keinen Aufschub leiden, nebst der Ausführung dessen, was von dem Oberherrn beschlossen ist, aufgetragen worden, und deren Gutach- ten über öffentliche Angelegenheiten sich die- ser bedienet, heisset der Rath(senatus).Jn einer Democratie ist es unumgänglich nöthig, daß ein Rath bestellet werde, weil das Volck nicht täglich zusammen kommen kann (§. 990.); ja je seltener und beschwerlicher die Zusammenkunft des Volckes ist, je mehr Ansehen und Macht muß ein solcher Rath haben.
§. 1000.
Die Zusammenkünfte, welche öffentlicherVon Reichs- tagen. Angelegenheiten halber gehalten werden, heis- sen Reichstage(comitia). Daher kann das gantze Volck in der Democratie die öffentlichen Angelegenheiten, wenn sie nicht schon dem Rath zu besorgen überlassen worden (§. 999.), vor sich nicht anders als auf den Reichstagen abthun (990.); und da das Volck in allem dem, was zur Ausübung der Herrschaft ge- höret, nach seinem Gefallen verfahren kann (§. 978.), so beruhet es lediglich auf dessen Willen, ob die Reichstage ein vor allemahl an gewisse Zeiten gebun- den, oder ob sie nur bey besondern Vorfallenheiten, über welche man nach der Beschaffenheit der Zeit urthei- let, gehalten werden sollen. Das vori- ge (§. 999.) kann einen belehren, daß das
Recht
Von den verſchiedenen Arten der Republick.
keinen Aufſchub leiden, nebſt der Ausfuͤhrung deſſen, was von dem Oberherrn beſchloſſen iſt, aufgetragen worden, und deren Gutach- ten uͤber oͤffentliche Angelegenheiten ſich die- ſer bedienet, heiſſet der Rath(ſenatus).Jn einer Democratie iſt es unumgaͤnglich noͤthig, daß ein Rath beſtellet werde, weil das Volck nicht taͤglich zuſammen kommen kann (§. 990.); ja je ſeltener und beſchwerlicher die Zuſammenkunft des Volckes iſt, je mehr Anſehen und Macht muß ein ſolcher Rath haben.
§. 1000.
Die Zuſammenkuͤnfte, welche oͤffentlicherVon Reichs- tagen. Angelegenheiten halber gehalten werden, heiſ- ſen Reichstage(comitia). Daher kann das gantze Volck in der Democratie die oͤffentlichen Angelegenheiten, wenn ſie nicht ſchon dem Rath zu beſorgen uͤberlaſſen worden (§. 999.), vor ſich nicht anders als auf den Reichstagen abthun (990.); und da das Volck in allem dem, was zur Ausuͤbung der Herrſchaft ge- hoͤret, nach ſeinem Gefallen verfahren kann (§. 978.), ſo beruhet es lediglich auf deſſen Willen, ob die Reichstage ein vor allemahl an gewiſſe Zeiten gebun- den, oder ob ſie nur bey beſondern Vorfallenheiten, uͤber welche man nach der Beſchaffenheit der Zeit urthei- let, gehalten werden ſollen. Das vori- ge (§. 999.) kann einen belehren, daß das
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Von den verſchiedenen Arten der Republick.
keinen Aufſchub leiden, nebſt der Ausfuͤhrung
deſſen, was von dem Oberherrn beſchloſſen
iſt, aufgetragen worden, und deren Gutach-
ten uͤber oͤffentliche Angelegenheiten ſich die-
ſer bedienet, heiſſet der Rath (ſenatus). Jn
einer Democratie iſt es unumgaͤnglich
noͤthig, daß ein Rath beſtellet werde,
weil das Volck nicht taͤglich zuſammen
kommen kann (§. 990.); ja je ſeltener
und beſchwerlicher die Zuſammenkunft
des Volckes iſt, je mehr Anſehen und
Macht muß ein ſolcher Rath haben.
§. 1000.
Die Zuſammenkuͤnfte, welche oͤffentlicher
Angelegenheiten halber gehalten werden, heiſ-
ſen Reichstage (comitia). Daher kann
das gantze Volck in der Democratie die
oͤffentlichen Angelegenheiten, wenn ſie
nicht ſchon dem Rath zu beſorgen
uͤberlaſſen worden (§. 999.), vor ſich
nicht anders als auf den Reichstagen
abthun (990.); und da das Volck in allem
dem, was zur Ausuͤbung der Herrſchaft ge-
hoͤret, nach ſeinem Gefallen verfahren kann
(§. 978.), ſo beruhet es lediglich auf
deſſen Willen, ob die Reichstage ein
vor allemahl an gewiſſe Zeiten gebun-
den, oder ob ſie nur bey beſondern
Vorfallenheiten, uͤber welche man
nach der Beſchaffenheit der Zeit urthei-
let, gehalten werden ſollen. Das vori-
ge (§. 999.) kann einen belehren, daß das
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Von
Reichs-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/751>, abgerufen am 21.11.2024.
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