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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 6. H. Von der Eröfnung
er am meisten zu sehen hat, bittet, daß er die
Wahrheit sage, oder entweder etwas thue,
oder unterlasse. Da man nun durch die Be-
schwörung einen andern ernstlich zu bewegen
sucht, die Wahrheit zu sagen, oder etwas zu
thun, oder nicht zu thun; so ist auch, wenn
uns, oder einem andern viel daran ge-
legen, daß einer die Wahrheit sage,
oder etwas entweder thue, oder un-
terlasse, der etwas zu thun, oder zu
unterlassen verbunden ist, die Beschwö-
rung erlaubt.
Eben dieses ist in demjeni-
gen Fall klar, in welchem man einen andern
anmahnen muß, etwas zu thun oder zu un-
terlassen.

§. 375.
Von der
höchsten
Betheu-
rung.

Die Betheurung bey dem Zeugnisse Got-
tes oder bey einer Sache, welche uns die lieb-
ste, oder von grosser Wichtigkeit ist, wird die
höchste Betheuerung genannt (contesta-
tio).
Es gehört also dieselbe zu denjenigen
Betheurungsformeln, welche dem Eide am
nächsten kommen (§. 361.).

§. 376.
Wenn ei-
ner, der
falsch
schwört,
nicht
meinei-
dig wird.

Weil der falsch schwöret, welcher schwört,
er wolle das thun, wozu er sich verbindlich
macht, ob er gleich nicht den Vorsatz hat es
zu thun; hingegen aber nicht meineidig ist,
wenn er seinen Vorsatz ändert und es thut (§.
371.); so ist auch der nicht meineidig,
der zwar falsch geschworen, aber sich

solches

II. Th. 6. H. Von der Eroͤfnung
er am meiſten zu ſehen hat, bittet, daß er die
Wahrheit ſage, oder entweder etwas thue,
oder unterlaſſe. Da man nun durch die Be-
ſchwoͤrung einen andern ernſtlich zu bewegen
ſucht, die Wahrheit zu ſagen, oder etwas zu
thun, oder nicht zu thun; ſo iſt auch, wenn
uns, oder einem andern viel daran ge-
legen, daß einer die Wahrheit ſage,
oder etwas entweder thue, oder un-
terlaſſe, der etwas zu thun, oder zu
unterlaſſen verbunden iſt, die Beſchwoͤ-
rung erlaubt.
Eben dieſes iſt in demjeni-
gen Fall klar, in welchem man einen andern
anmahnen muß, etwas zu thun oder zu un-
terlaſſen.

§. 375.
Von der
hoͤchſten
Betheu-
rung.

Die Betheurung bey dem Zeugniſſe Got-
tes oder bey einer Sache, welche uns die lieb-
ſte, oder von groſſer Wichtigkeit iſt, wird die
hoͤchſte Betheuerung genannt (conteſta-
tio).
Es gehoͤrt alſo dieſelbe zu denjenigen
Betheurungsformeln, welche dem Eide am
naͤchſten kommen (§. 361.).

§. 376.
Wenn ei-
ner, der
falſch
ſchwoͤrt,
nicht
meinei-
dig wird.

Weil der falſch ſchwoͤret, welcher ſchwoͤrt,
er wolle das thun, wozu er ſich verbindlich
macht, ob er gleich nicht den Vorſatz hat es
zu thun; hingegen aber nicht meineidig iſt,
wenn er ſeinen Vorſatz aͤndert und es thut (§.
371.); ſo iſt auch der nicht meineidig,
der zwar falſch geſchworen, aber ſich

ſolches
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[228/0264] II. Th. 6. H. Von der Eroͤfnung er am meiſten zu ſehen hat, bittet, daß er die Wahrheit ſage, oder entweder etwas thue, oder unterlaſſe. Da man nun durch die Be- ſchwoͤrung einen andern ernſtlich zu bewegen ſucht, die Wahrheit zu ſagen, oder etwas zu thun, oder nicht zu thun; ſo iſt auch, wenn uns, oder einem andern viel daran ge- legen, daß einer die Wahrheit ſage, oder etwas entweder thue, oder un- terlaſſe, der etwas zu thun, oder zu unterlaſſen verbunden iſt, die Beſchwoͤ- rung erlaubt. Eben dieſes iſt in demjeni- gen Fall klar, in welchem man einen andern anmahnen muß, etwas zu thun oder zu un- terlaſſen. §. 375. Die Betheurung bey dem Zeugniſſe Got- tes oder bey einer Sache, welche uns die lieb- ſte, oder von groſſer Wichtigkeit iſt, wird die hoͤchſte Betheuerung genannt (conteſta- tio). Es gehoͤrt alſo dieſelbe zu denjenigen Betheurungsformeln, welche dem Eide am naͤchſten kommen (§. 361.). §. 376. Weil der falſch ſchwoͤret, welcher ſchwoͤrt, er wolle das thun, wozu er ſich verbindlich macht, ob er gleich nicht den Vorſatz hat es zu thun; hingegen aber nicht meineidig iſt, wenn er ſeinen Vorſatz aͤndert und es thut (§. 371.); ſo iſt auch der nicht meineidig, der zwar falſch geſchworen, aber ſich ſolches

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/264>, abgerufen am 08.05.2024.