Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Theil 1. Abth. 7. Hauptstück.
Das siebente Hauptstück.

Von dem Hause.

§. 963.
Von der
zusam-
menge-
setzten
u. einfa-
chen Ge-
selischaft.

Eine zusammengesetzte Gesellschaft
(societas composita) nennt man, die
aus andern einfachen, oder weniger
zusammengesetzten besteht; eine einfache
Gesellschaft
aber, deren Glieder eintzele
Personen sind (individua physica). Die
Glieder in zusammengesetzten Gesell-
schaften sind
also gantze Gesellschaften,
welche wie moralische eintzele Personen be-
trachtet werden (§. 96.).

§. 964.
Was das
Haus ist.

Das Haus (domus) nennt man die aus
der ehelichen, väterlichen und herrschaftlichen,
oder wenigstens aus zwey von ihnen zusam-
mengesetzte Gesellschaft. Jenes ist ein voll-
kommenes
(perfecta), dieses ein unvoll-
kommenes Haus.
Man nennt aber den
Hausvater
(paterfamilias), der in der ehe-
lichen Gesellschaft der Mann, in der väter-
lichen der Vater, in der herrschaftlichen der
Herr genannt wird. Die Hausmutter
aber (materfamilias), welche in der ehelichen
Gesellschaft die Ehefrau, in der väterlichen
die Mutter, in der herrschaftlichen die Haus-
mutter genannt wird. Die Kinder und das
Gesinde, in so fern diese als schlechtere Glie-
der des Hauses sind, werden Hausgenos-

sen
III. Theil 1. Abth. 7. Hauptſtuͤck.
Das ſiebente Hauptſtuͤck.

Von dem Hauſe.

§. 963.
Von der
zuſam-
menge-
ſetzten
u. einfa-
chen Ge-
ſeliſchaft.

Eine zuſammengeſetzte Geſellſchaft
(ſocietas compoſita) nennt man, die
aus andern einfachen, oder weniger
zuſammengeſetzten beſteht; eine einfache
Geſellſchaft
aber, deren Glieder eintzele
Perſonen ſind (individua phyſica). Die
Glieder in zuſammengeſetzten Geſell-
ſchaften ſind
alſo gantze Geſellſchaften,
welche wie moraliſche eintzele Perſonen be-
trachtet werden (§. 96.).

§. 964.
Was das
Haus iſt.

Das Haus (domus) nennt man die aus
der ehelichen, vaͤterlichen und herrſchaftlichen,
oder wenigſtens aus zwey von ihnen zuſam-
mengeſetzte Geſellſchaft. Jenes iſt ein voll-
kommenes
(perfecta), dieſes ein unvoll-
kommenes Haus.
Man nennt aber den
Hausvater
(paterfamilias), der in der ehe-
lichen Geſellſchaft der Mann, in der vaͤter-
lichen der Vater, in der herrſchaftlichen der
Herr genannt wird. Die Hausmutter
aber (materfamilias), welche in der ehelichen
Geſellſchaft die Ehefrau, in der vaͤterlichen
die Mutter, in der herrſchaftlichen die Haus-
mutter genannt wird. Die Kinder und das
Geſinde, in ſo fern dieſe als ſchlechtere Glie-
der des Hauſes ſind, werden Hausgenoſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0728" n="692"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Theil 1. Abth. 7. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#fr">Das &#x017F;iebente Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
              <argument>
                <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von dem Hau&#x017F;e.</hi> </hi> </p>
              </argument><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 963.</head><lb/>
                <note place="left">Von der<lb/>
zu&#x017F;am-<lb/>
menge-<lb/>
&#x017F;etzten<lb/>
u. einfa-<lb/>
chen Ge-<lb/>
&#x017F;eli&#x017F;chaft.</note>
                <p><hi rendition="#in">E</hi><hi rendition="#fr">ine zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft</hi><lb/><hi rendition="#aq">(&#x017F;ocietas compo&#x017F;ita)</hi> nennt man, die<lb/>
aus andern einfachen, oder weniger<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten be&#x017F;teht; <hi rendition="#fr">eine einfache<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft</hi> aber, deren Glieder eintzele<lb/>
Per&#x017F;onen &#x017F;ind <hi rendition="#aq">(individua phy&#x017F;ica).</hi> <hi rendition="#fr">Die<lb/>
Glieder in zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaften &#x017F;ind</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#fr">gantze Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften,</hi><lb/>
welche wie morali&#x017F;che eintzele Per&#x017F;onen be-<lb/>
trachtet werden (§. 96.).</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 964.</head><lb/>
                <note place="left">Was das<lb/>
Haus i&#x017F;t.</note>
                <p><hi rendition="#fr">Das Haus</hi><hi rendition="#aq">(domus)</hi> nennt man die aus<lb/>
der ehelichen, va&#x0364;terlichen und herr&#x017F;chaftlichen,<lb/>
oder wenig&#x017F;tens aus zwey von ihnen zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Jenes i&#x017F;t <hi rendition="#fr">ein voll-<lb/>
kommenes</hi> <hi rendition="#aq">(perfecta),</hi> die&#x017F;es <hi rendition="#fr">ein unvoll-<lb/>
kommenes Haus.</hi> Man nennt aber <hi rendition="#fr">den<lb/>
Hausvater</hi> <hi rendition="#aq">(paterfamilias),</hi> der in der ehe-<lb/>
lichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Mann, in der va&#x0364;ter-<lb/>
lichen der Vater, in der herr&#x017F;chaftlichen der<lb/>
Herr genannt wird. <hi rendition="#fr">Die Hausmutter</hi><lb/>
aber <hi rendition="#aq">(materfamilias),</hi> welche in der ehelichen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft die Ehefrau, in der va&#x0364;terlichen<lb/>
die Mutter, in der herr&#x017F;chaftlichen die Haus-<lb/>
mutter genannt wird. Die Kinder und das<lb/>
Ge&#x017F;inde, in &#x017F;o fern die&#x017F;e als &#x017F;chlechtere Glie-<lb/>
der des Hau&#x017F;es &#x017F;ind, werden <hi rendition="#fr">Hausgeno&#x017F;-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;en</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[692/0728] III. Theil 1. Abth. 7. Hauptſtuͤck. Das ſiebente Hauptſtuͤck. Von dem Hauſe. §. 963. Eine zuſammengeſetzte Geſellſchaft (ſocietas compoſita) nennt man, die aus andern einfachen, oder weniger zuſammengeſetzten beſteht; eine einfache Geſellſchaft aber, deren Glieder eintzele Perſonen ſind (individua phyſica). Die Glieder in zuſammengeſetzten Geſell- ſchaften ſind alſo gantze Geſellſchaften, welche wie moraliſche eintzele Perſonen be- trachtet werden (§. 96.). §. 964. Das Haus (domus) nennt man die aus der ehelichen, vaͤterlichen und herrſchaftlichen, oder wenigſtens aus zwey von ihnen zuſam- mengeſetzte Geſellſchaft. Jenes iſt ein voll- kommenes (perfecta), dieſes ein unvoll- kommenes Haus. Man nennt aber den Hausvater (paterfamilias), der in der ehe- lichen Geſellſchaft der Mann, in der vaͤter- lichen der Vater, in der herrſchaftlichen der Herr genannt wird. Die Hausmutter aber (materfamilias), welche in der ehelichen Geſellſchaft die Ehefrau, in der vaͤterlichen die Mutter, in der herrſchaftlichen die Haus- mutter genannt wird. Die Kinder und das Geſinde, in ſo fern dieſe als ſchlechtere Glie- der des Hauſes ſind, werden Hausgenoſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/728
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/728>, abgerufen am 23.11.2024.