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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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sten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden,
wie unersetzlich wir uns in unsrer Hoffnung be-
trogen haben?

Desto erfreuender ist denn nun aber auch
dagegen die Gewißheit, welche uns unser aller-
heiligster Glaube, der Glaube an Jesum Chri-
stum,
durch den wir mit Gott versöhnt, seine
Freunde, seine begnadigte geliebte Kinder gewor-
den sind, von der trostvollen Wahrheit giebt.
Gott hat Geduld mit unsrer Schwachheit.
Denn: der Glaube zeigt uns Gott in seiner Ma-
jestät,
nicht mehr den strengen Rächer ernst-
lich bereuter Sünden,
sondern den Vater,
der sich über die erbarmet, die ihn fürchten --
Der Glaube
zeigt uns ihn, den Allmächtigen,
den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: --
aber nur, damit wir dessen uns getrösten:
(Röm. 8, 31.) Ist Gott für uns, was kann
wider uns seyn?
Spricht er uns los: wer
will uns verdammen? Hält er uns in seiner
Hand: so kann auch der Tod uns nicht, ihm
entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle
versinken, die sich seiner erfreuenden segnenden
Hand entzogen haben. Lenkt er alle Schicksale
der Zeit und der Ewigkeit, mit seiner allmächti-

gen



ſten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden,
wie unerſetzlich wir uns in unſrer Hoffnung be-
trogen haben?

Deſto erfreuender iſt denn nun aber auch
dagegen die Gewißheit, welche uns unſer aller-
heiligſter Glaube, der Glaube an Jeſum Chri-
ſtum,
durch den wir mit Gott verſöhnt, ſeine
Freunde, ſeine begnadigte geliebte Kinder gewor-
den ſind, von der troſtvollen Wahrheit giebt.
Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit.
Denn: der Glaube zeigt uns Gott in ſeiner Ma-
jeſtät,
nicht mehr den ſtrengen Rächer ernſt-
lich bereuter Sünden,
ſondern den Vater,
der ſich über die erbarmet, die ihn fürchten —
Der Glaube
zeigt uns ihn, den Allmächtigen,
den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: —
aber nur, damit wir deſſen uns getröſten:
(Röm. 8, 31.) Iſt Gott für uns, was kann
wider uns ſeyn?
Spricht er uns los: wer
will uns verdammen? Hält er uns in ſeiner
Hand: ſo kann auch der Tod uns nicht, ihm
entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle
verſinken, die ſich ſeiner erfreuenden ſegnenden
Hand entzogen haben. Lenkt er alle Schickſale
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[100/0152] ſten hingerückt, mit Schrecken erfahren werden, wie unerſetzlich wir uns in unſrer Hoffnung be- trogen haben? Deſto erfreuender iſt denn nun aber auch dagegen die Gewißheit, welche uns unſer aller- heiligſter Glaube, der Glaube an Jeſum Chri- ſtum, durch den wir mit Gott verſöhnt, ſeine Freunde, ſeine begnadigte geliebte Kinder gewor- den ſind, von der troſtvollen Wahrheit giebt. Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit. Denn: der Glaube zeigt uns Gott in ſeiner Ma- jeſtät, nicht mehr den ſtrengen Rächer ernſt- lich bereuter Sünden, ſondern den Vater, der ſich über die erbarmet, die ihn fürchten — Der Glaube zeigt uns ihn, den Allmächtigen, den Herrn der Welt, den ewig Lebenden: — aber nur, damit wir deſſen uns getröſten: (Röm. 8, 31.) Iſt Gott für uns, was kann wider uns ſeyn? Spricht er uns los: wer will uns verdammen? Hält er uns in ſeiner Hand: ſo kann auch der Tod uns nicht, ihm entrißen, dem Jammer überliefern, darinn alle verſinken, die ſich ſeiner erfreuenden ſegnenden Hand entzogen haben. Lenkt er alle Schickſale der Zeit und der Ewigkeit, mit ſeiner allmächti- gen

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/152>, abgerufen am 21.11.2024.