Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

etwas zu erhalten.
gemacht hat, und daß derjenige, der etwas
übergiebt, sich das Recht dazu vorbehalten
hat (§. 97.).

§. 333.

Ein Recht, welches man einem andern der-Von
dem, was
wan bitt-
weise hat.

gestalt eingeräumet, daß man es nach seinem
Gefallen wiederrufen kann, wird genannt ein
Recht, so man nur bittweise hat (pre-
carium).
Es ist also das nicht ein Recht,
welches man nur bittweise hat, wenn
eine gewisse Zeit dazu gesetzet wird,
wehrender welcher man es nicht wie-
derruffen darf;
indem man es alsdenn bis
auf eine gewisse Zeit giebt, und vor dersel-
ben nicht wiederfordern darf (§. 332.). Hin-
gegen ein Recht, welches man nur bitt-
weise hat, kann in jedem Augenblick
wiederruffen werden (§. 318.); und
man setzt dabey fest, daß derjenige, dem
es verwilliget wird, dem andern, der
es ihm giebt, sich verbindlich gemacht
habe, ihm die Sache gleich wieder zu
geben, so bald er sie nach seinem Ge-
fallen wiederfordert
(§. cit. und §. 97.).

§. 334.

Das Recht in einer Sache (jus in re)Von dem
Recht in
einer
Sache.

nennt man dasjenige, was wir in der Sache
selbst haben: folglich, da das Recht ein sittli-
ches Vermögen zu handeln ist (§. 46.), so
bestehet dasselbe in dem sittlichen Ver-
mögen, nach seinem Gefallen mit der
Sache selbst, oder einem Gebrauch,

oder

etwas zu erhalten.
gemacht hat, und daß derjenige, der etwas
uͤbergiebt, ſich das Recht dazu vorbehalten
hat (§. 97.).

§. 333.

Ein Recht, welches man einem andern der-Von
dem, was
wan bitt-
weiſe hat.

geſtalt eingeraͤumet, daß man es nach ſeinem
Gefallen wiederrufen kann, wird genannt ein
Recht, ſo man nur bittweiſe hat (pre-
carium).
Es iſt alſo das nicht ein Recht,
welches man nur bittweiſe hat, wenn
eine gewiſſe Zeit dazu geſetzet wird,
wehrender welcher man es nicht wie-
derruffen darf;
indem man es alsdenn bis
auf eine gewiſſe Zeit giebt, und vor derſel-
ben nicht wiederfordern darf (§. 332.). Hin-
gegen ein Recht, welches man nur bitt-
weiſe hat, kann in jedem Augenblick
wiederruffen werden (§. 318.); und
man ſetzt dabey feſt, daß derjenige, dem
es verwilliget wird, dem andern, der
es ihm giebt, ſich verbindlich gemacht
habe, ihm die Sache gleich wieder zu
geben, ſo bald er ſie nach ſeinem Ge-
fallen wiederfordert
(§. cit. und §. 97.).

§. 334.

Das Recht in einer Sache (jus in re)Von dem
Recht in
einer
Sache.

nennt man dasjenige, was wir in der Sache
ſelbſt haben: folglich, da das Recht ein ſittli-
ches Vermoͤgen zu handeln iſt (§. 46.), ſo
beſtehet daſſelbe in dem ſittlichen Ver-
moͤgen, nach ſeinem Gefallen mit der
Sache ſelbſt, oder einem Gebrauch,

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0241" n="205"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">etwas zu erhalten.</hi></fw><lb/>
gemacht hat, und daß derjenige, der etwas<lb/>
u&#x0364;bergiebt, &#x017F;ich das Recht dazu vorbehalten<lb/>
hat (§. 97.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 333.</head><lb/>
              <p>Ein Recht, welches man einem andern der-<note place="right">Von<lb/>
dem, was<lb/>
wan bitt-<lb/>
wei&#x017F;e hat.</note><lb/>
ge&#x017F;talt eingera&#x0364;umet, daß man es nach &#x017F;einem<lb/>
Gefallen wiederrufen kann, wird genannt ein<lb/><hi rendition="#fr">Recht, &#x017F;o man nur bittwei&#x017F;e hat</hi> <hi rendition="#aq">(pre-<lb/>
carium).</hi> <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#fr">das nicht ein Recht,<lb/>
welches man nur bittwei&#x017F;e hat, wenn<lb/>
eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit dazu ge&#x017F;etzet wird,<lb/>
wehrender welcher man es nicht wie-<lb/>
derruffen darf;</hi> indem man es alsdenn bis<lb/>
auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit giebt, und vor der&#x017F;el-<lb/>
ben nicht wiederfordern darf (§. 332.). Hin-<lb/>
gegen <hi rendition="#fr">ein Recht, welches man nur bitt-<lb/>
wei&#x017F;e hat, kann in jedem Augenblick<lb/>
wiederruffen werden (§. 318.); und<lb/>
man &#x017F;etzt dabey fe&#x017F;t, daß derjenige, dem<lb/>
es verwilliget wird, dem andern, der<lb/>
es ihm giebt, &#x017F;ich verbindlich gemacht<lb/>
habe, ihm die Sache gleich wieder zu<lb/>
geben, &#x017F;o bald er &#x017F;ie nach &#x017F;einem Ge-<lb/>
fallen wiederfordert</hi> (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi> und §. 97.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 334.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Das Recht in einer Sache</hi><hi rendition="#aq">(jus in re)</hi><note place="right">Von dem<lb/>
Recht in<lb/>
einer<lb/>
Sache.</note><lb/>
nennt man dasjenige, was wir in der Sache<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t haben: folglich, da das Recht ein &#x017F;ittli-<lb/>
ches Vermo&#x0364;gen zu handeln i&#x017F;t (§. 46.), &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">be&#x017F;tehet</hi> da&#x017F;&#x017F;elbe <hi rendition="#fr">in dem &#x017F;ittlichen Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen, nach &#x017F;einem Gefallen mit der<lb/>
Sache &#x017F;elb&#x017F;t, oder einem Gebrauch,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">oder</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0241] etwas zu erhalten. gemacht hat, und daß derjenige, der etwas uͤbergiebt, ſich das Recht dazu vorbehalten hat (§. 97.). §. 333. Ein Recht, welches man einem andern der- geſtalt eingeraͤumet, daß man es nach ſeinem Gefallen wiederrufen kann, wird genannt ein Recht, ſo man nur bittweiſe hat (pre- carium). Es iſt alſo das nicht ein Recht, welches man nur bittweiſe hat, wenn eine gewiſſe Zeit dazu geſetzet wird, wehrender welcher man es nicht wie- derruffen darf; indem man es alsdenn bis auf eine gewiſſe Zeit giebt, und vor derſel- ben nicht wiederfordern darf (§. 332.). Hin- gegen ein Recht, welches man nur bitt- weiſe hat, kann in jedem Augenblick wiederruffen werden (§. 318.); und man ſetzt dabey feſt, daß derjenige, dem es verwilliget wird, dem andern, der es ihm giebt, ſich verbindlich gemacht habe, ihm die Sache gleich wieder zu geben, ſo bald er ſie nach ſeinem Ge- fallen wiederfordert (§. cit. und §. 97.). Von dem, was wan bitt- weiſe hat. §. 334. Das Recht in einer Sache (jus in re) nennt man dasjenige, was wir in der Sache ſelbſt haben: folglich, da das Recht ein ſittli- ches Vermoͤgen zu handeln iſt (§. 46.), ſo beſtehet daſſelbe in dem ſittlichen Ver- moͤgen, nach ſeinem Gefallen mit der Sache ſelbſt, oder einem Gebrauch, oder Von dem Recht in einer Sache.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/241
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/241>, abgerufen am 23.11.2024.