Gott hat Geduld mit unsrer Schwachheit: diese Wahrheit, deren Ueberzeugung, für ein von seinen Vergehungen und Fehlern gebeugtes Herz, so trostreich ist, und deren Gewißheit uns das Wort unsers Gottes bestättigt; soll uns im geringsten nicht, von der zärtlichen Sorgfalt, über jede Gesinnung unsers Herzens, und je- de Handlung unsers Lebens, abwendig machen, oder uns in dem eifrigen Bestreben nach täglich größrer Reinigkeit, Unschuld und Tugend ermü- den; sie soll uns auch die geringste Sünde, die kleinste Uebereilung und Schwachheit, nicht als unbemerkt in den Augen Gottes, als unwichtig für unsre höchste zeitliche und ewige Glückseligkeit darstellen; sie soll die warnende Stimme unsers Gewißens in uns nicht ersticken; und die edlen, heilsamen, wehmüthigen Thränen der zärtlichen Reue, über das Bewustseyn eines begangnen Fehlers, nie ganz von unsern Augen abtrocknen. Das wäre der Absicht dieser liebreichen Versiche- rung unsers Gottes ganz zuwider. Denn was ist doch wohl der erste Gedanke, den diese Wahr-
heit:
VII. Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit.
Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit: dieſe Wahrheit, deren Ueberzeugung, für ein von ſeinen Vergehungen und Fehlern gebeugtes Herz, ſo troſtreich iſt, und deren Gewißheit uns das Wort unſers Gottes beſtättigt; ſoll uns im geringſten nicht, von der zärtlichen Sorgfalt, über jede Geſinnung unſers Herzens, und je- de Handlung unſers Lebens, abwendig machen, oder uns in dem eifrigen Beſtreben nach täglich größrer Reinigkeit, Unſchuld und Tugend ermü- den; ſie ſoll uns auch die geringſte Sünde, die kleinſte Uebereilung und Schwachheit, nicht als unbemerkt in den Augen Gottes, als unwichtig für unſre höchſte zeitliche und ewige Glückſeligkeit darſtellen; ſie ſoll die warnende Stimme unſers Gewißens in uns nicht erſticken; und die edlen, heilſamen, wehmüthigen Thränen der zärtlichen Reue, über das Bewuſtſeyn eines begangnen Fehlers, nie ganz von unſern Augen abtrocknen. Das wäre der Abſicht dieſer liebreichen Verſiche- rung unſers Gottes ganz zuwider. Denn was iſt doch wohl der erſte Gedanke, den dieſe Wahr-
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VII.
Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit.
Gott hat Geduld mit unſrer Schwachheit:
dieſe Wahrheit, deren Ueberzeugung, für ein
von ſeinen Vergehungen und Fehlern gebeugtes
Herz, ſo troſtreich iſt, und deren Gewißheit
uns das Wort unſers Gottes beſtättigt; ſoll uns
im geringſten nicht, von der zärtlichen Sorgfalt,
über jede Geſinnung unſers Herzens, und je-
de Handlung unſers Lebens, abwendig machen,
oder uns in dem eifrigen Beſtreben nach täglich
größrer Reinigkeit, Unſchuld und Tugend ermü-
den; ſie ſoll uns auch die geringſte Sünde, die
kleinſte Uebereilung und Schwachheit, nicht als
unbemerkt in den Augen Gottes, als unwichtig
für unſre höchſte zeitliche und ewige Glückſeligkeit
darſtellen; ſie ſoll die warnende Stimme unſers
Gewißens in uns nicht erſticken; und die edlen,
heilſamen, wehmüthigen Thränen der zärtlichen
Reue, über das Bewuſtſeyn eines begangnen
Fehlers, nie ganz von unſern Augen abtrocknen.
Das wäre der Abſicht dieſer liebreichen Verſiche-
rung unſers Gottes ganz zuwider. Denn was
iſt doch wohl der erſte Gedanke, den dieſe Wahr-
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/143>, abgerufen am 05.12.2024.
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