Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil 15. Hauptstück.
kaufen könne, wofern nicht die Schuld
zu gehöriger Zeit abgetragen wird,
und daß er von dem Preiße so viel zu-
rücke behalten könne, als dazu hin-
reicht, daß er befriediget wird, das
übrige
aber dem Schuldner wiederge-
geben werden muß
(§. 271.). Und weil
niemand betrogen werden darf (§. 286.); so
muß bey dem Verkaufe des Pfandes
aller Betrug vermieden werden;
folg-
lich muß die Sache von erfahrnen und
unpartheyischen Personen taxiret und
dem Meistbietenden zugeschlagen wer-
den.
Der Theil des Preißes von dem Pfan-
de, welcher das, so dem Gläubiger zugehört,
übertrift, wird der Ueberrest (hyperocha)
genannt; welcher demnach dem Schuld-
ner zugehört.
Weil aber im Gegentheil
der Schuldner die gantze Schuld zu bezahlen
verbunden ist; so muß er, was fehlt, hin-
zu thun, wofern vor das Pfand nicht
so viel gelöset wird, als die Schuld be-
trägt.

§. 698.
Von dem
Eigen-
thum ei-
ner ver-
pfände-
ten Sa-
che.

Weil derjenige, welcher eine Sache ver-
pfändet, oder verhypotheciret, dem Gläubi-
ger nur das Recht sie zu verkaufen unter der
Bedingung einräumet, wenn er anders die
Schuld nicht erhalten kann (§. 697.); so
bleibt die verpfändete oder verhypo-
thecirte Sache ihm eigenthümlich;

folglich kann er sie veräussern (§. 257.):

Allein

II. Theil 15. Hauptſtuͤck.
kaufen koͤnne, wofern nicht die Schuld
zu gehoͤriger Zeit abgetragen wird,
und daß er von dem Preiße ſo viel zu-
ruͤcke behalten koͤnne, als dazu hin-
reicht, daß er befriediget wird, das
uͤbrige
aber dem Schuldner wiederge-
geben werden muß
(§. 271.). Und weil
niemand betrogen werden darf (§. 286.); ſo
muß bey dem Verkaufe des Pfandes
aller Betrug vermieden werden;
folg-
lich muß die Sache von erfahrnen und
unpartheyiſchen Perſonen taxiret und
dem Meiſtbietenden zugeſchlagen wer-
den.
Der Theil des Preißes von dem Pfan-
de, welcher das, ſo dem Glaͤubiger zugehoͤrt,
uͤbertrift, wird der Ueberreſt (hyperocha)
genannt; welcher demnach dem Schuld-
ner zugehoͤrt.
Weil aber im Gegentheil
der Schuldner die gantze Schuld zu bezahlen
verbunden iſt; ſo muß er, was fehlt, hin-
zu thun, wofern vor das Pfand nicht
ſo viel geloͤſet wird, als die Schuld be-
traͤgt.

§. 698.
Von dem
Eigen-
thum ei-
ner ver-
pfaͤnde-
ten Sa-
che.

Weil derjenige, welcher eine Sache ver-
pfaͤndet, oder verhypotheciret, dem Glaͤubi-
ger nur das Recht ſie zu verkaufen unter der
Bedingung einraͤumet, wenn er anders die
Schuld nicht erhalten kann (§. 697.); ſo
bleibt die verpfaͤndete oder verhypo-
thecirte Sache ihm eigenthuͤmlich;

folglich kann er ſie veraͤuſſern (§. 257.):

Allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0518" n="482"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Theil 15. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">kaufen ko&#x0364;nne, wofern nicht die Schuld<lb/>
zu geho&#x0364;riger Zeit abgetragen wird,<lb/>
und daß er von dem Preiße &#x017F;o viel zu-<lb/>
ru&#x0364;cke behalten ko&#x0364;nne, als dazu hin-<lb/>
reicht, daß er befriediget wird, das<lb/>
u&#x0364;brige</hi> aber <hi rendition="#fr">dem Schuldner wiederge-<lb/>
geben werden muß</hi> (§. 271.). Und weil<lb/>
niemand betrogen werden darf (§. 286.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
muß bey dem Verkaufe des Pfandes<lb/>
aller Betrug vermieden werden;</hi> folg-<lb/>
lich <hi rendition="#fr">muß die Sache von erfahrnen und<lb/>
unpartheyi&#x017F;chen Per&#x017F;onen taxiret und<lb/>
dem Mei&#x017F;tbietenden zuge&#x017F;chlagen wer-<lb/>
den.</hi> Der Theil des Preißes von dem Pfan-<lb/>
de, welcher das, &#x017F;o dem Gla&#x0364;ubiger zugeho&#x0364;rt,<lb/>
u&#x0364;bertrift, wird <hi rendition="#fr">der Ueberre&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">(hyperocha)</hi><lb/>
genannt; <hi rendition="#fr">welcher</hi> demnach <hi rendition="#fr">dem Schuld-<lb/>
ner zugeho&#x0364;rt.</hi> Weil aber im Gegentheil<lb/>
der Schuldner die gantze Schuld zu bezahlen<lb/>
verbunden i&#x017F;t; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß er, was fehlt, hin-<lb/>
zu thun, wofern vor das Pfand nicht<lb/>
&#x017F;o viel gelo&#x0364;&#x017F;et wird, als die Schuld be-<lb/>
tra&#x0364;gt.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 698.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Eigen-<lb/>
thum ei-<lb/>
ner ver-<lb/>
pfa&#x0364;nde-<lb/>
ten Sa-<lb/>
che.</note>
              <p>Weil derjenige, welcher eine Sache ver-<lb/>
pfa&#x0364;ndet, oder verhypotheciret, dem Gla&#x0364;ubi-<lb/>
ger nur das Recht &#x017F;ie zu verkaufen unter der<lb/>
Bedingung einra&#x0364;umet, wenn er anders die<lb/>
Schuld nicht erhalten kann (§. 697.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
bleibt die verpfa&#x0364;ndete oder verhypo-<lb/>
thecirte Sache ihm eigenthu&#x0364;mlich;</hi><lb/>
folglich <hi rendition="#fr">kann er &#x017F;ie vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern</hi> (§. 257.):<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[482/0518] II. Theil 15. Hauptſtuͤck. kaufen koͤnne, wofern nicht die Schuld zu gehoͤriger Zeit abgetragen wird, und daß er von dem Preiße ſo viel zu- ruͤcke behalten koͤnne, als dazu hin- reicht, daß er befriediget wird, das uͤbrige aber dem Schuldner wiederge- geben werden muß (§. 271.). Und weil niemand betrogen werden darf (§. 286.); ſo muß bey dem Verkaufe des Pfandes aller Betrug vermieden werden; folg- lich muß die Sache von erfahrnen und unpartheyiſchen Perſonen taxiret und dem Meiſtbietenden zugeſchlagen wer- den. Der Theil des Preißes von dem Pfan- de, welcher das, ſo dem Glaͤubiger zugehoͤrt, uͤbertrift, wird der Ueberreſt (hyperocha) genannt; welcher demnach dem Schuld- ner zugehoͤrt. Weil aber im Gegentheil der Schuldner die gantze Schuld zu bezahlen verbunden iſt; ſo muß er, was fehlt, hin- zu thun, wofern vor das Pfand nicht ſo viel geloͤſet wird, als die Schuld be- traͤgt. §. 698. Weil derjenige, welcher eine Sache ver- pfaͤndet, oder verhypotheciret, dem Glaͤubi- ger nur das Recht ſie zu verkaufen unter der Bedingung einraͤumet, wenn er anders die Schuld nicht erhalten kann (§. 697.); ſo bleibt die verpfaͤndete oder verhypo- thecirte Sache ihm eigenthuͤmlich; folglich kann er ſie veraͤuſſern (§. 257.): Allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/518
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/518>, abgerufen am 22.11.2024.