Weil die Soldaten als geringe, oder un- studirte Leute die natürliche Verbindlichkeit, welche so wohl die einheimischen als fremden Soldaten über sich haben (§. 1174.), we- nig faßen; so müßen sie eidlich verspre- chen, daß sie die angetretenen Krie- gesdienste nicht verlassen wollen (§. 380. 446.), und sie können als Meinei- dige und Treulose härter gestrafet wer- den. Es ist aber klar, daß der, so die Ausreisser heimlich fortbringet, oder sie verheelet, einen Menschendiebstahl begehe (§. 1175.), und daß derjenige, wel- cher auf irgend eine Art zum Ausreis- sen behülflich ist, an einem Menschen- diebstahl theilnehme (§. 26.).
§. 1178.
Von den Offici- ren.
Officirer(praefecti militum) werden die genennt, denen von der höchsten Gewalt eine gewisse Herrschaft über die Soldaten beyge- leget, und gewisse Kriegesverrichtungen an- befohlen worden. Heerführer aber (duces) werden vorzüglich diejenigen genennet, wel- chen die Herrschaft über die gantze Armee, oder die Führung des gantzen Krieges anvertrauet worden. Es sind also die Officirer klei- nere Gewaltige, deren immer einige anderen unterthänig gemacht, und von der höchsten Gewalt desto entfernter, dahingegen andere nach der Beschaf- fenheit des Rechts, so sie haben, ihr
näher
IV.Theil 7. Hauptſtuͤck.
§. 1177.
Von dem Darvon- lauffen der Sol- daten.
Weil die Soldaten als geringe, oder un- ſtudirte Leute die natuͤrliche Verbindlichkeit, welche ſo wohl die einheimiſchen als fremden Soldaten uͤber ſich haben (§. 1174.), we- nig faßen; ſo muͤßen ſie eidlich verſpre- chen, daß ſie die angetretenen Krie- gesdienſte nicht verlaſſen wollen (§. 380. 446.), und ſie koͤnnen als Meinei- dige und Treuloſe haͤrter geſtrafet wer- den. Es iſt aber klar, daß der, ſo die Ausreiſſer heimlich fortbringet, oder ſie verheelet, einen Menſchendiebſtahl begehe (§. 1175.), und daß derjenige, wel- cher auf irgend eine Art zum Ausreiſ- ſen behuͤlflich iſt, an einem Menſchen- diebſtahl theilnehme (§. 26.).
§. 1178.
Von den Offici- ren.
Officirer(præfecti militum) werden die genennt, denen von der hoͤchſten Gewalt eine gewiſſe Herrſchaft uͤber die Soldaten beyge- leget, und gewiſſe Kriegesverrichtungen an- befohlen worden. Heerfuͤhrer aber (duces) werden vorzuͤglich diejenigen genennet, wel- chen die Herrſchaft uͤber die gantze Armee, oder die Fuͤhrung des gantzen Krieges anvertrauet worden. Es ſind alſo die Officirer klei- nere Gewaltige, deren immer einige anderen unterthaͤnig gemacht, und von der hoͤchſten Gewalt deſto entfernter, dahingegen andere nach der Beſchaf- fenheit des Rechts, ſo ſie haben, ihr
naͤher
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IV. Theil 7. Hauptſtuͤck.
§. 1177.
Weil die Soldaten als geringe, oder un-
ſtudirte Leute die natuͤrliche Verbindlichkeit,
welche ſo wohl die einheimiſchen als fremden
Soldaten uͤber ſich haben (§. 1174.), we-
nig faßen; ſo muͤßen ſie eidlich verſpre-
chen, daß ſie die angetretenen Krie-
gesdienſte nicht verlaſſen wollen (§.
380. 446.), und ſie koͤnnen als Meinei-
dige und Treuloſe haͤrter geſtrafet wer-
den. Es iſt aber klar, daß der, ſo die
Ausreiſſer heimlich fortbringet, oder
ſie verheelet, einen Menſchendiebſtahl
begehe (§. 1175.), und daß derjenige, wel-
cher auf irgend eine Art zum Ausreiſ-
ſen behuͤlflich iſt, an einem Menſchen-
diebſtahl theilnehme (§. 26.).
§. 1178.
Officirer (præfecti militum) werden die
genennt, denen von der hoͤchſten Gewalt eine
gewiſſe Herrſchaft uͤber die Soldaten beyge-
leget, und gewiſſe Kriegesverrichtungen an-
befohlen worden. Heerfuͤhrer aber (duces)
werden vorzuͤglich diejenigen genennet, wel-
chen die Herrſchaft uͤber die gantze Armee, oder
die Fuͤhrung des gantzen Krieges anvertrauet
worden. Es ſind alſo die Officirer klei-
nere Gewaltige, deren immer einige
anderen unterthaͤnig gemacht, und von
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dahingegen andere nach der Beſchaf-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/898>, abgerufen am 21.11.2024.
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