rächer ernſt- lich bereuter Sünden, ſondern den Vater, der ſich über die erbarmet, die ihn fürchten — Der Glaube zeigt uns ihn, den Allmächtigen, den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: — aber nur, damit wir deſſen uns getröſten: (Röm. 8, 31.) Iſt Gott für uns, was kann wider uns ſeyn? Spricht er uns los: wer will uns verdammen? Hält er uns in ſeiner Hand: ſo kann auch der Tod uns nicht, ihm entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle verſinken, die ſich ſeiner erfreuenden ſegnenden Hand entzogen haben. Lenkt er alle Schickſale der Zeit und der Ewigkeit, mit ſeiner allmächti- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/152
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/152>, abgerufen am 25.07.2024.