Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 18. H. Von der natürlichen Art
zulegen, da wegen der Absicht die streiten-
den Partheyen schon mit einander einig sind,
nämlich daß ihr Streit soll beygelegt werden;
so muß man hauptsächlich über die
Mittel,
das ist, über die Art und Wei-
se, wie der Streit beyzulegen, sich be-
rathschlagen.
Da niemand sich dem an-
dern als durch Versprechen verbindlich ma-
chen kann (§. 380.), noch auch anders, als
wenn der andere dasselbe annimmt (§. 381.);
so entsteht so lange, als die streitenden
Partheyen in die Art den Streit bey-
zulegen noch nicht willigen,
folglich
noch in Tractaten stehen, keine Ver-
bindlichkeit, und es wird auch kein
Recht erhalten
(§. cit.); folglich wenn
zu den Tractaten nicht ein Vertrag
hinzukommt, so haben sie sich zer-
schlagen
(§. 437.). Weil kein Vertrag
noch nicht dazu kommt, wenn das, was
angeboten wird, zur Ueberlegung, oder
vom Gevollmächtigten bis zur Ge-
nehmhaltung angenommen wird;
so
entsteht auch daraus noch keine Ver-
bindlichkeit;
folglich ist es erlaubt, daß
der die Bedingungen anbietet, wieder
zurücke gehet: wenn nicht die Vollzie-
hung des Geschäftes unter denen Be-
dingungen, welche angeboten werden,
in dem ersten Falle lediglich dem Wil-
len dessen, der sie annimmt, in dem
andern Falle aber dem Willen des

Herrn

II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
zulegen, da wegen der Abſicht die ſtreiten-
den Partheyen ſchon mit einander einig ſind,
naͤmlich daß ihr Streit ſoll beygelegt werden;
ſo muß man hauptſaͤchlich uͤber die
Mittel,
das iſt, uͤber die Art und Wei-
ſe, wie der Streit beyzulegen, ſich be-
rathſchlagen.
Da niemand ſich dem an-
dern als durch Verſprechen verbindlich ma-
chen kann (§. 380.), noch auch anders, als
wenn der andere daſſelbe annimmt (§. 381.);
ſo entſteht ſo lange, als die ſtreitenden
Partheyen in die Art den Streit bey-
zulegen noch nicht willigen,
folglich
noch in Tractaten ſtehen, keine Ver-
bindlichkeit, und es wird auch kein
Recht erhalten
(§. cit.); folglich wenn
zu den Tractaten nicht ein Vertrag
hinzukommt, ſo haben ſie ſich zer-
ſchlagen
(§. 437.). Weil kein Vertrag
noch nicht dazu kommt, wenn das, was
angeboten wird, zur Ueberlegung, oder
vom Gevollmaͤchtigten bis zur Ge-
nehmhaltung angenommen wird;
ſo
entſteht auch daraus noch keine Ver-
bindlichkeit;
folglich iſt es erlaubt, daß
der die Bedingungen anbietet, wieder
zuruͤcke gehet: wenn nicht die Vollzie-
hung des Geſchaͤftes unter denen Be-
dingungen, welche angeboten werden,
in dem erſten Falle lediglich dem Wil-
len deſſen, der ſie annimmt, in dem
andern Falle aber dem Willen des

Herrn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0596" n="560"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 18. H. Von der natu&#x0364;rlichen Art</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">zulegen,</hi> da wegen der Ab&#x017F;icht die &#x017F;treiten-<lb/>
den Partheyen &#x017F;chon mit einander einig &#x017F;ind,<lb/>
na&#x0364;mlich daß ihr Streit &#x017F;oll beygelegt werden;<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#fr">muß man haupt&#x017F;a&#x0364;chlich u&#x0364;ber die<lb/>
Mittel,</hi> das i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber die Art und Wei-<lb/>
&#x017F;e, wie der Streit beyzulegen, &#x017F;ich be-<lb/>
rath&#x017F;chlagen.</hi> Da niemand &#x017F;ich dem an-<lb/>
dern als durch Ver&#x017F;prechen verbindlich ma-<lb/>
chen kann (§. 380.), noch auch anders, als<lb/>
wenn der andere da&#x017F;&#x017F;elbe annimmt (§. 381.);<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o ent&#x017F;teht &#x017F;o lange, als die &#x017F;treitenden<lb/>
Partheyen in die Art den Streit bey-<lb/>
zulegen noch nicht willigen,</hi> folglich<lb/><hi rendition="#fr">noch in Tractaten &#x017F;tehen, keine Ver-<lb/>
bindlichkeit, und es wird auch kein<lb/>
Recht erhalten</hi> (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>); folglich <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
zu den Tractaten nicht ein Vertrag<lb/>
hinzukommt, &#x017F;o haben &#x017F;ie &#x017F;ich zer-<lb/>
&#x017F;chlagen</hi> (§. 437.). Weil kein Vertrag<lb/>
noch nicht dazu kommt, <hi rendition="#fr">wenn das, was<lb/>
angeboten wird, zur Ueberlegung, oder<lb/>
vom Gevollma&#x0364;chtigten bis zur Ge-<lb/>
nehmhaltung angenommen wird;</hi> &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">ent&#x017F;teht</hi> auch <hi rendition="#fr">daraus noch keine Ver-<lb/>
bindlichkeit;</hi> folglich <hi rendition="#fr">i&#x017F;t es erlaubt, daß<lb/>
der die Bedingungen anbietet, wieder<lb/>
zuru&#x0364;cke gehet: wenn nicht die Vollzie-<lb/>
hung des Ge&#x017F;cha&#x0364;ftes unter denen Be-<lb/>
dingungen, welche angeboten werden,<lb/>
in dem er&#x017F;ten Falle lediglich dem Wil-<lb/>
len de&#x017F;&#x017F;en, der &#x017F;ie annimmt, in dem<lb/>
andern Falle aber dem Willen des</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Herrn</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[560/0596] II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art zulegen, da wegen der Abſicht die ſtreiten- den Partheyen ſchon mit einander einig ſind, naͤmlich daß ihr Streit ſoll beygelegt werden; ſo muß man hauptſaͤchlich uͤber die Mittel, das iſt, uͤber die Art und Wei- ſe, wie der Streit beyzulegen, ſich be- rathſchlagen. Da niemand ſich dem an- dern als durch Verſprechen verbindlich ma- chen kann (§. 380.), noch auch anders, als wenn der andere daſſelbe annimmt (§. 381.); ſo entſteht ſo lange, als die ſtreitenden Partheyen in die Art den Streit bey- zulegen noch nicht willigen, folglich noch in Tractaten ſtehen, keine Ver- bindlichkeit, und es wird auch kein Recht erhalten (§. cit.); folglich wenn zu den Tractaten nicht ein Vertrag hinzukommt, ſo haben ſie ſich zer- ſchlagen (§. 437.). Weil kein Vertrag noch nicht dazu kommt, wenn das, was angeboten wird, zur Ueberlegung, oder vom Gevollmaͤchtigten bis zur Ge- nehmhaltung angenommen wird; ſo entſteht auch daraus noch keine Ver- bindlichkeit; folglich iſt es erlaubt, daß der die Bedingungen anbietet, wieder zuruͤcke gehet: wenn nicht die Vollzie- hung des Geſchaͤftes unter denen Be- dingungen, welche angeboten werden, in dem erſten Falle lediglich dem Wil- len deſſen, der ſie annimmt, in dem andern Falle aber dem Willen des Herrn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/596
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/596>, abgerufen am 20.05.2024.