Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verbindlichk. aus Contracten.
wenn er die Zahlung von uns fordert,
so können wir ihn durch die Vergü-
tung abweisen.
Da man auf die Ver-
gütung
Verzicht thun kann (§. 342.); so
ist, wenn man darauf Verzicht gethan
hat, die Vergütung nicht erlaubt
(§.
340.). Weil bey der Vergütung beyder
Theile Schuld gewiß seyn muß, indem kei-
ner zur Zahlung angehalten werden kann, als
derjenige, von dem es gewiß ist, daß er schul-
dig sey; und man eine unstreitige Schuld
(debitum liquidum) nennt, von welcher man
es gewiß weiß, daß er etwas zu leisten ver-
bunden ist; eine streitige Schuld aber,
wenn dasselbe noch nicht gewiß ist; so kann
eine unstreitige Schuld mit einer strei-
tigen nicht vergütet werden.
Und weil
man die Schuld abtragen muß, wenn der
Termin zur Zahlung erschienen (§. 751.);
so kann die Zahlung einer unstreitigen
Schuld der Vergütung wegen nicht
aufgeschoben werden:
Weil aber ein je-
der einen jeden Schaden von seinem Vermö-
gen abzuwenden schuldig ist (§. 269.); so
muß, wofern zu befürchten ist, daß
derjenige, dem etwas gezahlt wird,
wehrender Zeit in solche Umstände
kommen dörfte, da er nicht im Stande
ist zu bezahlen, was gezahlt wird, ent-
weder feyerlich angeboten, oder nie-
dergelegt werden (§. 753.), oder der-
jenige, dem gezahlet wird, muß Sicher-

heit

der Verbindlichk. aus Contracten.
wenn er die Zahlung von uns fordert,
ſo koͤnnen wir ihn durch die Verguͤ-
tung abweiſen.
Da man auf die Ver-
guͤtung
Verzicht thun kann (§. 342.); ſo
iſt, wenn man darauf Verzicht gethan
hat, die Verguͤtung nicht erlaubt
(§.
340.). Weil bey der Verguͤtung beyder
Theile Schuld gewiß ſeyn muß, indem kei-
ner zur Zahlung angehalten werden kann, als
derjenige, von dem es gewiß iſt, daß er ſchul-
dig ſey; und man eine unſtreitige Schuld
(debitum liquidum) nennt, von welcher man
es gewiß weiß, daß er etwas zu leiſten ver-
bunden iſt; eine ſtreitige Schuld aber,
wenn daſſelbe noch nicht gewiß iſt; ſo kann
eine unſtreitige Schuld mit einer ſtrei-
tigen nicht verguͤtet werden.
Und weil
man die Schuld abtragen muß, wenn der
Termin zur Zahlung erſchienen (§. 751.);
ſo kann die Zahlung einer unſtreitigen
Schuld der Verguͤtung wegen nicht
aufgeſchoben werden:
Weil aber ein je-
der einen jeden Schaden von ſeinem Vermoͤ-
gen abzuwenden ſchuldig iſt (§. 269.); ſo
muß, wofern zu befuͤrchten iſt, daß
derjenige, dem etwas gezahlt wird,
wehrender Zeit in ſolche Umſtaͤnde
kommen doͤrfte, da er nicht im Stande
iſt zu bezahlen, was gezahlt wird, ent-
weder feyerlich angeboten, oder nie-
dergelegt werden (§. 753.), oder der-
jenige, dem gezahlet wird, muß Sicher-

heit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0579" n="543"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verbindlichk. aus Contracten.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">wenn er die Zahlung von uns fordert,<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;nnen wir ihn durch die Vergu&#x0364;-<lb/>
tung abwei&#x017F;en.</hi> Da man auf <hi rendition="#fr">die Ver-<lb/>
gu&#x0364;tung</hi> Verzicht thun kann (§. 342.); &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">i&#x017F;t, wenn man darauf Verzicht gethan<lb/>
hat, die Vergu&#x0364;tung nicht erlaubt</hi> (§.<lb/>
340.). Weil bey der Vergu&#x0364;tung beyder<lb/>
Theile Schuld gewiß &#x017F;eyn muß, indem kei-<lb/>
ner zur Zahlung angehalten werden kann, als<lb/>
derjenige, von dem es gewiß i&#x017F;t, daß er &#x017F;chul-<lb/>
dig &#x017F;ey; und man <hi rendition="#fr">eine un&#x017F;treitige Schuld</hi><lb/><hi rendition="#aq">(debitum liquidum)</hi> nennt, von welcher man<lb/>
es gewiß weiß, daß er etwas zu lei&#x017F;ten ver-<lb/>
bunden i&#x017F;t; <hi rendition="#fr">eine &#x017F;treitige Schuld</hi> aber,<lb/>
wenn da&#x017F;&#x017F;elbe noch nicht gewiß i&#x017F;t; <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann<lb/>
eine un&#x017F;treitige Schuld mit einer &#x017F;trei-<lb/>
tigen nicht vergu&#x0364;tet werden.</hi> Und weil<lb/>
man die Schuld abtragen muß, <hi rendition="#fr">wenn der<lb/>
Termin zur Zahlung er&#x017F;chienen (§. 751.);<lb/>
&#x017F;o kann die Zahlung einer un&#x017F;treitigen<lb/>
Schuld der Vergu&#x0364;tung wegen nicht<lb/>
aufge&#x017F;choben werden:</hi> Weil aber ein je-<lb/>
der einen jeden Schaden von &#x017F;einem Vermo&#x0364;-<lb/>
gen abzuwenden &#x017F;chuldig i&#x017F;t (§. 269.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
muß, wofern zu befu&#x0364;rchten i&#x017F;t, daß<lb/>
derjenige, dem etwas gezahlt wird,<lb/>
wehrender Zeit in &#x017F;olche Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
kommen do&#x0364;rfte, da er nicht im Stande<lb/>
i&#x017F;t zu bezahlen, was gezahlt wird, ent-<lb/>
weder feyerlich angeboten, oder nie-<lb/>
dergelegt werden (§. 753.), oder der-<lb/>
jenige, dem gezahlet wird, muß Sicher-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">heit</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[543/0579] der Verbindlichk. aus Contracten. wenn er die Zahlung von uns fordert, ſo koͤnnen wir ihn durch die Verguͤ- tung abweiſen. Da man auf die Ver- guͤtung Verzicht thun kann (§. 342.); ſo iſt, wenn man darauf Verzicht gethan hat, die Verguͤtung nicht erlaubt (§. 340.). Weil bey der Verguͤtung beyder Theile Schuld gewiß ſeyn muß, indem kei- ner zur Zahlung angehalten werden kann, als derjenige, von dem es gewiß iſt, daß er ſchul- dig ſey; und man eine unſtreitige Schuld (debitum liquidum) nennt, von welcher man es gewiß weiß, daß er etwas zu leiſten ver- bunden iſt; eine ſtreitige Schuld aber, wenn daſſelbe noch nicht gewiß iſt; ſo kann eine unſtreitige Schuld mit einer ſtrei- tigen nicht verguͤtet werden. Und weil man die Schuld abtragen muß, wenn der Termin zur Zahlung erſchienen (§. 751.); ſo kann die Zahlung einer unſtreitigen Schuld der Verguͤtung wegen nicht aufgeſchoben werden: Weil aber ein je- der einen jeden Schaden von ſeinem Vermoͤ- gen abzuwenden ſchuldig iſt (§. 269.); ſo muß, wofern zu befuͤrchten iſt, daß derjenige, dem etwas gezahlt wird, wehrender Zeit in ſolche Umſtaͤnde kommen doͤrfte, da er nicht im Stande iſt zu bezahlen, was gezahlt wird, ent- weder feyerlich angeboten, oder nie- dergelegt werden (§. 753.), oder der- jenige, dem gezahlet wird, muß Sicher- heit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/579
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/579>, abgerufen am 20.05.2024.