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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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Unwahrscheinlichkeit der Hypothes.
Vors andere nicht der geringste Grund, wodurch
wir genöthiget würden, diese so unwahrscheinliche
Hypothese anzunehmen. Zum dritten endlich da-
durch, daß ich, wie ich versprochen habe, die wi-
der meine Theorie gemachte Schwierigkeiten auf-
löse, und folglich den Beweis nicht nur vor mei-
ne Theorie, sondern eben dadurch zugleich auch
mit vor die Epigenesis wieder herstelle, so weit
über dem allen noch besonders widerlegt, daß auch
keine Egoistische Ausflüchte mehr übrig bleiben.

Wenn Sie also die zween ersten Punkte von
der Unwahrscheinlichkeit der Hypothese, und von
dem Mangel eines hinlänglichen Grundes zu die-
ser unwahrscheinlichen Hypothese zurück zu gehn,
zusammen nehmen, so haben Sie den Gesichts-
punkt, aus dem ich diese Hypothesen vor dem
betrachtete. Wenn Sie den dritten Punkt noch
hinzuthun, so werden Sie dieselbe so sehen, wie
ich sie jetzo sehe.

Ein zweyter
Grund der
Unwahr-
scheinlichkeit
der Prädeli-
neation.

Jch hatte noch mehr Gründe wi-
der diese Hypothesen, die mir aber
theils wieder entfallen sind, theils auch
zu weitläuftig seyn würden, als daß
ich sie anführen könnte. Einer fällt
mir noch ein, den ich ziemlich kurtz
werde vorstellen können. Sie werden sich noch
erinnern, daß eine Evolution ein Phänomen war,
welches seinem Wesen nach gleich bey der Schö-
pfnng von Gott erschaffen, aber in einem unsicht-

baren

Unwahrſcheinlichkeit der Hypotheſ.
Vors andere nicht der geringſte Grund, wodurch
wir genoͤthiget wuͤrden, dieſe ſo unwahrſcheinliche
Hypotheſe anzunehmen. Zum dritten endlich da-
durch, daß ich, wie ich verſprochen habe, die wi-
der meine Theorie gemachte Schwierigkeiten auf-
loͤſe, und folglich den Beweis nicht nur vor mei-
ne Theorie, ſondern eben dadurch zugleich auch
mit vor die Epigeneſis wieder herſtelle, ſo weit
uͤber dem allen noch beſonders widerlegt, daß auch
keine Egoiſtiſche Ausfluͤchte mehr uͤbrig bleiben.

Wenn Sie alſo die zween erſten Punkte von
der Unwahrſcheinlichkeit der Hypotheſe, und von
dem Mangel eines hinlaͤnglichen Grundes zu die-
ſer unwahrſcheinlichen Hypotheſe zuruͤck zu gehn,
zuſammen nehmen, ſo haben Sie den Geſichts-
punkt, aus dem ich dieſe Hypotheſen vor dem
betrachtete. Wenn Sie den dritten Punkt noch
hinzuthun, ſo werden Sie dieſelbe ſo ſehen, wie
ich ſie jetzo ſehe.

Ein zweyter
Grund der
Unwahr-
ſcheinlichkeit
der Prädeli-
neation.

Jch hatte noch mehr Gruͤnde wi-
der dieſe Hypotheſen, die mir aber
theils wieder entfallen ſind, theils auch
zu weitlaͤuftig ſeyn wuͤrden, als daß
ich ſie anfuͤhren koͤnnte. Einer faͤllt
mir noch ein, den ich ziemlich kurtz
werde vorſtellen koͤnnen. Sie werden ſich noch
erinnern, daß eine Evolution ein Phaͤnomen war,
welches ſeinem Weſen nach gleich bey der Schoͤ-
pfnng von Gott erſchaffen, aber in einem unſicht-

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[72/0094] Unwahrſcheinlichkeit der Hypotheſ. Vors andere nicht der geringſte Grund, wodurch wir genoͤthiget wuͤrden, dieſe ſo unwahrſcheinliche Hypotheſe anzunehmen. Zum dritten endlich da- durch, daß ich, wie ich verſprochen habe, die wi- der meine Theorie gemachte Schwierigkeiten auf- loͤſe, und folglich den Beweis nicht nur vor mei- ne Theorie, ſondern eben dadurch zugleich auch mit vor die Epigeneſis wieder herſtelle, ſo weit uͤber dem allen noch beſonders widerlegt, daß auch keine Egoiſtiſche Ausfluͤchte mehr uͤbrig bleiben. Wenn Sie alſo die zween erſten Punkte von der Unwahrſcheinlichkeit der Hypotheſe, und von dem Mangel eines hinlaͤnglichen Grundes zu die- ſer unwahrſcheinlichen Hypotheſe zuruͤck zu gehn, zuſammen nehmen, ſo haben Sie den Geſichts- punkt, aus dem ich dieſe Hypotheſen vor dem betrachtete. Wenn Sie den dritten Punkt noch hinzuthun, ſo werden Sie dieſelbe ſo ſehen, wie ich ſie jetzo ſehe. Jch hatte noch mehr Gruͤnde wi- der dieſe Hypotheſen, die mir aber theils wieder entfallen ſind, theils auch zu weitlaͤuftig ſeyn wuͤrden, als daß ich ſie anfuͤhren koͤnnte. Einer faͤllt mir noch ein, den ich ziemlich kurtz werde vorſtellen koͤnnen. Sie werden ſich noch erinnern, daß eine Evolution ein Phaͤnomen war, welches ſeinem Weſen nach gleich bey der Schoͤ- pfnng von Gott erſchaffen, aber in einem unſicht- baren

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/94>, abgerufen am 06.05.2024.