setzen, so von den natürli- chen, ih- rem Jn- halt nach, nicht un- terschie- den sind.lichen Gesetze, die doch in der Republick be- obachtet werden müssen, zu bewircken; so werden die Naturgesetze durch hinzu- gefügte Strafen, aus deren Furcht eine willkührliche Verbindlichkeit, so noch stärcker ist als die natürliche, entstehet (§. 35. 93.), bürgerliche Gesetze, in so ferne sie näm- lich Strafen enthalten, die das Naturgesetz gar nicht bestimmet hat (§. 39). Ja, da die Furcht vor der Vollziehung der Strafe des Richters (§. 1029.) und eine vorherge- hende Vorstellung, daß derselbe eine Hand- lung werde für nichtig erklären, oder aufhe- ben, eine Kraft zu verbinden hat (§. 35.); so bekommen auch die Naturgesetze die Gestalt der bürgerlichen, in so ferne man ihnen in Gerichten zu statten kommt.
§. 1071.
Von dem Verhält- nisse der bürgerli- chen Ge- setze ge- gen die natür- lich zu- laßenden und die Liebes- pflichten.
Weil in einem Staate die Freyheit ein- zelner Personen in Absicht auf die Handlung, welche zur Erhaltung des öffentlichen Wohls gehören, eingeschräncket wird (§. 980.); so kann der Oberherr aus dem was na- türlicher Weise erlaubt ist durch ein bürgerliches Gesetz eine Schuldigkeit, oder etwas unerlaubtes, und aus dem was man unvollkommen schuldig ist, oder aus einer Liebespflicht eine voll- kommene Schuldigkeit machen, wie es der Endzweck der Republick erfor- dert (§. 49. 80.). Was alle und iede ein-
tzelne
III.Th. 2. A. 5. H. Von der natuͤrl. Lehre
ſetzen, ſo von den natuͤrli- chen, ih- rem Jn- halt nach, nicht un- terſchie- den ſind.lichen Geſetze, die doch in der Republick be- obachtet werden muͤſſen, zu bewircken; ſo werden die Naturgeſetze durch hinzu- gefuͤgte Strafen, aus deren Furcht eine willkuͤhrliche Verbindlichkeit, ſo noch ſtaͤrcker iſt als die natuͤrliche, entſtehet (§. 35. 93.), buͤrgerliche Geſetze, in ſo ferne ſie naͤm- lich Strafen enthalten, die das Naturgeſetz gar nicht beſtimmet hat (§. 39). Ja, da die Furcht vor der Vollziehung der Strafe des Richters (§. 1029.) und eine vorherge- hende Vorſtellung, daß derſelbe eine Hand- lung werde fuͤr nichtig erklaͤren, oder aufhe- ben, eine Kraft zu verbinden hat (§. 35.); ſo bekommen auch die Naturgeſetze die Geſtalt der buͤrgerlichen, in ſo ferne man ihnen in Gerichten zu ſtatten kommt.
§. 1071.
Von dem Verhaͤlt- niſſe der buͤrgerli- chen Ge- ſetze ge- gen die natuͤr- lich zu- laßenden und die Liebes- pflichten.
Weil in einem Staate die Freyheit ein- zelner Perſonen in Abſicht auf die Handlung, welche zur Erhaltung des oͤffentlichen Wohls gehoͤren, eingeſchraͤncket wird (§. 980.); ſo kann der Oberherr aus dem was na- tuͤrlicher Weiſe erlaubt iſt durch ein buͤrgerliches Geſetz eine Schuldigkeit, oder etwas unerlaubtes, und aus dem was man unvollkommen ſchuldig iſt, oder aus einer Liebespflicht eine voll- kommene Schuldigkeit machen, wie es der Endzweck der Republick erfor- dert (§. 49. 80.). Was alle und iede ein-
tzelne
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III. Th. 2. A. 5. H. Von der natuͤrl. Lehre
lichen Geſetze, die doch in der Republick be-
obachtet werden muͤſſen, zu bewircken; ſo
werden die Naturgeſetze durch hinzu-
gefuͤgte Strafen, aus deren Furcht eine
willkuͤhrliche Verbindlichkeit, ſo noch ſtaͤrcker
iſt als die natuͤrliche, entſtehet (§. 35. 93.),
buͤrgerliche Geſetze, in ſo ferne ſie naͤm-
lich Strafen enthalten, die das Naturgeſetz
gar nicht beſtimmet hat (§. 39). Ja, da
die Furcht vor der Vollziehung der Strafe
des Richters (§. 1029.) und eine vorherge-
hende Vorſtellung, daß derſelbe eine Hand-
lung werde fuͤr nichtig erklaͤren, oder aufhe-
ben, eine Kraft zu verbinden hat (§. 35.);
ſo bekommen auch die Naturgeſetze die
Geſtalt der buͤrgerlichen, in ſo ferne
man ihnen in Gerichten zu ſtatten
kommt.
ſetzen, ſo
von den
natuͤrli-
chen, ih-
rem Jn-
halt
nach,
nicht un-
terſchie-
den ſind.
§. 1071.
Weil in einem Staate die Freyheit ein-
zelner Perſonen in Abſicht auf die Handlung,
welche zur Erhaltung des oͤffentlichen Wohls
gehoͤren, eingeſchraͤncket wird (§. 980.); ſo
kann der Oberherr aus dem was na-
tuͤrlicher Weiſe erlaubt iſt durch ein
buͤrgerliches Geſetz eine Schuldigkeit,
oder etwas unerlaubtes, und aus dem
was man unvollkommen ſchuldig iſt,
oder aus einer Liebespflicht eine voll-
kommene Schuldigkeit machen, wie
es der Endzweck der Republick erfor-
dert (§. 49. 80.). Was alle und iede ein-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/816>, abgerufen am 21.11.2024.
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