welcher das verabredete leisten soll, es selbst benöthigt ist, so ist der Fall des Bündnisses nicht da; dieweil man von selbst versteht, daß beydes in einem ieglichen Bündnisse stillschweigend ausgenommen sey.
§. 1181.
Diejenigen werden im Kriege neutralVon de- nen die im Krie- ge es mit keinem halten. (in bello medii, vulgo neutrales) genennt, welche sich zu keinem unter den kriegenden Theilen schlagen, und sich folglich nicht in den Krieg mischen. Jhre Länder nennt man neutrale Länder(terras neutras). Ob nun gleich vermöge der natürlichen Freyheit (§. 1089.) einem ieden Volck zu gestatten ist, daß es in einem Kriege neutral bleibe; so muß man doch, daß man ein vollkommnes Recht zur Neutralität erlange, entweder mit einem, oder mit beyden kriegenden Theilen, wie es die Gelegen- heit giebt, Bündnisse machen (§. 1141. 1153.), welche Neutralitätsbündnisse (foedera neutralitatis) heissen; und man kann ausser dem, ohne welchen sich ein sol- ches Bündniß nicht dencken lässet, nämlich daß darinn versprochen werde, daß der, so im Kriege neutral seyn will, dem Gegentheil im Kriege nicht hel- fen, hingegen aber die Bewegungen desjenigen, mit welchem das Bünd- niß errichtet wird, auf keine Art hin- dern wolle, darinn auch über andere Punckte übereinkommen, die beyde
Thei-
Nat. u. Völckerrecht. J i i
Vom Rechte des Krieges der Voͤlcker.
welcher das verabredete leiſten ſoll, es ſelbſt benoͤthigt iſt, ſo iſt der Fall des Buͤndniſſes nicht da; dieweil man von ſelbſt verſteht, daß beydes in einem ieglichen Buͤndniſſe ſtillſchweigend ausgenommen ſey.
§. 1181.
Diejenigen werden im Kriege neutralVon de- nen die im Krie- ge es mit keinem halten. (in bello medii, vulgo neutrales) genennt, welche ſich zu keinem unter den kriegenden Theilen ſchlagen, und ſich folglich nicht in den Krieg miſchen. Jhre Laͤnder nennt man neutrale Laͤnder(terras neutras). Ob nun gleich vermoͤge der natuͤrlichen Freyheit (§. 1089.) einem ieden Volck zu geſtatten iſt, daß es in einem Kriege neutral bleibe; ſo muß man doch, daß man ein vollkommnes Recht zur Neutralitaͤt erlange, entweder mit einem, oder mit beyden kriegenden Theilen, wie es die Gelegen- heit giebt, Buͤndniſſe machen (§. 1141. 1153.), welche Neutralitaͤtsbuͤndniſſe (fœdera neutralitatis) heiſſen; und man kann auſſer dem, ohne welchen ſich ein ſol- ches Buͤndniß nicht dencken laͤſſet, naͤmlich daß darinn verſprochen werde, daß der, ſo im Kriege neutral ſeyn will, dem Gegentheil im Kriege nicht hel- fen, hingegen aber die Bewegungen desjenigen, mit welchem das Buͤnd- niß errichtet wird, auf keine Art hin- dern wolle, darinn auch uͤber andere Punckte uͤbereinkommen, die beyde
Thei-
Nat. u. Voͤlckerrecht. J i i
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0901"n="865"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Rechte des Krieges der Voͤlcker.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">welcher das verabredete leiſten ſoll, es<lb/>ſelbſt benoͤthigt iſt, ſo iſt der Fall des<lb/>
Buͤndniſſes nicht da;</hi> dieweil man von<lb/>ſelbſt verſteht, daß beydes in einem ieglichen<lb/>
Buͤndniſſe ſtillſchweigend ausgenommen ſey.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1181.</head><lb/><p>Diejenigen werden <hirendition="#fr">im Kriege neutral</hi><noteplace="right">Von de-<lb/>
nen die<lb/>
im Krie-<lb/>
ge es mit<lb/>
keinem<lb/>
halten.</note><lb/><hirendition="#aq">(in bello medii, vulgo neutrales)</hi> genennt,<lb/>
welche ſich zu keinem unter den kriegenden<lb/>
Theilen ſchlagen, und ſich folglich nicht in<lb/>
den Krieg miſchen. Jhre Laͤnder nennt man<lb/><hirendition="#fr">neutrale Laͤnder</hi><hirendition="#aq">(terras neutras).</hi> Ob nun<lb/>
gleich vermoͤge der natuͤrlichen Freyheit (§.<lb/>
1089.) <hirendition="#fr">einem ieden Volck zu geſtatten<lb/>
iſt, daß es in einem Kriege neutral<lb/>
bleibe; ſo muß man</hi> doch, daß man ein<lb/>
vollkommnes Recht zur Neutralitaͤt erlange,<lb/><hirendition="#fr">entweder mit einem, oder mit beyden<lb/>
kriegenden Theilen,</hi> wie es die Gelegen-<lb/>
heit giebt, <hirendition="#fr">Buͤndniſſe machen</hi> (§. 1141.<lb/>
1153.), welche <hirendition="#fr">Neutralitaͤtsbuͤndniſſe</hi><lb/><hirendition="#aq">(fœdera neutralitatis)</hi> heiſſen; und <hirendition="#fr">man<lb/>
kann</hi> auſſer dem, ohne welchen ſich ein ſol-<lb/>
ches Buͤndniß nicht dencken laͤſſet, naͤmlich<lb/><hirendition="#fr">daß darinn verſprochen werde, daß<lb/>
der, ſo im Kriege neutral ſeyn will,<lb/>
dem Gegentheil im Kriege nicht hel-<lb/>
fen, hingegen aber die Bewegungen<lb/>
desjenigen, mit welchem das Buͤnd-<lb/>
niß errichtet wird, auf keine Art hin-<lb/>
dern wolle, darinn</hi> auch <hirendition="#fr">uͤber andere<lb/>
Punckte uͤbereinkommen, die beyde</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Nat. u. Voͤlckerrecht.</hi> J i i</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Thei-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[865/0901]
Vom Rechte des Krieges der Voͤlcker.
welcher das verabredete leiſten ſoll, es
ſelbſt benoͤthigt iſt, ſo iſt der Fall des
Buͤndniſſes nicht da; dieweil man von
ſelbſt verſteht, daß beydes in einem ieglichen
Buͤndniſſe ſtillſchweigend ausgenommen ſey.
§. 1181.
Diejenigen werden im Kriege neutral
(in bello medii, vulgo neutrales) genennt,
welche ſich zu keinem unter den kriegenden
Theilen ſchlagen, und ſich folglich nicht in
den Krieg miſchen. Jhre Laͤnder nennt man
neutrale Laͤnder (terras neutras). Ob nun
gleich vermoͤge der natuͤrlichen Freyheit (§.
1089.) einem ieden Volck zu geſtatten
iſt, daß es in einem Kriege neutral
bleibe; ſo muß man doch, daß man ein
vollkommnes Recht zur Neutralitaͤt erlange,
entweder mit einem, oder mit beyden
kriegenden Theilen, wie es die Gelegen-
heit giebt, Buͤndniſſe machen (§. 1141.
1153.), welche Neutralitaͤtsbuͤndniſſe
(fœdera neutralitatis) heiſſen; und man
kann auſſer dem, ohne welchen ſich ein ſol-
ches Buͤndniß nicht dencken laͤſſet, naͤmlich
daß darinn verſprochen werde, daß
der, ſo im Kriege neutral ſeyn will,
dem Gegentheil im Kriege nicht hel-
fen, hingegen aber die Bewegungen
desjenigen, mit welchem das Buͤnd-
niß errichtet wird, auf keine Art hin-
dern wolle, darinn auch uͤber andere
Punckte uͤbereinkommen, die beyde
Thei-
Von de-
nen die
im Krie-
ge es mit
keinem
halten.
Nat. u. Voͤlckerrecht. J i i
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 865. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/901>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.